Rhein-Pfalz Kreis Sonntags noch schnell Butter kaufen

„Einen Straßenplatz wie diesen findet man selten – das ist fast schon ein Alleinstellungsmerkmal.“ Mit diesen Worten lobte ein Jurymitglied die Breite Straße mit den vielen Bäumen beim Rundgang durch Heuchelheim. Das war im Juni 2011 beim Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Kurz zuvor hatte die Gemeinde den Kreisentscheid gewonnen. In der Hauptklasse setzten sich allerdings andere rheinland-pfälzische Orte durch. Dennoch lobten die Jurymitglieder die Gemeinde, das Engagement der Heuchelheimer, die historischen Grabmale an den Friedhofsmauern. Einen richtigen Dorfmittelpunkt gibt es nicht. Gerne trifft man sich zum Kegeln im Bürgerhaus, auf dem Sportplatz, im Sommer auf dem Kirchplatz am Springbrunnen – oder im Dorfladen. Nachdem Bäckerei und Metzgerei mangels Nachfolge nach und nach geschlossen hatten, gibt es nur noch den Tante-Emma-Laden in der Hauptstraße. Vom Hosenknopf über Brot bis hin zu Waschmittel und Zahnpasta kann man dort alles kaufen – vor allem für ältere Bürger ein gutes Angebot. Sogar sonntagvormittags hat der Laden ein paar Stunden geöffnet. Zu den großen Projekten der vergangenen fünf Jahre gehört der Ausbau des Kindergartens. Dort können jetzt auch Zweijährige betreut werden. Das Gebäude wurde so umgebaut, dass weniger Energie verbraucht wird. Um rund 120 Quadratmeter wurde die Nutzfläche erweitert. Etwa 40 Kinder können sich nun auf 710 Quadratmetern so richtig austoben. Das hat sich Heuchelheim etwas kosten lassen: 330.000 Euro. Da die Kasse leer war, musste die Gemeinde einen Kredit aufnehmen – was zu einer Pro-Kopf-Verschuldung von aktuell rund 240 Euro führte. Ein weiteres Projekt der vergangenen Jahre: das Baugebiet Neuweide II, das am südwestlichen Ortsrand liegt. Wer in Heuchelheim ein Haus bauen möchte, muss sich beeilen. In dem rund 3,1 Hektar großen Baugebiet gibt es nach Angaben von Bürgermeister Hans-Jürgen Binder (FWG) noch sieben Bauplätze. Angrenzend an das Neubaugebiet gebe es jedoch noch eine kleine Fläche, „ein kleines Dreieck“. Dort könnten vielleicht irgendwann einmal 15 weitere Häuser gebaut werden. Sonst darf die Gemeinde laut Flächennutzungsplan nichts mehr machen. Früher gab es in Heuchelheim viele Bauern. Das hat sich geändert. Mittlerweile findet man dort nur noch sechs hauptberufliche Landwirte und einen nebenberuflichen. Darüber hinaus gibt es eine Schlosserei und einen Arzt. Wer sich die Haare schneiden lassen möchte, muss nicht extra in einen der umliegenden Orte fahren. Besonders stolz sind viele der rund 1300 Heuchelheimer auf das Heimatmuseum der Verbandsgemeinde, das seit 1999 im alten Schul- und Rathaus untergebracht ist. Neben Sonderausstellungen geben Exponate Einblicke in vergangene Zeiten. Beispielsweise gibt es eine Schuhmacherwerkstatt, eine Waschküche und ein Schlafzimmer. Auch das Vereinsleben wird beleuchtet. Bekannt ist Heuchelheim für seinen Karnevalverein, der als eigenständige Abteilung dem Allgemeinen Turnerbund, dem größten Verein der Gemeine, zugeordnet wird. Die fünfte Jahreszeit wird von den Heuchelheimer Strunzern so richtig gefeiert. Wer nicht so gerne närrisch ist, kann sich in anderen Vereinen engagieren – im Tennisclub, bei den Landfrauen oder der freiwilligen Feuerwehr, im Krankenpflege- oder im Geflügelzuchtverein. Immer am dritten September-Wochenende feiern die Heuchelheimer ihre Weinkerwe. Im Monat darauf richtet die Gemeinde jedes Jahr das Kegelturnier der Verbandsgemeinde aus. Und der Dezember steht ganz im Zeichen des Glühweins, wenn der Weihnachtsmarkt veranstaltet wird. Im vergangenen Jahr musste dieser jedoch abgesagt werden – wegen zu geringer Beteiligung. Nur vier Anbieter wollten mitmachen. Im Gemeinderat gibt es 16 Sitze. Elf davon und mit 68 Prozent die absolute Mehrheit haben die Freien Wähler. Von der SPD sitzen drei, von der CDU zwei Mitglieder im Rat. Das Besondere: Die Ratsmitglieder gehören zu den wenigen in Rheinland-Pfalz, die freiwillig auf ihr Sitzgeld verzichten. Lediglich der Bürgermeister und der Beigeordnete bekommen Aufwandsentschädigungen.

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