Rhein-Pfalz Kreis Teilladen, fertigladen, entsichern

Schifferstadt. Zum dritten Mal hat die Speyerer Patenkompanie der Stadt Schifferstadt Gäste an die Waffen gelassen. Es war gleichzeitig die letzte Veranstaltung dieser Art. Denn das Bataillon, zu dem die Kompanie gehört, wird aufgelöst. Der Bundeswehr-Standort Speyer wird 2016 geschlossen.

Teilladen, fertigladen, entsichern. Ein Gewehr, ein G36, durften die Gäste der Patenkompanie abfeuern. Doch das ist, anders als im Film, mehr als nur locker den Finger am Abzug zu haben. Neben der richtigen Haltung gibt es viel zu beachten. Viele kleine Schritte, bis dann hoffentlich ein Treffer angezeigt wird. Für viele Gäste war es nicht der erste Besuch auf dem Schießplatz, der zur Germersheimer Hans-Graf-von-Sponeck-Kaserne gehört. Wolfgang Knobloch zum Beispiel. Der Vorsitzende der Kultur- und Sportvereinigung (KuS) war früher selbst beim Bund, wie er erzählt. Er freute sich, wieder ein Gewehr in der Hand zu haben. Ihm ist die Kameradschaft und Kontaktpflege wichtig. „Man kann viel in der Zeitung über die Bundeswehr lesen, aber es selbst zu sehen und zu reden, ist eine ganz andere Erfahrung.“ Jede der in der Speyerer Kurpfalzkaserne stationierten sechs Kompanien ist patenschaftlich mit einer Nachbargemeinde verbunden. Doch Ende des Jahres wird das Bataillon aufgelöst, der Standort Speyer schließt 2016. Somit endet auch die Patenschaft zwischen Schifferstadt und der dritten Kompanie. Ein Foto bleibt als Erinnerung. Stadt und Kompanie wollen später auf eine gute Zeit zurückblicken. Beide Seiten wollen sich einfach freuen, ein so gutes Verhältnis gehabt zu haben – und nicht zu viel in die Zukunft schauen. „Wir sind stolz auf die tollen Jahre. Da ist es schade, dass es endet, aber so weit wollen wir heute noch nicht denken. Heute genießen wir das Zusammensein“, sagte Knobloch. Zweck der Patenschaft war es, den Leuten außerhalb der Kaserne den Bundeswehr-Alltag darzulegen. Die Kompanien der Speyerer Pioniere sollten mehr ins Zivilleben der Gemeinden rund um Speyer eingebunden werden. Für Schifferstadts Bürgermeisterin Ilona Volk (Grüne) steht bei der Patenschaft immer der Mensch im Mittelpunkt. „Die Patenschaft dient auch dazu, sich direkt mit den Soldaten zu unterhalten, nach ihren Erfahrungen zu fragen, die Einsätze auch mal emotional geschildert zu kriegen.“ So erhält man einen Einblick in die Aufgaben der Bundeswehr, auch jenseits der Kampfeinsätze. Humanitäre Hilfe steht oft im Vordergrund. Am meisten zieht jedoch die Chance, selbst schießen zu dürfen. Eine Familie mit Kindern, die Feuerwehr, Bereitschaftspolizei – die Aktion stößt auf großes Interesse. Besonders die Bereitschaftspolizei, die mittlerweile in Enkenbach-Alesnborn stationiert ist, hat an der Tradition festgehalten. Deshalb gebührt die Ehre des ersten Platzes auch Nico Hahl von der „Bepo“. Platz zwei ging an die Vorjahressiegerin Inge Frosch, dahinter Christian Englert von der Feuerwehr. Alle erreichten 99 Punkte, die ersten beiden konnten erst im Stechen den Kampf um die Spitze entscheiden. „Ich habe die falsche Scheibe getroffen, die Konzentration hat einfach nachgelassen“, liefert Inge Frosch die Erklärung. Sie war damit nicht alleine. Viele fanden elf oder mehr Treffer auf ihrer Scheibe. Auf der 100-Meter-Bahn wurde auf vier Scheiben geschossen, zehn Patronen pro Magazin. Zweimal durfte jeder ran. 1974 wurde der Standort Speyer vom heutigen Spezialpionierbataillon 464 bezogen. Im November 1993 wurden die Patenschafts-Urkunden ausgetauscht. Bei örtlichen Veranstaltungen sind die Pioniere gern gesehene Gäste in Schifferstadt gewesen. Kriegsgräberfürsorge, Stadtpokalschießen, Fußballturniere, Hilfe beim Bau eines Piratenschiffs mit dem Kinderschutzbund – die Soldaten haben sich auf vielfältige Art und Weise eingebracht. „Sie fordern von sich aus die Infos zu Veranstaltungen an, sind auch ein-, zweimal im Rathaus zum gegenseitigen Austausch“, erzählte Volk. Zur Verabschiedung wird es eine gesonderte Veranstaltung geben. (mja)

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