Rhein-Pfalz Kreis Freundschaft zu Löbejün beleben

Schifferstadt. Die Partnerschaft zwischen Schifferstadt und Löbejün, der kleinen, 2200 Einwohner zählenden Stadt in Sachsen-Anhalt, soll wieder intensiver werden. Diese Absicht hat Bürgermeisterin Ilona Volk (Grüne) kürzlich bei einem Besuch in dem etwa 15 Kilometer nördlich von Halle gelegenen Städtchen bekundet.

Bürgermeisterin Volk hat Löbejün anlässlich der dort zum fünften Mal stattfindenden Carl-Loewe-Festtage besucht und wurde von ihrem Amtsbruder Thomas Madl herzlich begrüßt. Seit dem 3. Oktober 2002 ist Löbejün mit seinem mittelalterlichen Stadtbild die dritte Partnergemeinde von Schifferstadt. Am Tag der deutschen Einheit besiegelten die Bürgermeister Edwin Mayer und Thomas Madl damals im Saal des Historischen Stadtguts zu Löbejün die „zehnjährige positive Entwicklung unserer Städtefreundschaft“, wie Mayer beim Festakt hervorhob. Die Verschwisterung Löbejüns mit Schifferstadt setzte 2002 den freundschaftlichen Schlusspunkt unter eine Amtshilfeaktion, die 1991 von den Landräten des Saalkreises und des Landkreises Ludwigshafen (heute Rhein-Pfalz-Kreis) in die Wege geleitet worden war. Eine ganze Reihe solcher Zweck-Partnerschaften entstand in den Jahren nach der Wende, um die Gemeinden in Ostdeutschland in den für sie neuen kommunalen Strukturen zu schulen – und sie nicht zuletzt vor windigen Geschäftemachern zu bewahren, die den Löbejünern zum Beispiel eine viel zu groß dimensionierte Kläranlage andrehen wollten. Bei der Kommunalreform in Sachsen-Anhalt verlor Löbejün 2011 seine 1050 Jahre alte Eigenständigkeit und ist nunmehr ein Stadtteil der neu gebildeten Stadt Wettin-Löbejün. 961 schon war das „Läubchen im Hain“ in einer kaiserlichen Urkunde erwähnt, 1380 zur Stadt erhoben worden. Im 16. Jahrhundert hatte man die bisherige Lehmstadtmauer durch Porphyrsteine ersetzt, einem Baustoff, der direkt vor den Toren der Stadt gebrochen wurde und bis heute einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt. Im 19. Jahrhundert wurde auf Teilen der Wehranlage ein Vierseiten-Bauernhof erbaut, der Anfang der 1990er völlig verfallen war. Dank der Initiative und Beharrlichkeit des Löbejüner Verwaltungschefs Thomas Madl ist seit 1999 daraus das „Historische Stadtgut“ geworden, ein vorbildlich restauriertes Schmuckstück mit Stadthalle, Kulturscheune und dem ebenfalls kulturell genutzten „Bogenhaus“ auf mittelalterlichem Grund. Der vor allem als Balladenkomponist bekannte Carl Loewe (1796-1869) ist der berühmteste Sohn der Stadt und so fanden 2001 in der Stadthalle des Stadtguts die ersten ihm gewidmeten Festtage statt. Von Anfang an dank renommierter Musiker wie Theo Adam, Kurt Moll und Roman Trekel eine überregional hochgeschätzte Veranstaltung. Jetzt konnten die fünften Carl-Loewe-Festtage gefeiert werden. Gleichzeitig wurde im Ortszentrum, gegenüber der mächtigen Stadtkirche St. Petri, im vom Keller bis zum Dach restaurierten Carl-Loewe-Haus ein kleines Museum eingeweiht. Hier residiert die Internationale Carl-Loewe-Gesellschaft, die unter anderem über die weltweit größte Tonträgersammlung von Werken des Komponisten wacht, der außer über 500 Balladen auch Oratorien, Opern, Sinfonien, Stücke für Klavier und Streicher geschrieben hat. (gis)

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