Speyer Und immer grüßt der Totengräber

Mit der Routine einer langen Laufbahn: Unser oberes Bild entstand beim Konzert am 12. Januar 2013 in Speyer. Darunter: Chris Bol
Mit der Routine einer langen Laufbahn: Unser oberes Bild entstand beim Konzert am 12. Januar 2013 in Speyer. Darunter: Chris Boltendahl bei einem Auftritt vor zehn Jahren.

Eine der dienstältesten deutschen Heavy-Metal-Gruppen ist Doro Pesch und Powerwolf hart auf den Fersen, wenn es um die Frequenz von Konzerten in Speyer geht: In den vergangenen elf Jahren waren Grave Digger fünfmal in der Halle 101 zu Gast.

Die Band aus Gladbeck im Ruhrgebiet besteht seit Ende 1980 und macht bis heute aus ihrer Vorliebe für deutschen Metal der frühen 80er Jahre keinen Hehl. Aus der Gründungsformation ist nur noch Sänger Chris Boltendahl übrig geblieben, an Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug gab es diverse Personalwechsel. So stellte Boltendahl am 2. November 2007 gleich zu Beginn fest, es sei eine Schande, dass die Band es erst nach 27 Jahren nach Speyer geschafft habe. Darüber hinaus ermahnte der Frontmann nach wenigen Stücken einige Zuschauer, sich nicht per „Stagediving“ in die erste Reihe zu mogeln – und die hielten sich daran. Zwei Stunden lang präsentierte die Metal-Band einen Querschnitt ihrer bis dahin veröffentlichten Alben. Dazu zählen neben dem Debüt „Heavy Metal Breakdown“ von 1984 die Mittelalter-Trilogie „Tunes Of War“, „Knights Of The Cross“ und „Excalibur“ sowie Konzeptalben zu Edgar Allan Poe und Richard Wagners „Ring des Nibelungen“. Rund 800 Fans waren am 23. Januar 2009 dabei, als die inzwischen zum Sextett angewachsene Formation gegen 22.30 Uhr ihre Heavy-Metal-Party eröffnete. 19 Songs gab’s an diesem Abend bis kurz nach Mitternacht zu hören. Dass es in vielen davon um Kampf, Rebellion, Blutvergießen und Tod geht, störte niemanden. In einem RHEINPFALZ-Interview sprach Chris Boltendahl zwei Jahre später davon, dass die Grave-Digger-Fans zuletzt deutlich jünger geworden seien. „Bei unseren Auftritten, die wir gerade in Russland gemacht haben, standen einige 16-jährige, kreischende Mädchen in der ersten Reihe. Das ist für einen 49-jährigen Metalsänger mit leicht ergrauten, langen Haaren zwar eine schöne Sache, hat aber gleichzeitig etwas Bizarres“, sagte der 1962 geborene Musiker. Wiederum rund 800 Zuschauer bevölkerten die Halle 101 am 25. März 2011, als Grave Digger zum dritten Mal zur Tat schritten. Im Mittelpunkt stand das einige Monate zuvor veröffentlichte Album „The Clans Will Rise Again“, mit dem die Band sich dem Leben und Sterben in den schottischen Highlands widmete. Als die Gladbecker „Totengräber“ am 12. Januar 2013 wieder in Speyer Station machten, lockten sie gut 600 Zuschauer in die Halle 101. Eher enttäuschend fiel die Publikumsresonanz dagegen beim fünften Konzert am 21. November 2014 aus. Eine Erklärung für den schwachen Zuspruch an diesem Freitagabend: Zeitgleich trat die britische Formation Saxon in der ausverkauften Alten Seilerei Mannheim auf – mit Blick auf sich überschneidende Zielgruppen vielleicht eine zu starke Konkurrenz. Chris Boltendahl und seine Kollegen ließen sich jedoch nichts anmerken und absolvierten ihr Programm mit aller Routine einer langen Laufbahn. Das 20. Grave-Digger-Studioalbum „The Living Dead“ ist am 14. September erschienen. Eine ausgedehnte Tournee ist im Januar geplant. Nächstgelegener Konzerttermin ist am 16. Januar in der Saarbrücker Garage. Kontakt —Jetzt sind Sie gefragt, liebe Leser: Waren Sie bei diesen Konzerten dabei? Verbinden Sie eine Erinnerung mit Grave Digger? Und wer sollte Ihrer Meinung nach unbedingt einmal (oder vielleicht auch noch einmal) in Speyer auftreten? —Schreiben Sie uns doch mal unter der E-Mail-Adresse redspe@rheinpfalz.de unter dem Betreff „Rock’n’Roll“ oder auf Facebook. Die spannendsten Beiträge greifen wir im Laufe unserer Serie auf.

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