Rhein-Pfalz Kreis Protest reißt nicht ab

Befürworter und Gegner des geplanten Hauses am Dom in Worms haben zwar wieder den Gesprächsfaden aufgenommen, dennoch scheint es keine Annäherung zu geben. Beide Seiten beharren auf ihren Vorstellungen. Neue Chancen, das Bauvorhaben der Domgemeinde doch noch zu stoppen, sieht der Bürgerverein Dom-Umfeld – bestätigt durch die große Resonanz des Demonstrationszuges am Samstag (wir berichteten) – in der Klage eines Anwohners.

„Wir werden den Hausbesitzer finanziell unterstützen bei der Klage“, bestätigt Bürgerverein-Sprecher Winfried Thier. Zudem habe die Klage der Frankfurter Anwalt Matthias Möller-Meinecke übernommen, der bislang auch den Bürgerverein vertritt. „Das kann aufschiebende Wirkung haben“, hofft Thier. Und schließlich sei noch eine Klage gegen den Stadtrat beim Verwaltungsgericht Mainz anhängig, weil der neu gewählte Rat in seiner ersten Sitzung im Juli einen Bürgerentscheid „wegen rechtlicher Unzulässigkeit“ abgelehnt hatte. Parallel werde man noch einmal ein Moratorium beantragen, um einen möglichen Baubeginn zu stoppen – solange, bis der Widerspruch aufgrund Baunachbarrecht und die Klage gegen den Stadtrat geklärt seien. Nachbarn haben die Möglichkeit, gegen ein Bauvorhaben Widerspruch einzulegen. Sogar die Aufhebung der Baugenehmigung, die beim Haus am Dom bereits erteilt wurde, können sie erzwingen. Das gilt, wenn etwa bei der Planung eines Bauvorhabens auf Nachbarn keine Rücksicht genommen worden ist, wenn vorgeschriebene Abstände oder Bestimmungen des Lärmschutzes nicht eingehalten wurden. Rechtsanwalt Möller-Meinecke macht im Fall des von der Domgemeinde geplanten Gemeindehauses geltend, dass sich der geplante Neubau nicht in die Nachbarbebauung einfüge. Das heißt laut Klage, die Bebauung ist in dritter Reihe vorgesehen, während alle Nachbarschaftshäuser in erster Reihe entlang der Andreasstraße stehen. Zudem überschreite das Projekt mit einer Firsthöhe von 18 Metern die Dächer der Umgebungsbebauung, die nur zwölf Meter hoch seien. Als weitere Gründe für den Widerspruch nennt Möller-Meinecke, „dass die gebotene Rücksichtnahme auf das Kulturdenkmal Dom und seine Denkmalschutzzone verletzt wird und dass der Bau ästhetisch verunstaltend auf das Straßen- und Ortsbild wirkt“. Außerdem fehlten die notwendigen Stellplätze, die für Veranstaltungen im künftigen Gemeindesaal unerlässlich seien. Der Nachbar befürchte daher ein „Zuparken der Flächen von Nachbarbauten“. Der Widerspruch muss nun zunächst im Rechtsausschuss der Stadt beraten werden. Sollte eine Entscheidung zuungunsten des Hauseigentümers fallen, werde die Baunachbarrechtsklage beim Verwaltungsgericht in Mainz eingereicht und dort möglicherweise die Instanzen durchlaufen. Für einen weiteren Rechtsstreit sieht sich der Bürgerverein „gut gewappnet“. Gegebenenfalls könne nochmals zu Spenden aufgerufen werden, „um die juristische Seite abzusichern“, gibt sich Thier zuversichtlich. Gerade die Demonstration am Samstag, bei der auch Mitglieder der Domgemeinde dabei gewesen seien, habe gezeigt, dass der Bürgerverein noch immer über starken Rückhalt in der Wormser Bevölkerung verfüge. „Bei der Domumarmung standen auf einen Meter etwa drei Teilnehmer“, sagt Thier und schätzt die Anzahl der Demonstranten auf über 500. Mittlerweile habe es auch intensive Gespräche mit dem neuen Dompropst Tobias Schäfer gegeben. Ob dieser das Bauvorhaben stoppen könne oder überhaupt wolle, sei fraglich. Zumindest sei der Gesprächsfaden wieder aufgenommen worden. Dessen ungeachtet wollen Domgemeinde und Bürgerverein weiter über den Bau informieren: Zwischen den Sonntagsgottesdiensten, zwischen 10 und 11.30 Uhr, lädt die Pfarrei zum Treff vor dem Dom oder bei Regen ins Liobahaus ein. Der Bürgerverein will weiter jeden Sonntag um 18 Uhr Mahnwachen auf der Südseite des Doms abhalten, zudem mit Informationsständen in der Innenstadt seine Vorstellungen erläutern und Fragen beantworten. Der nächste Infostand ist am morgigen Samstag, 11 bis 15 Uhr, in der Wilhelm-Leuschner-Straße nahe des Nibelungenliedbrunnens geplant. (cei)

x