Rhein-Pfalz Kreis Schwieriger Neuanfang

Schifferstadt. Hat ein Zugleiter der Freiwilligen Feuerwehr Schifferstadt seine Funktion als Ausbildungsleiter verloren, weil er nicht adäquat mit der Wehrleitung zusammenarbeitete und so die Neustrukturierung behinderte? Oder war er zu kritisch? Beide Seiten haben dazu ihre Auffassungen. Die Wehrleitung wünscht sich derzeit aber nur eines: Vertrauen und die nötige Ruhe, um die Wehr nun voranzubringen.

Was ist passiert? Zugführer Stefan Schäffner wurde vor einigen Wochen auf Wunsch der Wehrleitung von seiner Funktion als Leiter des Ausbildungszugs der Freiwilligen Feuerwehr enthoben. Grund seien Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und der Wehrleitung gewesen, die nicht beigelegt werden konnten. „Eine Kooperation war nicht möglich“, bestätigt die Wehrleitung in einem Pressegespräch. Gespräche seien im Sand verlaufen. Die Wehrleitung, das sind Wehrleiter Stefan Fröhlich und seine Vertreter Jochen Grädler und Jürgen Eckrich, sieht zu diesem Zeitpunkt keinen anderen Weg. Daraufhin tritt Schäffner nach 27 Jahren Dienst aus der Wehr aus – mit ihm gehen neun Kameraden. Mit dieser Personalie sollte auch eine Veränderung vorgenommen werden, die ein Ergebnis der Mediation vor etwa zwei Jahren war. Zur Erinnerung: Der Mediator Peter Schüßler von der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde wurde damals gerufen, weil der komplette Gefahrstoffzug (27 Wehrleute) zurückgetreten war. Grund war, dass ein von Wehrleuten favorisierter Kollege von der Kreisverwaltung aufgrund seines Ausbildungsstands nicht in die Position des Zugführers gehoben wurde. In dem Mediationsgespräch war laut Schüßler ein Wunsch der verbliebenen Mannschaft, dieses veraltete Gefüge – „Zugführer im Einsatz“ ist auch „Leiter des Ausbildungszugs“ – aufzubrechen und die Positionen voneinander zu trennen. Das sei auch üblich, weiß Schüßler. Zudem habe das zu Konkurrenz und Unzufriedenheit innerhalb der Mannschaft geführt. Und mit der Trennung entstünden auch wieder Aufstiegschancen, erläutert Grädler. Wer neuer Leiter des Ausbildungszuges wird, ist noch nicht entschieden. „Das wollen wir nicht übers Knie brechen“, sagt Fröhlich. Doch die Wehrleitung gibt auch zu, dass die Umsetzung dieser Veränderung nicht Auslöser für den Schritt in der Personalie Schäffner war. Schäffner selbst hat nach eigenen Angaben nichts davon gewusst. Die Trennung von beiden Positionen „hat in den letzten zwei Jahren nie zur Debatte gestanden“, sagt er auf RHEINPFALZ-Nachfrage. Schäffner leitet seit 2011 den Ausbildungszug, zuvor war er zehn Jahre Stellvertreter. Es waren unterschiedliche Auffassungen zwischen Wehrleitung und Zugführer bei mehreren Entscheidungen, die für die Neuausrichtung der Wehr getroffen wurden. „Die Wehrleitung wurde aufgrund der Differenzen in ihrem Bestreben, die Schifferstadter Feuerwehr für die Zukunft fit zu machen, gehemmt“, erklärt Fröhlich. Auch die Aufgaben als Ausbildungsleiter seien von Schäffner nicht zufriedenstellend erfüllt worden. „Das Organisatorische hat nicht immer ganz so reibungslos funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt der Wehrleiter. Das sei auch eine sehr komplexe und verwaltungsintensive Aufgabe. Schäffner sieht das anders. Sieben Kritikpunkte seien an ihn herangetragen worden, „sechs konnte ich ausräumen und erklären“. Schäffner vermutet, dass er zu unbequem war, „weil ich nicht alles kritiklos hingenommen habe“. Oft sei er auch eine Art Gewerkschafter für die Anliegen in seinem Zug gewesen. Er sei enttäuscht darüber, wie mit ihm nach 27 Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr umgegangen wurde. „Ich hätte mir einen runden Tisch oder ein Mediationsgespräch gewünscht, an dem jeder seine Auffassungen darstellen kann“, sagt er. Stattdessen hätte es nur Einzelgespräche mit Wehrleitung oder Bürgermeisterin gegeben. Seine Sicht der Dinge sei von der Bürgermeisterin lediglich zur Kenntnis genommen worden. Die Wehrleitung stellte klar, dass sie Schäffners Kompetenz als „Zugführer im Einsatz“ geschätzt habe. Und auch Bürgermeisterin Ilona Volk habe ihm vermittelt, dass man ihn in der Wehr und in der Zugführer-Position halten möchte. Vergeblich. Dass weitere Kameraden Schäffner folgten, ist ein Zeichen, dass nicht alle im Zug die Entscheidung der Wehrleitung mitgetragen haben. „Dass die Mannschaft ihren Zugführer anders beurteilt als die Wehrleitung, ist nicht ungewöhnlich“, sagt Volk. Schüßler meint: „Es kommt immer wieder vor, dass Kameraden folgen.“ Auch die Zahl – es waren neun – sei nicht besorgniserregend. Oft nutzten Mitglieder solche Situationen, um unter diesem Vorwand ohne Gesichtsverlust auszutreten. Drei der neun Ausgetretenen waren auch schon lange nicht mehr aktiv. Zudem stünden den Austritten 20 Neueintritte gegenüber, argumentiert die Wehrleitung. Auch das sei ein Indiz dafür, dass das Team-Gefühl in der Wehr stimme. „Unsere Leute sind bei den Einsätzen da, sie engagieren sich enorm“, sagt Fröhlich. Das, und die positive Resonanz beim Tag der offenen Tür vor Kurzem, „geben uns Auftrieb, den Weg weiterzugehen“, bestätigt Grädler. Das Dreiergespann in der Wehleitung möchte die zehn Jahre, für die es mit großer Mehrheit gewählt wurde, nutzen, um die Wehr für die Zukunft fit zu machen. Das Anforderungsprofil an die Feuerwehren habe sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert. Immer mehr Freiwillige seien tagsüber nicht für Einsätze verfügbar. Veränderungen struktureller Art seien daher dringend erforderlich. Um diese nun auch umzusetzen, „wünschen wir uns die Ruhe und Zeit“, fordert Grädler. Und auch Volk steht zu ihrer Wehr: „Sie haben unser Vertrauen verdient“, sagt sie.

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