Speyer „Blaulicht alleine reicht nicht“

In Birkenheide haben sich manche Bürger wegen des Martinshorns der Feuerwehr gestört gefühlt – und sich beim Gemeinderat beschwert. Doch die Feuerwehr fährt nicht grundlos geräuschvoll durch die Straßen, so Kreisfeuerwehrinspekteur Uwe Speichermann im Interview mit Christian Treptow.

Ludwigshafen. In Birkenheide gibt’s offenbar Unmut darüber, dass die Feuerwehr nachts mit Sirene durch den Ort fährt. Was sagen Sie zu der Diskussion? Die kommt leider immer mal wieder auf, ist also nicht neu. Grundsätzlich kann man sagen, dass es immer von der Art des Einsatzes abhängt, ob das Martinshorn angemacht wird oder nicht. Wenn zum Beispiel „nur“ eine Katze aus einem Baum zu retten ist, wird sicherlich darauf verzichtet. Wenn aber zu befürchten ist, dass Menschen in Gefahr sind oder größere Umweltschäden auftreten können, dann muss das Sondersignal angemacht werden. Ärgern Sie sich, wenn solche Debatten dann geführt werden? Nein, ich nehme das hin und hake es ab. Der eine oder andere fühlt sich dann gestört, wenn wir im Einsatz sind und in der Nacht vor dem Schlafzimmer vorbeifahren. Vielleicht hat er die Nacht davor auch noch schlecht geschlafen … Es kommt aber selten vor. Nehmen Sie eine größere Wehr wie die in Schifferstadt. Die haben etwa alle zwei Tage einen Einsatz. Und davon sind nicht alle bei Nacht. Also im Schnitt alle vier, fünf Tage einmal. Und kleinere Wehren wie die in Birkenheide rücken noch seltener aus. Wie laut ist ein Martinshorn? Oh, die Dezibel kann ich Ihnen jetzt nicht sagen. Das ist auch abhängig von der Größe der Fahrzeuge. Wenn Sie einen großen Lkw nehmen und dann vor dem Schlafzimmerfenster die Pressluftfanfare einschalten, dann wachen Sie mit Sicherheit auf. Aber Sie schalten den Warnton ja nicht aus Jux und Tollerei ein … Stimmt. Offiziell müssen wir die Sirene eigentlich bei jeder Einsatzfahrt einschalten. Es könnte sein, dass Gefahren für Menschen oder höhere Sachwerte bestehen. Aber die meisten Fahrzeugführer machen das nicht, wägen ab, wenn es zu den einzelnen Einsätzen rausgeht. Heißt: Es wird schon Rücksicht genommen? Genau. Am Ende liegt es am Fahrzeugführer, also dem taktischen Leiter der Einheit, der in dem Fahrzeug sitzt. Aber unterm Strich müssen wir so schnell wie möglich an den Einsatzort. Wenn Sie ohne ausrücken würden? Das kann uns im Zweifel angelastet werden. Wir müssen auf dem schnellsten Weg die Einsatzstelle erreichen, müssen dabei unter Umständen die Verkehrsvorschriften außer Acht lassen. Damit dies aber zu keiner Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer führt, müssen wir uns bemerkbar machen. Sekunden können am Ende entscheidend sein. Stoppschilder sind nun mal da. Und wir als Feuerwehr dürfen nur drüber fahren, wenn das Sondersignal an ist. Nur das Blaulicht hilft uns da nicht. So ist das Gesetz. Glauben Sie mir, das Horn macht keiner gerne an. Das behindert auch uns in der Verständigung – im Auto wie beim Funk. (foto: privat)

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