Speyer Abschied vom Bahnhofstraum

Der alte Bahnhof in Heiligenstein wird verkauft. Das hat der Römerberger Ortsgemeinderat am Dienstagabend ohne Gegenstimme beschlossen.

Die CDU hatte den Verkauf des gemeindeeigenen Anwesens beantragt. „Wir haben es uns nicht leicht gemacht“, sagte Fraktionssprecher Mathias Müller mit Blick auf die lange Diskussion über die Nutzung des markanten Gebäudes. Wie berichtet, gab es Pläne, die gemeindeeigene Immobilie zu einem „Kulturbahnhof“ zu entwickeln, in dem Ausstellungen, Lesungen und Konzerte stattfinden sollten. Das Problem: Der 1898 gebaute Bahnhof ist marode, die Kosten für das Konzept wurden auf rund eine Million Euro geschätzt. Nach Einschätzung aller Ratsfraktionen war dies nicht finanzierbar. CDU-Sprecher Müller verwies darauf, dass sich die Diskussion über Nutzungsmöglichkeiten im Kreis gedreht habe: „Wir haben keine vernünftige Alternative gefunden.“ Es sei gegenüber dem Bürger nicht zu verantworten, weiter abzuwarten, schließlich „verfällt das Gebäude zusehends“. Zwei Bedingungen sollen laut CDU bei einem Verkauf erfüllt sein: Der Käufer müsse garantieren, dass er die Erscheinungsform des Bahnhofs erhalte. Außerdem soll der Kaufpreis zumindest die bisherigen Investitionen der Gemeinde decken. Auch Jürgen Schall bedauerte im Namen der Grünen-Fraktion, dass ein „Kulturbahnhof“ nicht realisierbar sei: „Es ist tatsächlich so, dass die Kassenlage es nicht zulässt.“ Schall plädierte dafür, vor dem Verkauf den Wert des Anwesens in einem Gutachten zu ermitteln. „Sehr schade“, fand auch Volker Hartmann (SPD), aber die Kosten seien nicht tragbar. Ohne Gegenstimme billigte der Rat dann den CDU-Antrag. Lediglich Günter Walburg (CDU) enthielt sich. Der Mechtersheimer begründete dies damit, dass ihm das Gebäude sehr am Herzen liege. Andererseits kenne er natürlich das Kostenargument. In der Einwohnerfragestunde zu Beginn der Ratssitzung hatte sich Roland Hacker, der Vorsitzende des Kunst- und Kulturvereins, zu Wort gemeldet. Der Verein war treibende Kraft bei den Planungen für den „Kulturbahnhof“ gewesen. Hacker sagte, er sei von den Verkaufsabsichten überrascht worden. Er wollte wissen, ob es im Vorfeld dazu Sitzungen und Gespräche gegeben habe, wie es zugesagt worden sei. Ortsbürgermeister Manfred Scharfenberger (CDU) antwortete, dass es laut Gemeindeordnung nicht zulässig sei, in der Einwohnerfragestunde Themen zu behandeln, die Gegenstand der Ratssitzung seien. Er bot Hacker aber ein persönliches Gespräch an. Der Verkauf des alten Bahnhofs könnte möglicherweise recht schnell über die Bühne gehen. Wilfried Röther (CDU) berichtete, dass sich bei ihm bereits ein Interessent gemeldet habe. Weitere Angaben machte Röther dazu nicht. (snf)

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