Speyer Dicke Bretter für den Süden

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„Die Gesprächsbereitschaft und die Offenheit sind sehr groß.“ Das ist das, was Paul Nowicki neben dem großen Einsatz vieler Ehrenamtlicher am positivsten einordnet. 2015 hat der katholische Diakon mit Mathias Münster von der Caritas Verbesserungen für den Vogelgesang angestoßen. Eine Einschränkung macht er bei seiner Zwischenbilanz gleich: „Das Problem ist immer die konkrete Umsetzung.“ Aus der Initiativgruppe heraus wurden Arbeitskreise gebildet. Einer davon befasst sich mit der Gründung des Stadtteilvereins Süd (wir berichteten), die im Herbst über die Bühne gehen soll. Es geht stets darum, den Stadtteil „jenseits“ der B 39 mit 6000 Einwohnern aufzuwerten. Dieser ist in den 1980er Jahren gewachsen, und ausgerechnet jetzt, da viele Bürger alt werden, ist fast jegliche Nahversorgungs-Infrastruktur abgebaut. Im Juli zieht die Sparkasse ihr Personal ab. Es muss etwas geschehen, da sind sich die Mitstreiter einig. Sie verbuchen schon einiges auf der Habenseite. Am weitesten gekommen ist bisher der Arbeitskreis für die Gründung des Stadtteilvereins, berichten im RHEINPFALZ-Gespräch Dieter Ludwig und Reimund Gebhard: Der Satzungsentwurf steht, Strukturideen gibt’s ebenso wie Kandidaten für Vorstandsämter. Ludwig rechnet aufgrund der bisherigen Resonanz mit 50 Gründungsmitgliedern. Helena Lischer führt den Arbeitskreis an, der sich um eine Aufwertung des Platzes der Stadt Ravenna kümmert. Beim Vogelgesangfest vor einigen Wochen – ein Tag mit gutem Zuspruch und toller Atmosphäre (Nowicki: „Ein Neustart für den Vogelgesang“) – wurden mit Groß und Klein Ideen gesammelt. Bolzplatz, Klettergerüst und Versteckmöglichkeiten stünden ganz oben auf der Liste. In den nächsten Wochen soll abgeklärt werden, was realistisch ist. Dicke Bretter bohren müssen die Arbeitskreise Nahversorgung und Bezahlbarer Wohnraum. Am Problem, dass sich nicht nur „Schlecker“ als lange größtes Geschäft verabschiedet hat, haben sich schon andere die Zähne ausgebissen. „Die Ladeneinheiten sind zu klein“, sagt Nowicki. Er hofft jetzt auf den politisch unterstützten Ansatz, einen Wochenmarkt zu etablieren. „Da darf die Stadt für einen Stand aber nicht wie bisher eine Gebühr von 60 Euro pro Tag verlangen, sonst wird nur Geld gewechselt“, mahnt Gebhard mehr Unterstützung an. Weitere Gespräche mit der Stadtspitze seien geplant. 175 Unterschriften zum Erhalt der Sparkassen-Filiale in ihrer heutigen Form haben die Aktiven vorige Woche an Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU) übergeben – ohne dass der ihnen Hoffnung auf ein Zurückrudern des kommunalen Kreditinstituts gemacht hätte. Bezahlbarer Wohnraum ist noch so ein leidiges Thema. „Die Chancen sind gering, hier mehr junge Familien anzusiedeln, wenn bei Quadratmetermieten von zehn Euro angesetzt wird“, so Nowicki. Die Arbeitsgruppe dazu plant Überzeugungsarbeit beim katholischen Siedlungswerk, das neben dem Priesterseminar ein neues Viertel entwickelt. Wunsch ist, dass es einen Teil der Wohnungen in der eigenen Hand behält und zu moderaten Preisen vermietet. Hier fehlt ebenfalls noch die Umsetzung, zumal Wohnraum auch im Vogelgesang begehrt ist, wie Nowicki weiß: „Schon jetzt soll es mehr Interessenten als verfügbare Wohnungen geben.“ Eine konkrete Hoffnung besteht darin, mit dem Verein stärker auftreten zu können. Zudem wäre dann eine „Hülle“ da, um Spenden etwa für einen neuen Spielplatz zu sammeln. Dann soll in zwei Jahren das politisch gewollte „Soziale-Stadt“-Projekt an den Start gehen, bei dem es Zuschüsse für Bauliches ebenso wie möglichst viele soziale „Mikroprojekte“ geben soll. Noch ist aus dem Rathaus nicht verkündet, ob der Vogelgesang und der Bereich um die Paul-Egell-Straße oder aber Vogelgesang plus Neuland als Aktionsbereich definiert werden. Für Nowicki ist klar: Das Neuland muss dabei sein. Dort gebe es ähnliche Probleme, das könne eine starke Achse werden. Die angeregte Brücke über die B 39 zur Egell-Straße hingegen wäre weniger effektiv, meint der Diakon: „Die Umgehungsstraße wird zu stark als Barriere empfunden.“

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