Speyer Die Speyerer Adressen der Justiz

Das Amtsgericht Speyer war 1902 in das vom königlichen Bauamtmann Otto Baer errichtete mächtige Haus mit Nebentrakt und 1971 aufgelöste Gefängnis an der Ecke Wormser Straße/Hagedorngasse eingezogen. Dort stand ab dem 13. Jahrhundert der Johanniterhof der Komturei Heimbach bei Weingarten. Und dort soll 1291 der im Speyerer Dom zu Grabe getragene König Rudolf I. von Habsburg seine letzten Lebenstage verbracht haben. Vor 1879 hießen die in verschiedenen Speyerer Gebäuden unterbrachten höchsten Justiz-Sitze Zuchtpolizeigericht, Friedensgericht, Kantonsgericht, Tribunal, Palais de Justice und Maisons d’Arrêt, Bezirksgericht und Landgericht. Die Arrestanstalten lagen im Rathaus, wie auch im Mittelalter im Altpörtel, in der Ludwigstraße (dort wurde 1813 die „Erziehungsanstalt für verwahrloste jugendliche Personen“ gebaut) und an der Dreifaltigkeitskirche. In den 1860-ern geplant war der „Neubau eines Landgerichtsgebäudes mit Gefängnis am Landauer Tor“ geplant. Vor 1902 war das Amtsgericht samt Gefängnis in der Johannesstraße untergebracht. Aber nur in einem Viertel des dortigen Amtsgerichts hatte die eigentliche Gerichtsbarkeit Platz. Der große Rest war Gefängnis mit neun Arrestzellen, Nebenräumen und Wärterwohnungen im Erdgeschoss sowie neun Arrestzellen im Obergeschoss. Es gab einen Sitzungssaal, zwei Neben- und ein Zeugenzimmer. Je 14 Zellen und eine Großzelle dagegen gab es im Keller, ersten und zweiten Obergeschoss des Nebengebäudes des neuen, heute 102 Jahre alten Amtsgerichts. Die kleinen Zellen waren zwei Meter breit und drei Meter lang. Der letzte Insasse in der nach dem Volksmund „längschte Gass vun Speyer“ durfte 1960 das nach ihrem letzten Leiter „Pension Eschermann“ genannte Gefängnis verlassen. Nach Umbauten war dort von 1969 bis 1971 die Arrestanstalt für 31 Jugendliche beiderlei Geschlechts zwischen 14 und 21 Jahren untergebracht. Heute sind dort Zimmer der Amtsgerichtsverwaltung. (wk)

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