Speyer Eine Frage der Mentalität

Der Sünder und der Torschütze: Alzeys Yannik Niemann (links), der die Rote Karte sah, gegen Daniel Eppel.
Der Sünder und der Torschütze: Alzeys Yannik Niemann (links), der die Rote Karte sah, gegen Daniel Eppel.

«Dudenhofen». „Die Mentalität entscheidet“. Dieser Satz stammt von Ex-Nationalspieler Matthias Sammer. Gestern Abend im Viertelfinale des Verbandspokals hat der FV Dudenhofen 53 Minuten lang gegen den RWO Alzey erfahren, was dieser Satz bedeutet.

Betretenes Schweigen herrschte nach dem Halbzeitpfiff rund um und auf dem Kunstrasen des FV Dudenhofen. Und irgendwie kamen sich die Gastgeber zu diesem Zeitpunkt wie im falschen Film vor. Der Tabellenzweite der Verbandsliga Südwest lag 0:1 gegen den 14. des Klassements hinten. Diese Mannschaft hatten die Gastgeber vor gerade einmal neun Tagen in deren Stadion mit 3:0 geschlagen. Ratlosigkeit herrschte in der Mannschaft, die mit gesenktem Kopf in die Kabine lief, während sich Co-Trainer Steffen Litzel, der an diesem Tag die Verantwortung trug, noch mit seinem gerade wiedergenesenen Cheftrainer Christian Schultz auf dem Kunstrasen beratschlagte. Was das Übungsleiterduo in diesem Moment ausbaldowerte, darf getrost ihr Geheimnis bleiben. Wichtig war, dass der FV Dudenhofen in der 53. Minute den Ausgleich durch Christopher Koch erzielte, der seinen alten Stürmerriecher wiedergefunden hat. Und dass Alzeys Yannik Niemann mit einem Revanchefoul an Paul Stock seiner Mannschaft einen Bärendienst erwies (55.). Dass die Rote Karte das Pendel endgültig in Richtung Dudenhofens ausschlagen ließ, mochte auch Litzel nach der Partie nicht verneinen. Wichtig war auch, dass der Gastgeber anschließend schnell seine alte Mentalität wiederentdeckte und sich mit Schwung daran machte, die Partie zu drehen. Zuvor war Alzey im Sinne des Spielstils das bessere Dudenhofen gewesen. Vom neuen Trainer Engelbert Klag klug eingestellt, hatten die Gäste aus einer stabilen Defensive heraus auf Fehler des Gegner gewartet. Yannik Wex hatte einen solchen in der 29. Minute zum 0:1 ausgenutzt. „Wir haben leider das 0:2 verpasst. Wer weiß, wie die Partie ausgegangen wäre“, sollte Klag später feststellen. Stattdessen legte Koch für Daniel Eppel auf, der das 2:1 (57.) nur zwei Minuten nach der Roten Karte erzielte. Dudenhofen bekam Oberwasser. „Wir haben über die Außenpositionen Druck aufgebaut“, erläuterte Litzel. Über die starke rechte Seite fiel nach dem zweiten auch der dritte Treffer, als der eingewechselte Julian Scharfenberger durchlief und Paul Stock im Zentrum bediente (83.). Aber auch Alzey zeigte trotz Unterzahl Moral: Ein langer Ball der Gäste erreichte den sträflich freien Mirco Müller, der den Ball zum 3:2 (84.) über den Scheitel gleiten ließ. Erst Tolga Barins 4:2 (88.) nach erneutem Scharfenberger-Zuspiel ließ die Gastgeber aufatmen. Die Erleichterung war spürbar. Ein Sieg der Mentalität.

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