Rhein-Pfalz Kreis Torte mit Kerzen

Schon das Modell des Hochhauses misst zwei Meter. In der Realität soll es 105 Meter hoch werden.
Schon das Modell des Hochhauses misst zwei Meter. In der Realität soll es 105 Meter hoch werden.

„Metropol (M) – Neuentwurf für den Berliner Platz“: Unter diesem Titel hat Stefan Dolch seine Pläne für ein 105 Meter hohes „Wohn-, Geschäfts- und Event-Hochhaus“ in Ludwigshafen präsentiert. Das ursprünglich dort vorgesehene Projekt von Investor Günther Tetzner hält der Maschinenbauingenieur im Vorruhestand für gescheitert. Eindrücke von einem skurrilen Abend.

Ist das ein Spinner oder meint der das ernst? Diese Frage haben sich wohl einige der gut 30 Zuhörer im Gesundheitszentrum Lusanum gestellt, die den 90-minütigen Vortrag von Stefan Dolch am Donnerstag verfolgt haben. „Ich möchte nur Gutes für den Berliner Platz“, sagt der 56-Jährige. Dolch spricht von einem „Gemeinschaftsprojekt für die Bürger der Region“, weist auf eine entstehende Website sowie auf die Gründung einer Stiftung hin, für die er bereits ein Konto eingerichtet hat. Mit deren Hilfe soll das Vorhaben finanziert werden: gespeist durch Spenden, eigenes Vermögen, spätere Mieteinnahmen und Veranstaltungserlöse. Konkrete Kosten nennt der gebürtige Ludwigshafener, der im Stadtteil Süd lebt, nicht. Aber günstiger als das auf 70 Millionen Euro geschätzte ursprüngliche „Metropol“-Projekt von Bauherr Günther Tetzner, das seit Jahren auf Eis liegt, sei sein Alternativmodell allemal. Es gehe ihm auch um kulturelle Aspekte und eine Botschaft, die von dem Hochhaus ausgesendet werden soll, sagt Dolch: „M“ wie Mir, auf Russisch: Frieden. Dolch doziert wie ein Businessmanager. Mit einem Projektor wirft er Skizzen und Pläne auf eine Leinwand. „Torte mit Kerzen“ nennt er in Anspielung auf die abgerissene „Tortenschachtel“ seinen Entwurf, für den er am 10. Dezember einen Bauantrag bei der Verwaltung eingereicht hat. In seinem „persönlichen Profil“ verweist er auf 28 Jahre Industrieerfahrung. Seine berufliche Vita klingt beeindruckend: Ingenieur, Konstrukteur, Fachbuchautor, Fluggeräteentwickler, Dozent, Unternehmer im Nebenerwerb (30 Patentanmeldungen), ehemaliger Leiter des Konstruktionsbüros Forschung beim Chemiekonzern BASF, den er 2015 verlassen hat. Selbst der „Spiegel“ hat 2004 über den Tüftler berichtet, genauer gesagt: über „das fliegende Auge von Stefan Dolch“ – einen „Air-Robot“ genannten Mikrohubschrauber. Futuristisch muten auch Dolchs Hochhauspläne an: 105 Meter hoch, 22 Etagen, 306 Wohn- und 55 Büroeinheiten. In den Stockwerken 21 und 22 ist auf zwei Ebenen ein Besucherzentrum vorgesehen mit einem Kino- und Veranstaltungsraum (826 Plätze), einem Vortragssaal, zwei Galerien, einem Café und einem Shop. In die 1900 Quadratmeter große Dachterrasse mit einem Zeltdach als weithin sichtbares Symbol sollen drei Treppenhäuser und zwei Aufzüge führen, in die sogar Autos passen. Drei Pavillons, ein Bühnenlift, ein Landeplatz für einen Elektrohubschrauber sowie ein 100 Meter langer Panoramaweg ergänzen das Ganze. Zudem soll es eine Pfalz-Plattform mit Glasboden, Rutschstangen sowie acht Panoramaräume geben – inklusive Abseileinrichtungen. Der obere Gebäudeteil ist 20 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 52, der untere einen Durchmesser von 38 Metern. Das „Nullheizenergiehaus“, laut Dolch eine Weltneuheit, soll über Wärme gespeist werden, die Menschen und Elektrogeräte abgeben. Sein Kern soll aus Massivholz bestehen, die hinterlüftete Fassade aus Kunststoff oder dünnen Aluverbundplatten. Den Bunker im Untergrund will Dolch als Kulturdenkmal erhalten, dort eine Tiefgarage mit zwölf E-Autos plus Carsharing einrichten und ihn als Fundament nutzen. An dem Bunker mit seinen drei Meter dicken Wänden sei Tetzner „bautechnisch gescheitert“, da sich dieser weder abreißen noch sprengen lasse, so Dolch. Tetzner und sein neuer Partner TE Management aus München haben vor Kurzem vom Stadtrat eine Fristverlängerung für die Umsetzung des bereits 2014 gestarteten Bauprojekts erhalten. Auf eine Anfrage nach dem Kaufpreis für das Gelände habe der 74-Jährige bisher nicht reagiert, berichtet Dolch. Am Ende räumt er ein, dass er mehr Gäste erwartet und sich auch eine größere Resonanz aus der Politik gewünscht habe. Nur zwei Vertreter aus dem Stadtrat hören ihm zu: Andreas Kühner und Andreas Hofmeister von den Liberal-Konservativen Reformern (LKR). Ersterer kommentiert Dolchs Auftritt so: „Zwischen Genie und Wahnsinn.“ Sein Kollege meint: „Er plant auf einem fremden Grundstück. Das ist eine Wolkenplanung.“

Mit Headset: Stefan Dolch.
Mit Headset: Stefan Dolch.
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