Speyer „Brahms klingt besser“

Wenn Ruth Hocke über Musik spricht, strahlen ihre Augen. Seit 25 Jahren ist sie Vorsitzende des Mozartchors Speyer. Schon früh in der Kindheit war ihr klar, ein Leben ohne Singen, das kann sie sich nicht vorstellen. Mittlerweile singt sie schon seit 50 Jahren. Am liebsten Brahms, nicht Mozart.

„Ich weiß nicht wie oft ich Brahms Requiem gesungen habe, aber bestimmte Passagen überwältigen mich immer wieder. Die Art des Klanges ist fantastisch“, schwärmt Hocke. Überraschende Harmonien und das manchmal etwas Schwermütige an Johannes Brahms beeindrucken sie. Im Mozartchor war Hocke nicht lange, bevor sie zur Vorsitzenden gewählt wurde. 1988 trat die sie dem Verein bei, 1989 übernahm sie das Amt. Ein Zerwürfnis zwischen dem damaligen Chorleiter und dem Vorsitzenden führte zu dessen Rücktritt. Die heute 65-Jährige entschied sich spontan, sein Erbe anzutreten. „Ich habe nichts bereut und mache das heute noch gern. Es wird mir im Chor auch gedankt. Es ist eines der wenigen Ämter, in denen man gelobt wird“, berichtet Hocke. Die Geselligkeit und gute zwischenmenschliche Stimmung im Chor seien ihr besonders wichtig. Mit acht Kollegen im Vorstand organisiert Hocke Konzerte, bespricht das Programm, kümmert sich um das Finanzielle. Immer wieder müssen Sponsoren gefunden werden. „Eigentlich rennen wir seit 25 Jahren dem Geld hinterher“, sagt sie lachend. Seit ihrem 15. Lebensjahr singt Hocke aktiv in Chören. Lange Zeit hat die Speyererin in der evangelischen Jugendkantorei der Pfälzischen Landeskirche und in der Kantorei von Diethelm Kaufmann, ehemaliger Speyerer Kirchenmusikdirektor, gesungen. Als Förderschullehrerin in Ludwigshafen und Mutter von zwei Kindern musste sie zehn Jahre aussetzen. „In der Passions- und in der Weihnachtszeit waren wir immer auf Achse. Das hätte sich mit der Familie und dem Beruf nicht vereinbaren lassen“, sagt Hocke. So ganz auf Musik und Gesang konnte sie dennoch nicht verzichten. Während der Schwangerschaft mit ihrem Sohn musste zweimal am Tag Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ ertönen – das habe sie einfach gebraucht. In einem Kammerchor und im Vokalkreis Mannheim hat sie neben ihrem Beruf zeitweise in Projekten gesungen. 1987 war Hocke wieder fest bei Kaufmann im Vokalkreis Speyer. Seit vergangenem Jahr ist Hocke nun in Pension. „Musik entspannt und ist tröstlich“, sagt sie. Wenn es ihr gut geht – das kommt sehr oft vor – hört sie klassische Musik. „Ich bin Beethoven-Fan. Von daher wäre es besser, der Chor würde Beethovenchor heißen“, scherzt sie. Mozarts Musik gebe ihr nicht soviel. Ein entscheidendes Kriterium für die Wahl des Komponisten sei die Verteilung der Chorstimmen. „Ich singe Alt. Bei den richtig klassischen Komponisten wie Mozart oder Bach sind Sopran und Bass die wichtigen Stimmen. Alt und Tenor sind da nur oft Klangfüllsel“, erklärt sie. Im Chor wird aktuell Joseph Haydns „Schöpfung“ geprobt. Das Werk dauert 105 Minuten. „Die Vorstellung, dass ich irgendwann zu alt zum Singen bin, beschäftigt mich schon“, gesteht sie. Irgendwann verliere die Stimme an Festigkeit. Aber Hocke bleibt dran: „Dann mache ich eben privat weiter.“

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