Schifferstadt Städtepartnerschaften: Dreifacher Grund zum Feiern

Zu Aichach gibt es enge Verbindungen – hier die Mittelalterfreunde aus der Partnerstadt, die sich im Jahr 2016 beim Umzug zum 80
Zu Aichach gibt es enge Verbindungen – hier die Mittelalterfreunde aus der Partnerstadt, die sich im Jahr 2016 beim Umzug zum 80-jährigen Bestehen des Schifferstadter Rettichfests betiligten.

Es sind keine typischen Jubiläen, aber runde Jahrestage: Schifferstadt kann mit allen drei Partnerstädten feiern. Das soll mit Musik und Begegnungen getan werden.

Geschicktes Timing: Im Abstand von jeweils zehn Jahren haben die Bürgermeister Schifferstadts mit ihrem Pendant der künftigen Partnergemeinde ihre Unterschriften unter eine Urkunde gesetzt. Und so können nun auf einen Schlag 40 Jahre Verbundenheit mit dem US-amerikanischen Frederick (Maryland), 30 Jahre Freundschaft mit dem bayerischen Aichach und 20 Jahre Partnerschaft mit Löbejün (Sachsen-Anhalt) begangen werden. Drei musikalische Veranstaltungen sind von August bis November geplant.

„Es bedeutet zwar Arbeit und Koordination, dass wir alle drei Jubiläen feiern, aber es ist ein großes Vergnügen“, sagt Bürgermeisterin Ilona Volk (Grüne). Sie freue sich auf viele persönliche Begegnungen – so unterschiedlich die Partnerstädte und die Freundschaften auch sind.

Frederick: Historisch

Dass es mit dem Ort in Maryland eine Verbindung gibt, hat historische Wurzeln. Unter den vielen Pfälzern, die im 18. und 19. Jahrhundert wegen der wirtschaftlichen, konfessionellen und politischen Zwänge in die USA auswanderten, war auch der Schifferstadter Joseph Brunner. Er errichtete 1756 in der neuen Heimat das Gehöft „Schieferstadt“, das in der heutigen 50.000-Einwohner-Gemeinde Frederick liegt. Das Schifferstadter Ehepaar Wagner entdeckte das Farmhaus gleichen Namens und vermittelte Kontakte zwischen den Bürgermeistern. Es folgte ein Austausch, gegenseitige Reisen von Bürgern und Vereinen, und am 27. Mai 1982 unterzeichneten Josef Sold (CDU) und Dwight D. Collmus die Partnerschaftsurkunde.

„Es ist eine weite Entfernung, aber die Begegnungen sind stets von großer Herzlichkeit“, sagt Ilona Volk über die pfälzisch-amerikanische Beziehung. Es gebe eine große Vertrautheit. Mit einem Konzert soll dieser Jahrestag am 11. September begangen werden. Die Musiker Joey Harkum und Joey Mitchell aus Baltimore werden im Pfarrheim Herz Jesu auftreten, ebenso Michael Werner, der mit seiner Publikation „Hiwwe wie driwwe“ und der Mitarbeit an dem gleichnamigen Film bekannt ist, und mit seiner Band New Paltz mit „pennsylvanisch-deitschen“ Songs auch schon in Frederick aufgetreten ist.

Aichach: Lebendig

Eine Sitzung des Städte- und Gemeindebunds hatte den damaligen Aichacher Bürgermeister Alfred Riepl nach Schifferstadt geführt. Schifferstadts Stadtchef Josef Sold reiste mit einer Delegation daraufhin nach Aichach, um die dortige Sanierung der Altstadt zu besichtigen. Rasch wurden zahlreiche Kontakte geknüpft und persönliche Begegnungen organisiert, Freundschaften entstanden. Am 1. August 1992 folgte der offizielle Freundschaftsvertrag. „Die Partnerschaft mit Aichach ist sicherlich die lebendigste“, betont Ilona Volk. Mehr als 20 Vereine und Gruppen aus Schifferstadt pflegen enge Kontakte zu entsprechenden Vereinen aus der bayerischen Partnerstadt. Besonders eng sei dies bei den Radsportlern und den Fasnachtern hüben wie drüben. Gegenseitige Besuche zum Rettichfest und zu den Aichacher Mittelaltertagen seien fester Bestandteil, und auch die „offizielle“ Partnerschaft sei eng „ungeachtet von Parteigrenzen und Bürgermeister-Amtszeiten“.

Der 30. Geburtstag wird mit einer musikalischen Lesung am 14. August gefeiert. Mundartautorin Rosy Lutz und das Duo Movendum mit Ingrid Matzka (Harfe) und Manuela Weichenberger (Hackbrett) werden im Alten Rathaus auftreten. Der Kontakt zu Matzka kam zustande, als die Musikerin in Schifferstadt als Straßenmusikerin auftrat, erzählt Volk. Schifferstadter Künstler werden sich in diesem Jahr an der Adventsfenster-Aktion in Aichach beteiligen: Drei von 24 Fenstern am Rathaus werden von ihnen gestaltet werden.

Löbejün: Politisch

Nach der Wende sollten westdeutsche Kommunalverwaltungen Gemeinden in der ehemaligen DDR unterstützen, funktionierende Verwaltungen aufzubauen. So kam der Kontakt von Schifferstadt mit Löbejün zustande. Die Stadt liegt im Saalkreis, dem Partnerkreis des Rhein-Pfalz-Kreises. Den Besuchen auf Verwaltungsebene folgten Kontakte zwischen den Vereinen. Im Jahr 2002 schließlich wurde diese wachsende Verbindung beurkundet: am 3. Oktober unterzeichneten die Stadtchefs Edwin Mayer (CDU) und Thomas Madl die Urkunde zur Städtefreundschaft.

Diese Partnerschaft sei etwas ins Stocken geraten, nachdem Löbejün 2011 seine Selbstständigkeit verloren hat und nun zur Stadt Wettin-Löbejün gehört, sagt Bürgermeisterin Ilona Volk. Sie sei in regelmäßigem Austausch mit Thomas Madl. Und da der Schifferstadter Kulturverein Club Ebene Eins und die Familie Atteln eine besondere Beziehung zu der Gemeinde in Sachsen-Anhalt pflegen, gebe es eine gemeinsame Jubiläumsveranstaltung: am 5. November wird ein Liederabend mit Werken des in Löbejün geborenen Komponisten Carl Loewe im Alten Rathaus stattfinden. Wioletta Hebrowska (Mezzosopran), Mario Klein (Bass) und Pianistin Christine Rahn werden aufspielen, „ein besonderes künstlerisches Erlebnis“ (Volk).

Termine

  • Sonntag, 14. August, 11 Uhr, Altes Rathaus: 30 Jahre Aichach, Musikalische Lesung mit Rosy Lutz und Duo Movendum.
  • Sonntag, 11. September, 17 Uhr, Pfarrheim Herz Jesu: 40 Jahre Frederick, Konzert mit Joey Harkum und Joey Mitchell (USA) sowie Michael Werner.
  • Samstag, 5. November, 17 Uhr, Altes Rathaus: 20 Jahre Löbejün, Carl-Loewe-Liederabend mit Wioletta Hebrowska und Mario Klein sowie Christine Rahn.

Ein berühmter Sohn der Stadt Löbejün: Carl-Löwe-Denkmal vor der Kirche St. Petri.
Ein berühmter Sohn der Stadt Löbejün: Carl-Löwe-Denkmal vor der Kirche St. Petri.
Das Farmhaus Schifferstadt in der Partnerstadt Frederick – der Grundstein für die Verbindung. Das Foto entstand beim Besuch eine
Das Farmhaus Schifferstadt in der Partnerstadt Frederick – der Grundstein für die Verbindung. Das Foto entstand beim Besuch einer Schifferstadter Delegation 2000.
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