Rhein-Pfalz Kreis Nach der Fliege plagen die Mäuse

Sie sind putzig mit ihren kleinen Knopfaugen, doch für die Bauern werden die possierlichen Tierchen in diesem Jahr zur Plage: Denn auf den Obstfeldern in Erpolzheim, Freinsheim oder Gönnheim reiht sich zwischen den Apfelbäumen ein Mauseloch ans nächste. Lange Gänge ziehen sich durch den Boden. „Wenn man mit dem Schlepper reinfährt, kann man sie wegspringen sehen“, sagt Jürgen Oberholz aus Freinsheim. Während viele seiner Kollegen mit ausgelegten Ködern versuchen, den Tieren Herr zu werden, will Oberholz lieber erst mal den Boden „aufzackern“. „Ich kann ja nicht wegen allem Gift auslegen oder spritzen.“ Kirschessigfliege, Frostspanner, Apfelwickler und jetzt auch noch Mäuse. Eine Menge an Getier vermehrt sich – begünstigt durch die milden Winter – und muss auf unterschiedliche Weise bekämpft werden. Denn die große chemische Giftkeule, mit der alles auf einmal kaputt ging, darf nicht mehr eingesetzt werden. Jetzt gibt es verschiedene Mittel für diverse Insekten und andere Schädlinge. „Das macht den Pflanzenschutz richtig teuer, und man muss zweimal überlegen, wie man vorgeht“, sagt Ingo Schick, Obstbauer aus Freinsheim. Bei der Kirschessigfliege haben die Obstbauern im letzten Jahr pro Behandlung und Hektar 200 bis 300 Euro ausgeben müssen, erläutert Schick. Der Vorstand der Vereinigten Obst- und Gemüsegroßmärkte in Weisenheim am Sand hofft, dass zumindest diese Plage 2015 ausbleibt. Dafür werde wohl aber der Frostspanner Probleme śbereiten, vermutet Schick, denn dessen Population habe stark zugenommen. Der graue Schmetterling kann im Nu Bäume regelrecht kahlfressen. Wie schlimm sich der Kirschessigfliegen-Befall in diesem Jahr auswirken wird, lässt sich noch nicht genau sagen. Klar ist jedoch, dass die Fliege überwintern konnte. Laut Karl-Josef Schirra vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Neustadt war es auch in diesem Winter nicht kalt genug, um der Fliege den Garaus zu machen. „Dafür hätten wir eine längere Kälteperiode gebraucht“, sagt der Leiter der Abteilung Insektenkunde. Laut Schirra wird beim DLR nach Möglichkeiten geforscht, um weitere Bekämpfungsmittel zu finden. Doch die Fliege kümmert die Obstbauern derzeit noch nicht. Elmar Meinhardt muss jetzt zunächst einmal den Verlust von 200 im vergangenen Jahr neu gesetzten Apfelbäumchen verschmerzen. Deren empfindliche Wurzel wurde in den vergangenen Wochen von Wühlmäusen angeknabbert. „Bei manchen Bäumen haben die Mäuse sich bis zur Veredelungsstelle hochgefressen“, musste der Gönnheimer Obstbauer feststellen. Die Folge: „Die Knospen werden beim Austreiben noch dick, aber dann geht es nicht weiter und sie vertrocknen.“ Er habe zwar noch vor Weihnachten vorsichtshalber mit seinem Wühlmauspflug auf dem Feld einige Runden gedreht. „Aber da war es wohl schon zu spät.“ Mit diesem Pflug wird ein dünner Graben in die Erde gefurcht, in den über ein Rohr Giftköder gestreut werden. Außerdem können mit Hilfe einer sogenannten Legeflinte Köder direkt in die Mäusegänge ausgebracht werden. Meinhardt: „Das geschieht mit der Hand und ist ein Riesenaufwand.“ Das kann Emil Hilberth aus Erpolzheim nur bestätigen. „Die natürlichen Feinde der Mäuse wie Fuchs oder Greifvogel schaffen es einfach nicht mehr, die große Menge einzudämmen“, musste Hilberth feststellen. Angenagte Bäume versucht er zum Teil mit Wundwachs zu behandeln. Dabei beobachtete er, dass die Mäuse sogar manche Apfelsorten bevorzugten: „Rubinette, Topas und Pinova waren besonders betroffen.“ Hilberth hofft, dass der Höhepunkt der Mäusepopulation erreicht ist. „Dann gibt es zu viele, sodass Krankheitserreger leichtes Spiel haben.“ Winzer müssen die Nagetiere noch nicht fürchten. „Reben sind widerstandsfähig“, so Bernd Altmayer, beim DLR zuständig für Analytik und Umwelt. Jedoch könnte es sein, dass die Mäuse im Herbst sich an den reifen Trauben laben wollen. Angeknabberte Beeren, auf denen zudem noch Mäuseköddel liegt, sei nicht nur unschön, sondern könne auch das Entstehen von Pilz- oder Essigfäulnis beschleunigen.

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