Speyer Angst bei Dunkelheit

Für ein besseres Sicherheitsgefühl: Seit Januar sind mehr Polizeistreifen auf dem Platz unterwegs.
Für ein besseres Sicherheitsgefühl: Seit Januar sind mehr Polizeistreifen auf dem Platz unterwegs.

Laut Statistik ereignen sich am Berliner Platz und in seiner Umgebung 1,3 Straftaten am Tag. Bei täglich 44.000 Passanten will die Polizei nicht von einem Kriminalitätsschwerpunkt sprechen. Doch zwischen den Zahlen der Kriminalitätsstatistik und dem Sicherheitsgefühl der Bevölkerung klafft eine Lücke. Woher das mulmige Gefühl vieler Passanten auf dem Platz kommt, ist nun erstmals untersucht worden. Im Januar gab es deshalb eine sogenannte Sicherheitsbegehung. Polizei, Kommunalpolitiker, Vertreter von Verbänden wie dem Seniorenrat sowie „normale“ Bürger gingen zwischen 17 und 18.30 Uhr in kleinen Gruppen über den Berliner Platz und durch seine Umgebung. Grund für diese Uhrzeit: „Uns ging es bei der Befragung um die normale Bevölkerung, die in der Nacht dort nicht unterwegs ist“, sagt Polizeipräsident Thomas Ebling. 61 Teilnehmer an dem Rundgang haben danach einen Fragebogen ausgefüllt und abgegeben. Die Auswertung zeigt: Das Sicherheitsgefühl ist tagsüber anders als nach Einbruch der Dunkelheit. 71 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich tagsüber am Berliner Platz und in dessen Umgebung „sehr sicher“ fühlen. Doch nach Einbruch der Dunkelheit verändert sich die Gefühlslage: Nur noch 17 Prozent der Befragten fühlen sich dann noch „sehr sicher“, der Rest fühlt sich unsicher – in verschiedenen Abstufungen: 43 Prozent fühlen sich „eher unsicher“, 21 Prozent „unsicher“ und 19 Prozent „sehr unsicher“´. Es gibt dabei geografische Unterschiede: Insbesondere in der Bismarckstraße im Bereich des Bistros „Alex“ sowie an der Straßenbahnhaltestelle hat die Mehrheit der Befragten auch in den Abendstunden keine Angst. Die Problemzonen sind am Rheinufer, am Platanenhain, im Umfeld der Walzmühl-Passage und am Übergang zum Rheinufer. „Die Befragung zeigt eine Verbindung von Angstgefühlen und fehlender Beleuchtung“, meinen Seyda Togan und Elisabeth Jenka von der Polizei, die alle Fragebögen ausgewertet haben. Die Befragten regten eine deutlich hellere Beleuchtung am Rheinufer, am Platanenhain, im Umfeld der Walzmühle und am Übergang zum Rheinufer an. Auch herumliegender Müll und die Optik des Umfelds (Kneipen und Wettbüros) wurden moniert. Falschparker sowie die fehlenden Trennungen zwischen Straßenbahngleisen, Busspuren und Fußgängerwegen wurden ebenso kritisiert. Einzelne wünschten sich mehr Präsenz der Polizei, bessere Geschäfte und mehr Grünflächen. Für Unbehagen sorgten auch die „Metropol“-Baugrube sowie eine Trinkerszene und Gruppen junger Männer mit Migrationshintergrund. Alle Faktoren führen zusammen mit dem schlechten Image des Berliner Platzes und der Medienberichterstattung über Straftaten dazu, dass es bei den Befragten Ängste gibt, Opfer einer Straftat zu werden. Raub, Diebstahl, Körperverletzungen, Beleidigungen oder Betrug rangieren ganz oben bei den Befürchtungen. Dabei seien im vergangenen Jahr nur vier Raubdelikte und 24 Beleidigungen registriert worden, sagen die Polizistinnen. „Bei anderen Delikten passen Gefühl und tatsächliche Gefährdung eher zusammen“, meinen die Beamtinnen. So seien 71 Diebstähle und 120 Körperverletzungen registriert worden. Doch die Mehrzahl der Delikte finde nach Mitternacht statt. Die Umfrageergebnisse müssen ernst genommen werden, sind sich Polizeichef Ebling und Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD) einig. Die Polizei überlegt, ihre Präsenz auf dem Platz zu verstärken. Die Stadt will die Straßensozialarbeit vor Ort ausbauen und bei der Beleuchtung nachbessern. Auch die Gestaltung des Platzes soll langfristig verbessert werden, doch zuvor müsse erst die Bebauung abgeschlossen werden, sagte Steeg im Rat für Kriminalitätsverhütung, der die Umfrage angeregt hatte.

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