Rhein-Pfalz Kreis Milliardenschwere Stadt

Auch nach 407 Jahren ist die Stadt Mannheim offen für Neues. Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) und Kämmerer Christian Specht (CDU) legten am Donnerstag die Eröffnungsbilanz nach den Maßstäben der ordnungsgemäßen Buchführung vor. Die Ergebnisse des 95 Seiten starken Zahlenwerkes lesen sich aus Sicht der Verwaltung erfreulich. Demnach habe die Stadt zwar Verbindlichkeiten von rund 765 Millionen Euro, dem stehe aber ein Anlagevermögen von rund 2,2 Milliarden Euro gegenüber.

Die Meldung der Beratungsgesellschaft Ernst & Young hat Oberbürgermeister Peter Kurz nicht gefallen. „Mannheim mit seiner Pro-Kopf-Verschuldung Schlusslicht im Südwesten“, hieß es vor einer Woche. „Eine eingeschränkte Sichtweise“, kommentierte Kurz. Betrachtet wurden schließlich nur die Verbindlichkeiten. Werte wie Vermögen, Rückstellungen oder Eigenkapital, allesamt Positionen, in denen sich Mannheim verbessert habe, kämen in dieser Bewertung nicht vor. „Praktisch wie ein Blick durchs Schlüsselloch“, sagte er. Dabei habe eine Stadt nicht nur Schulden, sondern eben auch Vermögenswerte. Die listete Mannheim nun in der Eröffnungsbilanz erstmals auf. Doch während diese Liste bei neu gegründeten Unternehmen übersichtlich ist, hat sich in über 400 Jahren seit der Stadtgründung einiges an Tafelsilber angesammelt, das erst einmal erfasst werden musste. „Den Einstieg haben wir schon 2006 gemacht“, berichtete der Kämmerer und Erste Bürgermeister Christian Specht. Alles, was man als ordentlicher Buchhalter zählen, messen und wiegen kann, wurde gezählt, gemessen und gewogen – und anschließend bewertet. „Wir wissen jetzt genau, was wir alles haben“, betonte Specht. 9600 Grundstücke gehören ebenso dazu wie 800 Gebäude, 1400 Kilometer Straßen, 100 Brücken, 40.000 Straßenbäume und 100 Denkmäler und Skulpturen und noch vieles andere mehr. Und alles wurde nach den baden-württembergischen Richtlinien lediglich mit den Anschaffungs- und Herstellkosten bewertet. Der erste Bauabschnitt des Mafinex-Gebäudes etwa mit 11,2 Millionen, die Integrierte Gesamtschule Herzogenried mit 29 Millionen oder der Fahrlachtunnel mit 61,3 Millionen Euro. Auch Kurioses findet sich in dieser Aufzählung. So ist das gesamte Wild im Käfertaler Wald – Bisons, Rot- und Schwarzwild – mit Hilfe des Fleischverkaufspreises eingeordnet: 15.310 Euro beträgt der Buchwert. Eine Mumie in den Reiss-Engelhorn-Museen hat hingegen einen Erinnerungswert von einem Euro. Doch auch diese Aufstellung sei nicht völlig korrekt: „So beträgt die Bewertung unserer Beteiligung an der GBG-Wohnungsbaugesellschaft nach den Kriterien 84 Millionen Euro. Damit würden wir höchstens 500 Wohnungen bekommen. Die GBG hat aber 20.000 Wohnungen“, verdeutlichten Kämmerer und Oberbürgermeister. Das Eigenkapital der Stadt betrage 1,1 Milliarden Euro, also 49,2 Prozent der Bilanzsumme. Eine Quote, von der Existenzgründer träumen. Und ein Wert, der sich weiter verbessern wird, so Kurz: „Wir haben in den vergangenen beiden Jahren unsere Verbindlichkeiten deutlich reduziert und damit unsere Kapitalposition um 135,3 Millionen oder 12,2 Prozent verbessert.“ (env)

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