Speyer Informationen und Profile

Mit der kommenden Ausstellung „Die Summe meiner Daten“ leistet Elias Wessel einen Beitrag zur Zukunftsinitiative und Digitalstrategie des Landes Rheinland-Pfalz – und zum 50. Jubiläum des Kunstvereins Speyer. Die Idee zur Ausstellung ist jedoch lange vorher entstanden – durch kontinuierliche Auseinandersetzung des hier aufgewachsenen und in New York lebenden Künstlers mit dem Thema „Digitalisierung“.

Einen Anstoß hat das Symposium „Zur Rolle des Künstlers im digitalen Zeitalter“ 2016 in New York gegeben; ein Fallbeispiel hat deutlich gemacht, wie Informationen über Nutzer von Smartphones verwendet werden können, heißt es im Exposé zur Ausstellung: Gerade mal 20 Minuten Zeit und den Zugang zu einer einzigen App hätten die Experten gebraucht, um ein detailliertes Bild von einem der Anwesenden zu bekommen; ein paar scheinbar belanglose Informationen seien ausgelesen, ein klares, tief in die Privatsphäre vordringendes Profil sei erstellt worden. Dass Daten zu politischen und wirtschaftlichen Zwecken genutzt werden, ist nicht neu, wie der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf und der Facebook-Skandal zeigen. „Erschreckend daran ist das schwindende Bewusstsein für diese Tatsache – insbesondere seitens der Generation, die mit Social Media, Smartphones und Apps zur Welt kommt und mit Hilfe von Internet und fortgeschrittener Technologie heranwächst“, so Wessel, der in Vorträgen – beispielsweise am Fashion Institute of Technology (FIT) und an der New York University (NYU) – und in Ausstellungen darauf hinweist, dass die Verwendung digitaler Geräte mittlerweile eine Selbstverständlichkeit sei und immer weniger hinterfragt werde. Das tut er auch in seiner Ausstellung vom 2. Dezember bis 13. Januar im Kulturhof Flachsgasse: Fingerabdrücke, Schlieren und Spuren, die aus der alltäglichen Verwendung digitaler Geräte mit berührungsempfindlichen Bildschirmen hervorgehen, münden in großformatige, malerische Fotografien. Darin dokumentiert Wessel die Gleichzeitigkeit von Digitalisierung, Überwachung und Identität. Wessels Arbeiten lenken die Aufmerksamkeit auf den Gebrauch gesammelter Informationen – zu einer Zeit, in der weltweit Chancen, Herausforderungen und Risiken der Digitalisierung diskutiert werden, wie es im Exposé heißt. „Permanent werden persönliche Daten erfasst, wird das Individuum identifizierbar gemacht. Doch die Angst vor dem ,gläsernen Bürger’ wie bei der Volkszählung 1987 in der Bundesrepublik scheint im Zeitalter der Digitalisierung kaum noch präsent; selbst der Cambridge-Analytica-Skandal um millionenfach weitergegebene Daten scheint die Facebook-Nutzer kaum zu verunsichern.“ Während also gesammelte Informationen und daraus entwickelte Profile zu politischen und wirtschaftlichen Zwecken genutzt werden, nutzt Wessel die sich auf den Displays abzeichnenden Strukturen zur Bildgewinnung: „Obwohl die abstrakten Werke nicht als unmittelbare Darstellungen von Individuen betrachtet werden können, enthalten sie ein klares Bild, das auf die analoge Spur eines Individuums zurückzuführen ist“, heißt es. „Daher gerieren sich die Arbeiten nicht nur als abstrakte Porträts einer erweiterten fotografischen Sprache, sondern initiieren auch einen Diskurs über gesellschaftliche Herausforderungen, die mit der Digitalisierung einhergehen.“

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