Rhein-Pfalz Kreis Ortsbürgermeister: Wer will noch mal?

Dieses alte Schild hat der Lambsheimer Ortsbürgermeister Herbert Knoll zum Umzug ins Alte Rathaus geschenkt bekommen. So weiß je
Dieses alte Schild hat der Lambsheimer Ortsbürgermeister Herbert Knoll zum Umzug ins Alte Rathaus geschenkt bekommen. So weiß jeder, wo der Chef residiert. Ob Knoll in der Amtsstube bleibt, macht er auch von seiner Frau abhängig – wie übrigens viele der Ehrenamtlichen.

Umfrage: In gut einem Jahr endet für die Ortsbürgermeister nach fünf Jahren die Amtszeit. Im Frankenthaler Umland liebäugeln viele damit weiterzumachen, sind aber noch unentschlossen. Nur einer zieht sicher einen Schlussstrich: der Großkarlbacher Ralf-Peter Riegel. Drei Ortschefs wissen jetzt schon, dass sie für den Posten bei der Kommunalwahl 2019 kandidieren möchten: Frank Klingel (Heuchelheim), Holger Korn (Heßheim) und Ewald Merkel (Kleinniedesheim).

BeindersheimThomas Wey

(CDU) findet es „entschieden zu früh, um in den Wahlkampf einzusteigen. Ich bin jetzt noch gewählt und habe einige Projekte vor mir.“ In die Entscheidung für eine Kandidatur spielen für ihn viele Dinge mit rein, sagt der 53-Jährige, der seit 2009 Beindersheims Ortsbürgermeister ist. Er sei weder amtsmüde noch habe er keine Ideen mehr, sondern könne jetzt nicht wissen, wie sich das Leben entwickeln wird. „Neben dem Persönlichen spielt auch die Frage eine Rolle, ob die Partei einen erneut will – und die Bürger.“ Für Beindersheim gebe es einiges, was jetzt angestoßen werde, aber zum Ende der Amtszeit nicht fertiggestellt sei. „Die Innenentwicklung ist voranzutreiben, im Straßenbau gibt es einiges zu tun, und ein weiterer dreigruppiger Kindergarten ist gerade genehmigt worden. Weitere Ideen für die Zukunft habe ich, aber die behalte ich noch für mich.“ Dirmstein Bernd Eberle (FWG) kann jetzt nicht sagen, ob er erneut für das Amt kandidieren wird. „Die Entscheidung werde ich nach der Ernte Ende Oktober treffen. Das wissen auch die Freien Wähler“, sagt der 58-jährige Obstbauer, der seit zehn Jahren Ortschef ist und sich bei seiner ersten Kandidatur 2009 mit 59 Prozent der Stimmen in der Stichwahl gegen den Amtsinhaber Jürgen Schwerdt (CDU) durchsetzte. Mit 63,3 Prozent wurde er 2014 bestätigt. Weitermachen oder nicht? Er sei in beide Richtungen offen, müsse aber erst mehrere Aspekte für sich abwägen. Gerolsheim Erich Weyer (FWG) ist in der Findungsphase, für die er sich bis zur Jahreshauptversammlung der Freien Wähler im Juli Zeit gibt. Als sechsfacher Großvater will er in der Familie klären, ob er weitermacht, sagt der 70-Jährige. „Wenn man älter wird, werden die Schritte kürzer und die Erholungsphasen größer. Mit starker Unterstützung wären weitere fünf Jahre möglich, aber das muss man sich gut überlegen.“ Auch die Beigeordneten seien in das siebte Jahrzehnt vorgerückt. „Irgendwann muss die Jugend an die Front.“ Zum Ende seiner Amtszeit 2019 wird er 15 Jahre Ortsbürgermeister gewesen sein. „Und ich gehe gern in mein Rathaus“, sagt Weyer, der die gute Zusammenarbeit im Rat schätzt. „Alle ziehen an einem Strang. Wenn wir immer Streit hätten, wäre ich nicht so lange Bürgermeister geblieben.“ Großkarlbach Ralf-Peter Riegel (SPD) hat bereits Ende März angekündigt, dass er nach der Kommunalwahl 2019 einen Schlussstrich unter sein lokalpolitisches Engagement ziehen wird. „Nächstes Jahr werde ich 65 Jahre alt und war dann 20 Jahre Ortsbürgermeister. Irgendwann muss man Platz für Jüngere machen, die neue Ideen haben.“ Riegel hat vorgebaut und nicht mehr bei der Wahl des Verbandsgemeinderats kandidiert und sich vor drei Jahren aus Ausschüssen zurückgezogen. Seinen Entschluss gab er seiner Partei früh bekannt. „Denn es wird ja immer schwerer, jemanden zu finden.“ Eine weitere Nachfolge hat er vorsorglich geklärt: Im nächsten Jahr will er in Rente gehen und gibt die Bezirksdirektion einer Versicherung, die er als Selbstständiger geführt hat, in andere Hände. In seiner Zeit als Ortschef hat sich Großkarlbach weiterentwickelt: Die Dorfmühle wurde renoviert und bietet seit zehn Jahren einen schönen Rahmen für standesamtliche Trauungen. Baugebiete wie die Weiherwiesen wurden auf den Weg gebracht, Dorfstraßen teils erneuert, der Kindergarten Laumersheim von 40 auf 90 Kinder erweitert, Wanderwege erschlossen und der Radweg nach Laumersheim und Gerolsheim angebunden. Jetzt steht noch das Eckbachgewölbe an, das saniert werden muss. Großniedesheim Michael Walther (SPD) würde schon gerne weitermachen, will sich aber noch nicht festlegen. „Eine Hintertür lasse ich mir offen.“ Der 57-Jährige macht eine Kandidatur davon abhängig, ob seine Familie das Ehrenamt mitträgt und ob die Gesundheit es zulässt. „Vor jedem Amt habe ich einen Rundumcheck beim Arzt machen lassen.“ Und er will sicher sein, dass der Ortsverein ihn unterstützt, schließlich könnten auch andere Parteimitglieder Interesse anmelden. Ob er wieder beim Neujahrsempfang seinen Entschluss bekannt gibt? Eine Frist hat er sich bisher nicht gesetzt. Nach zehn Jahren im Amt stünde seine dritte Kandidatur an. „Die Routine ist sehr positiv. Denn in der ersten Periode lernt man, in der zweiten gestaltet man.“ Und in der dritten erntet man, möchte man ergänzen. „Aber das haben Sie gesagt“, meint Walther im Gespräch und lacht. Aufgaben sieht Walther genug: die Erweiterung des Kindergartens bis ins nächste Jahr, die Straßenerneuerung und das Beleben der Vereine. „Viele haben die Segel gestrichen. Wir wollen sie unterstützen, wo es geht.“ Heuchelheim Frank Klingel (FWG) möchte wieder kandidieren. „Die Arbeit macht mir viel Spaß, die Gestaltung des Orts, die Weiterentwicklung.“ Die Straßenerneuerung und der Breitbandausbau des Internets seien „tolle Projekte“, deren Fertigstellung er noch begleiten möchte. Dass das Ehrenamt viel Arbeit bedeutet und man häufig angerufen und angesprochen wird, nervt ihn nicht. „Dass man die Anliegen der Bürger hört und wenn möglich helfen kann, ist das Interessante an dem Job.“ Der 52-Jährige gehört zu den jüngsten Ortsbürgermeistern im Frankenthaler Umland und hat erst eine Amtsperiode auf dem Buckel. „Um viele Themen abarbeiten zu können, sollten es schon zwei Amtszeiten sein“, sagt er. Heßheim Holger Korn (SPD) will auf jeden Fall weitermachen. „Zwei Jahre sind noch nicht genug“, meint er. In Heßheim wurde gerade erst gewählt – im März 2017 –, weil der langjährige Ortsbürgermeister Karl Neunreither (SPD) vor Ablauf der Amtsperiode zurückgetreten war. Korn setzte sich mit 57 Prozent gegen Thomas Butsch (CDU) als Nachfolger durch. Die zwei Jahre bis zur Kommunalwahl sind sozusagen ein Testlauf, und Holger Korn ist auf den Geschmack gekommen. Es klappe gut, das Ehrenamt mit seinem Beruf als selbstständiger Elektroinstallateurmeister unter einen Hut zu bringen. Und für den Ort will der 49-Jährige noch viele Aufgaben erledigen. „Es kann sein, dass der Kindergarten schon wieder erweitert werden muss. Die Durchgangsstraße wollen wir beruhigen. Ich habe das Neubaugebiet Südwest initiiert und möchte die Entwicklung weiter betreuen“, sagt Korn. „Man kann mehr für den Umweltschutz machen: Rückzugsgebiete für Kleintiere schaffen und das Biotop umgestalten. Gerade bauen wir ein Insektenhotel als Gemeinschaftsprojekt mit Hort und Seniorenstube.“ Kleinniedesheim Ewald Merkel (FWG) wurde von den Freien Wählern gefragt, ob er noch einmal kandidieren möchte, und seine Frau habe auch grünes Licht gegeben. „Es ist ein gewisses Pflichtbewusstsein. Ich hätte mich auch gefreut, wenn einer der Beigeordneten kandidiert hätte.“ Das Alter sei nicht entscheidend, meint der 68-Jährige, solange man sich gesundheitlich wohlfühle. Bei den beiden vorigen Kommunalwahlen trat er allein in Kleinniedesheim an. Ob diesmal ein Gegenkandidat ins Rennen geht? „Egal, ich akzeptiere alles. Ich gehe locker ran. Es gibt auch aus dem Lager der CDU und der SPD Leute, die mich unterstützen.“ Er würde gerne weiter Kleinniedesheim innerhalb der Verbandsgemeinde Lambsheim-Heßheim vertreten. „Damit wir als kleine Gemeinde nicht zwischen den Grundzentren Lambsheim und Heßheim untergehen. Seit der Fusion klemmt es überall, es war noch nie so viel zu tun wie jetzt.“ Man müsse als Ortsbürgermeister Präsenz zeigen, Termine wahrnehmen und sich gut im Umfeld auskennen.“ Lambsheim Herbert Knoll (CDU) könnte sich eigentlich schon ab Anfang September zurücklehnen. Denn dann läuft die achtjährige Amtszeit aus, für die er als hauptamtlicher Bürgermeister gewählt worden war, damals, als Lambsheim noch eine eigenständige Gemeinde war. Obwohl der 63-Jährige im Herbst in Rente geht, wird er als Beauftragter ehrenamtlich die Anliegen des Orts bis zur Kommunalwahl übergangsweise weiter vertreten (wir berichteten). Um ihn zu entlasten, werden Geschäftsbereiche gebildet und Aufgaben auf die Beigeordneten verteilt. „Ich würde gerne weitermachen“, sagt Knoll. „Aber ich brauche noch Zeit und muss mit meiner Frau reden. Sie will mich auch mal sehen. Und ich muss gesund bleiben.“ Die Entscheidung werde er zum Jahreswechsel treffen. „Ich bin nicht der Typ, der acht Stunden zu Hause sitzt. Sonst gehe ich ins Archivwesen – da ist auch viel zu tun.“ Laumersheim Thomas Diehl (SPD) macht seine Kandidatur abhängig von einer Bedingung: „Ich brauche genügend Mitglieder auf der Liste. Wenn noch mehr Leute mitgehen, dann trete ich gerne wieder an.“ Er möchte Mitstreiter, mit denen er gemeinsam das Programm aufstellen und den Wahlkampf führen möchte. Noch eine Periode dranzuhängen, würde für ihn perfekt in die Zeitplanung passen. Denn in den Rat der Verbandsgemeinde Leiningerland wurde er gerade bis 2024 gewählt. Genauso lange könnte er dann als Ortsbürgermeister auch die Interessen des Dorfs vertreten. „Das wäre ein toller Abschluss. Dann wäre ich 20 Jahre Bürgermeister gewesen – auch wenn es nicht darum geht, Rekorde zu brechen. Mit 66 Jahren könnte man es dann gut sein lassen.“ Zu tun gebe es genug: fürs Baugebiet Hornungsfleck eine Lösung zu finden, den Eckbach zu renaturieren und zu öffnen wie in Großkarlbach und eine fußläufige Verbindung vom Ortskern zur Schule zu schaffen.

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Herbert Knoll
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Ewald Merkel
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Frank Klingel
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Holger Korn
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Michael Walther
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Ralf-Peter Riegel
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Erich Weyer
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Bernd Eberle
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Thomas Wey
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Thomas Diehl
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