Speyer Beraterin für straffällige Jugendliche: „In jedem steckt etwas Gutes“

Arbeitet für „Junge Menschen im Aufwind“: Stephanie Peritjatko.
Arbeitet für »Junge Menschen im Aufwind«: Stephanie Peritjatko.

Die stillen Helden: Stephanie Peritjatko über ihre Arbeit mit Jugendlichen, die auf die schiefe Bahn geraten sind.

Frau Peritjatko, welche Aufgaben übernehmen Sie in Ihrem Arbeitsalltag?
In meinem Arbeitsalltag begleite ich straffällig gewordene Jugendliche, Heranwachsende und junge Erwachsene, die gemeinnützige Arbeit ableisten müssen. Mit Projektarbeiten unterstütze ich die jungen Menschen auch über den justiziellen Auftrag hinaus im Lebensalltag, sowie bei der Ausbildungs- und Arbeitssuche. Ich stehe ihnen beratend zur Seite, informiere sie über weitere Angebote und stelle Kontakte zu den entsprechenden Stellen her. Ich unterstütze die jungen Menschen bei der Erweiterung ihrer Sozialkompetenzen, dem Finden eigener Ressourcen, der Stärkung ihres Selbstwertgefühls, dem Entwickeln neuer Perspektiven und erarbeite gemeinsam mit ihnen Möglichkeiten wie sie ihr Leben nachhaltig verändern können. Ich hole die jungen Menschen da ab, wo sie stehen und begleite sie ein Stück des Weges. Neben der Arbeit mit unserer Klientel gehören auch Verwaltungstätigkeiten, Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit und die Ausbildung von PraktikantInnen zu meinem Arbeitsfeld.

Was ist das Schwierigste daran?
Das Schwierigste an meiner Arbeit ist es, immer eine gute Balance zwischen Nähe und Distanz sowie Hilfe und Kontrolle zu halten, objektiv zu beraten, und es auch hinnehmen zu können, wenn die jungen Menschen „sich nicht helfen lassen möchten“ und ihren eingeschlagenen Weg weitergehen wollen. Die Akzeptanz unterschiedlicher Wert- und Normvorstellungen, auch wenn sie nicht gesellschaftskonform sind, gehört eben leider auch zu unserem Beruf. Ich kann nur denjenigen helfen, die Hilfe möchten. Schwierig ist auch manchmal einfach nicht weiterhelfen zu können, weil es aufgrund der Umstände nicht möglich ist.

Warum machen Sie es gerne?
Weil ich hierdurch Menschen in schweren Lebenslagen helfen kann. Jeder der jungen Menschen hat eine Geschichte, die es verdient, gehört und verstanden zu werden und jeder hat eine neue Chance verdient. In jedem dieser jungen Menschen steckt viel Gutes, das wert ist, entdeckt zu werden. Und alle haben eine Zukunft vor sich, die gut werden kann.

Wissen die Menschen Ihren Einsatz zu schätzen?
Ich erfahre viel Wertschätzung für meine Arbeit. Die größte Wertschätzung für mich ist allerdings ein Gruß der jungen Menschen, wenn sie mir außerhalb von JuMA begegnen.

Würden Sie gerne mal einen Tag mit Ihrer Chefin tauschen?
Da ich Teil des Leitungsteams bin, bin ich in gewisser Hinsicht meine eigene Chefin. Die Zusammenarbeit mit der Vorstandschaft unseres Trägervereins „Soziale Alternativen in der Bewährungshilfe Speyer“ ist so wertschätzend und auf Augenhöhe, dass mir ein Rollentausch für einen Tag nichts ausmachen würde. Da ich allerdings lieber an der Basis mitarbeite, kann gerne alles so bleiben wie es ist.

Was macht Ihren Job besonders?
Die Arbeit mit Menschen und die Vielfältigkeit macht meinen Job besonders. Kein Tag ist wie der andere. Es bleibt immer spannend, da wenig vorhersehbar ist. Es gibt immer viel Neues zu entdecken, zu erfahren, zu lernen, zu entwickeln. Die Arbeit ist ein sich stetig weiterentwickelnder Prozess.

Welchen Tipp würden Sie Anfängern mitgeben?
Die Anforderungen und Erwartungen an die jungen Menschen nicht zu hoch zu setzen und sich auch von Misserfolgen nie entmutigen zu lassen, sowie mit einer guten Portion Humor und dem nötigen Maß an Gelassenheit an die Arbeit zu gehen.

Zur Person

Stephanie Peritjatko (42) ist Staatlich anerkannte Erzieherin/ systemische Beraterin und seit November 2021 bei Junge Menschen im Aufwind (Juma) tätig. Zu ihren Hobbys zählen Karate, Tanzen, Motorrad fahren, viel Zeit mit Familie und Freunden verbringen.

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