Rhein-Pfalz-Kreis SPD nach Systemausfall: Kreis müsste schneller handlungsfähig sein

Etwa einen Monat hat es gedauert, bis die Telefonanlage der Kreisverwaltung wieder in Betrieb genommen wurde.
Etwa einen Monat hat es gedauert, bis die Telefonanlage der Kreisverwaltung wieder in Betrieb genommen wurde.

Nach den Kreistagsfraktionen von FDP und Grünen kommentieren jetzt auch die Sozialdemokraten die Entwicklung, seit die Verwaltung des Rhein-Pfalz-Kreises Opfer eines Angriffs von Cyberkriminellen geworden ist. Der Tenor: Es dauert alles zu lange.

Michael Reith, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lambsheim-Heßheim, ist Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kreistag. Er meint: „Grundsätzlich haben wir Verständnis, dass man auf eine solche Situation nicht gänzlich vorbereitet sein kann, jedoch hätte die Kreisverwaltung ab der Entdeckung der Datenverschlüsselung Ende Oktober teilweise schneller handlungsfähig sein können.“ Bis die telefonische Erreichbarkeit wiederhergestellt war, habe es zu lange gedauert. Zu Erinnerung: Wer als Bürger ein den Kreis betreffendes Anliegen hatte, musste bis Ende November eine zentrale Nummer wählen und sich weiterverbinden lassen. Die Kreismitarbeiter nutzten entweder Mobiltelefone oder Anschlüsse, die ihnen die Kreisgemeinden eingerichtet hatten.

Der SPD-Sprecher und seine Fraktion verstehen außerdem nicht, wieso der Kreis nicht auf die Daten-Backups aus der Zeit vor dem Eindringen der Schadsoftware zurückgegriffen hat. Schließlich hätten die Forensiker herausgefunden, dass es Mitte Oktober passiert sein muss, so Reith. „Man hätte ja die etwa im September gesicherten Daten auf einen gebuchten Server aufspielen können.“

In der Sitzung des Kreisausschusses am 21. November und auf erneute Anfrage der SPD-Fraktion im Kreisausschuss am 5. Dezember habe die IT-Abteilung erklärt, das machen zu wollen, „aber es hat sich zu lange hingezogen“, so Reith. Überhaupt lautet Reiths Vorschlag für die Zukunft, die Daten des Rhein-Pfalz-Kreises auszulagern an ein großes Rechenzentrum, zum Beispiel beim Landesbetrieb Daten und Information (LDI). „Die Verbandsgemeindeverwaltung Lambsheim-Heßheim legt nur in begrenztem Umfang Daten bei sich selbst ab“, berichtet er.

Einig sei man sich innerhalb der SPD-Fraktion und sei es auch im Kreisausschuss am 5. Dezember gewesen, dass mehr in die IT-Sicherheit des Landkreises investiert werden müsse. Man brauche ein Unternehmen, das von außen das System kontrolliere, Stresstests durchführe und etwaige Sicherheitslücken aufdecke.

Als problematisch für die tägliche Kommunikation mit der Kreisverwaltung sieht Reith die Ankündigung der Behörde, in der elektronischen Kommunikation keine Anhänge mehr zuzulassen außer im Format PDF. „Die Rede ist von einer Cloud-Lösung“, berichtet der Fraktionssprecher mit Blick auf die Arbeit der Gemeindeverwaltungen. Das bedeute, dass Dokumente an einen externen Datenspeicher gesendet würden. Dann müsse man den betreffenden Kreismitarbeiter per E-Mail darüber informieren, der dann das Dokument in der Cloud abrufe. Reith: „Das würde unsere Tätigkeiten extrem erschweren, darüber sollte man noch mal nachdenken.“

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