Rödersheim-Gronau Zwei Mädels steigen aufs „Bänkel“

Kleine Bühnenprofis: Leonie Eckert (links) und Frida Fürst.
Kleine Bühnenprofis: Leonie Eckert (links) und Frida Fürst.

Mutige Mädchen braucht die Fasnacht! Zwei von ihnen sind Leonie Eckert und Frida Fürst. Sie halten die Tradition des Bänkelgesangs hoch und treten bei der Kinderfasnacht auf. Die trauen sich ja was, denkt man da. Von wegen – die zwei können ihren Auftritt kaum erwarten.

„Ja, ja, ja ach ja; s’is traurisch aber wahr …“, trällern Frida Fürst und Leonie Eckert aus voller Brust, Chorleiterin Katja Oberlies begleitet sie bei der Probe am Akkordeon. Der Text sitzt, die beiden müssen kaum aufs Blatt spitzeln. Sie haben richtig Spaß und schunkeln sich ein. Ob das auch noch am Sonntag bei der Kinderfasnacht des MGV Frohsinn so leicht sein wird? „Na klar“, verkünden die beiden wie aus einem Mund. Sie können ihren Auftritt kaum erwarten. Mit ihren neun Jahren sind die Mädchen bereits bühnenerprobt. Seit vielen Jahren singen sie bei den Frohsinn-Kids, sind schon auf großen und kleinen Bühnen aufgetreten. Doch ganz vorn allein singen, während Hunderte von Augenpaaren einen anschauen – das ist ja etwas anderes. „Wir haben das ja schon letztes Jahr gemacht“, sagt Leonie ganz souverän. „Aber ein bisschen Lampenfieber hatte ich schon“, gibt Frida zu, obwohl sie schon mit vier Jahren eine Büttenrede gehalten hat. Und Leonie war kaum älter, als sie das erste Mal auf der Bühne stand.

Geübt wird auch zu Hause

Damit das Lampenfieber nicht allzu zu hoch wird, üben die beiden schon seit Oktober fleißig – auch zu Hause. Da trifft es sich gut, dass die Freundinnen gar nicht weit voneinander entfernt wohnen. „Das ist ja ein ganz schön langer Text“, sagt Leonie und Frida nickt: „Aber jetzt können wir ihn schon richtig gut.“ Vielleicht lag es auch am „Publikum“ zu Hause - da waren nicht nur ihre Geschwister, sondern auch ihre vielen Haustiere. Beide haben einen Hund und Katzen. „Unsere Katze Sansa läuft immer weg“, erzählt Frida. Ob es am Bänkelgesang gelegen hat? Sie lacht: „Nein, die ist nur ängstlich!“

Geschrieben hat den Text die Frohsinn-Chefin persönlich: Sylvia Gerdon-Schaa. Und auch wenn Kinder ihn vortragen, es bleibt ein typischer Bänkelgesang. Bis ins 19. Jahrhundert verbreiteten Bänkelsänger auf Jahrmärkten oder Festen sensationelle Geschichten gepaart mit Kritik. Dabei stellten sie sich aufs „Bänkel“, um besser gesehen zu werden. In der Fastnacht sind diese Liedvorträge, die eingängige Melodien und Refrains haben, vor allem in der schwäbisch-alemannischen Fasnacht bekannt. „In unserem Bänkelgesang singen wir darüber, was in unserem Dorf passiert ist, was nicht so gut ist und was wir uns wünschen“, erklärt Frida. „Genau“, stimmt ihre Freundin ihr zu und ergänzt: „Und das auf Pfälzisch!“

Mama übersetzt

Das war manchmal richtig schwierig, denn: Pfälzisch reden und hören sei viel einfacher, als in Pfälzisch lesen, berichten sie. „Aber Mama hat dann übersetzt und erklärt“, sagt Frida und gibt zu: „So richtiges Pfälzisch spreche ich gar nicht“. Aber das hat die beiden nicht entmutigt.

Über was sie genau singen, wollen sie natürlich noch nicht verraten, es soll ja eine Überraschung sein. Nur eines: „Wir bitten um ein Karussell für uns Kinder auf der nächsten Kerwe“, erzählt Leonie. Na dann wäre es doch prima, wenn der Bänkelgesang funktioniert wie früher, alle erfahren davon. Zur Not können sie es auch noch ihren vielen Freunden erzählen, denn die beiden singen nicht nur beim Frohsinn, sie sind auch in der Akrobatik-Gruppe des TuS Gronau. „Da haben wir schon bei der großen Show „Feuer und Flamme“ mitgemacht“, erzählt Frida stolz. Außerdem voltigiert sie in ihrer Freizeit und spielt Klavier. „Später möchte ich vielleicht mal Musiklehrerin werden.“ Leonie liebt es, auf der Bühne zu stehen, darum möchte sie Sängerin werden. Zurzeit hört sie die Songs von Nina Chuba und Lea am liebsten. „Aber ich mag auch andere Musik“, sagt sie.

Applaus fördert Selbstbewusstsein

Zum Beispiel die, die zur Fasnacht gespielt wird. Dass die Kinder damit überhaupt in Berührung kommen, ist den vielen Fasnachtsvereinen und Vereinen wie dem MGV Frohsinn zu verdanken. Spielerisch und in der Gemeinschaft werden Traditionen wie der Bänkelgesang weitergegeben. Katja Oberlies ist stellvertretende Vorsitzende des MGV, leitet seit 2007 den Kinderchor und organisiert die Kinderfasnacht. Anders als bei den meisten Chorauftritten haben die Nachwuchssänger in der Fasnacht die Möglichkeit, in andere Rollen zu schlüpfen, zu tanzen und zu singen, eine Rede zu halten, zu moderieren oder einen Sketch aufzuführen. „Es gibt Kinder, die sind sofort dabei, die wollen auf die Bühne“, weiß sie. Andere hingegen seien eher schüchtern. „Dann ermutigen wir sie, und das brauchen sie auch.“ Der Applaus sei dann nicht nur eine Bestätigung, er fördere auch das Selbstbewusstsein. Vor vielen Menschen sprechen zu können, das stärke die Kinder auch für andere Bereiche, etwa für die Schule oder das spätere Berufsleben.

Vor allem aber ist bei der Fasnacht der riesige Spaß, sich zu verkleiden. Frida verrät, als was sie geht: „Als Barbie, wie die aus dem Film!“ Leonie schwankt noch: Sie wird sich als Fee oder Elfe verkleiden. Als Bänkelsängerinnen werden die beiden aber in einer anderen Verkleidung auftreten. Und die wird aber wirklich noch nicht verraten.

Termin

Kinderfasnacht im Sängerheim des MGV Frohsinn am Sonntag, 4. Februar, 15.11 Uhr, Eintritt: 4 Euro.

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