Rhein-Pfalz Kreis Porzellan, das Geschichte erzählt

„Spätes Frankenthaler und frühes Grünstadter Porzellan“ – unter diesem Titel zeigt der Altertumsverein Grünstadt-Leiningerland im Heimatmuseum im Alten Rathaus noch bis 20. März eine Sonderausstellung mit rund 300 Exponaten aus den ehemaligen Manufakturen für Frankenthaler Porzellan und Grünstadter Fayencen.

Ein Teil der Stücke gehört dem Verein, das Gros ist aber Eigentum des Vorsitzenden des Altertumsvereins, Otmar Jotter. Der 81-Jährige holt eines der ältesten Stücke, einen mit bunten Blumenmotiven versehenen Teller, aus der Vitrine. „Er wurde 1778 in der Kurfürstlichen Porzellanmanufaktur Frankenthal hergestellt“, erzählt Jotter. Rund 20 Jahre später wurde die Fabrik geschlossen. Am 17. Oktober 1797 hatte Kaiser Franz II. (Österreich-Ungarn) im Friedensvertrag von Campo Formio eingewilligt, dass „das linke Ufer des Rheins von Basel bis zu seiner Vereinigung mit der Nette oberhalb von Andernach“ Napoleons Republik zugeschlagen wird. Damit wurde mit der Pfalz auch Frankenthal französisch. „Nahezu der gesamte Formenschatz der Manufaktur fiel damals den Franzosen in die Hände“, erläutert Jotter. Nur Weniges habe von weitsichtigen Zeitgenossen einige Monate zuvor nach Mannheim gerettet werden können. Der Grünstadter Kaufmann Johann Nepomuk van Recum hat die Formen nach Schließung der Fabrik 1799 mitsamt Einrichtung und Rohstoffe aus französischer Hand erworben. Für die weiche Keramikmasse in seiner 1801 gegründeten Fayencemanufaktur waren sie allerdings ungeeignet. „Zwischen 1818 und 1834 haben die Brüder Bordollo damit unter anderem Steingutfiguren gefertigt“, erklärt Jotter. Die Bemalung unterblieb meist. Um 1840 entstanden sind die damals sehr beliebten Souvenirteller, auf die mit Hilfe eines Kupferdruckverfahrens Gemälde aufgebracht wurden, etwa Genre-Szenen, Städteansichten, Landschaften oder Burgen. Die Darstellungen sind detailreich, meist schwarz-weiß, später auch blau-weiß. Einige Schmuckteller haben bunte Blumenornamente als Rahmen um die Bilder, andere einen kunstvoll durchbrochenen Rand. Die zur Herstellung benötigten Altfrankenthaler Formen, mit denen auch Anfang des 20. Jahrhunderts reich bemalte und mit Gold verzierte Stücke gefertigt und mitunter als „Originale“ zu überhöhten Preisen angeboten wurden, erlebten laut Jotter eine wechselvolle Geschichte und ein trauriges Ende. Verkannt, wie wertvoll sie waren, wurden sie in den 1970er-Jahren vom Speicher der ehemaligen Steingutfabrik in der Grünstadter Obergasse über eine Rutsche entsorgt. „Eigentlich wären die Formen ein idealer Grundstein für das Heimatmuseum gewesen“, bedauert Jotter. (abf)

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