Rhein-Pfalz Kreis Liebe zu altem Blech verbindet

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Schnittige Karossen und vor Kraft strotzende Motoren – in Dirmstein konnte man am Sonntag auf dem Schlossplatz in die Automobilgeschichte eintauchen. Vom historischen Motorrad über alte Landmaschinen und Lkw bis zum Rolls Royce waren rund 150 Fahrzeuge zu sehen. Eingeladen hatten die Oldtimer-Freunde Dirmstein.

Am Rathaus liegt ein Hauch von Bleizusatz in der Luft. Beste Voraussetzungen also für Benzingespräche. Denn was im Museum in der Regel nicht geht, nämlich Anfassen und die Technik in Aktion erleben, ist hier problemlos möglich. „Die Liebe zum alten Blech verbindet“, sagt Organisator Johannes Müller von den Oldtimer-Freunden Dirmstein. Im Gegensatz zu einer Ausfahrt geht es bei einem reinen Treffen vor allem um das Fachsimpeln unter Klassiker-Liebhabern. „Man hilft sich gegenseitig und erfährt, wie man an das gewünschte Ersatzteil rankommt“, erläutert Müller. Auch für Einsteiger seien solche Treffen interessant. „Ist ihr Wunschauto vertreten, können sie sich nach den Kosten erkundigen und bekommen Tipps zum Kauf und den Werkstätten.“ Dass die Oldtimerei kein exklusives Hobby reicher Sammler sein muss, weiß Walter Geiger von den Oldie-Freunden Pfalz. „Man braucht keinen Porsche, um dem Alltag zu entfliehen.“ Geiger hat seinen Audi 80 LS mitgebracht. 1975 hätte sich auf der Straße wahrscheinlich niemand nach dem braunen Mittelklassewagen umgedreht. 41 Jahre später ist das anders. Liebevolle Details wie die Chromumrandungen der Heckleuchten oder der Kofferraumöffner im Flügeldesign sind echte Hingucker. Geiger hat den Urahn des heutigen Audi A4 aus erster Hand gekauft, top gepflegt und rostfrei. Damit das so bleibt, hat er ihn hohlraumversiegelt. 500.000 Kilometer habe der 75-PS-Motor schon auf der Uhr. Die im Vergleich zu heute einfache Technik sei praktisch unzerstörbar. „Es muss nur ausreichend Öl und Wasser drin sein.“ Genau das mache für ihn die Faszination aus, erklärt Geiger. Die modernen, mit Nebenaggregaten und Elektronik vollgestopften Autos seien zu kompliziert. Da könne man nichts mehr selbst reparieren, „nicht einmal mehr eine Glühbirne“. Die alte und robuste Technik hat es auch Volker Erb angetan. Drei historische Traktoren nennt der Dirmsteiner sein eigen. Zwei davon hat er dabei, einen Deutz D15 aus dem Baujahr 1958 und einen Hanomag R16 (1954). Mit kräftigen Gasstößen startet er die Einzylindermotoren mit 15 beziehungsweise 16 PS. Sofort ziehen die fauchenden Landmaschinen die Blicke der Besucher auf sich. Smartphones werden gezückt. „In der Szene gelten meine Traktoren nicht als besondere Sammlerstücke“, erzählt Erb. Dennoch begeisterten sie ihn, stünden sie doch für den Übergang von echten Pferdestärken auf Maschinenkraft in der Landwirtschaft. Auch Lebensgefährtin Elke Schulze genießt die Ausflüge im gemächlichen Tempo. „Wir fahren mit dem Deutz oder Hanomag auch schon mal zur Eisdiele.“ Für die Oldtimer-Freunde Dirmstein, die sich laut Johannes Müller seit fünf Jahren alle zwei Monate zum Stammtisch treffen, ist es das dritte Oldtimer-Fest. Mit der Besucher- und Teilnehmerresonanz ist er angesichts der kühlen Temperaturen zufrieden. Der Schlossplatz ist mittags gut gefüllt. Ältestes Fahrzeug ist ein Citroën-Pritschenwagen aus den 20er-Jahren, das schönste vielleicht ein schwarzer Porsche 356 A 1600 Super von 1955 mit rotem Innenraum, alles in perfektem Zustand. Höhepunkt für alle Autobesitzer ist die Fahrzeugweihe am Nachmittag durch Pfarrer Alfred Müller. Möge sie den alten Karossen eine unfallfreie Fahrt und ein langes Leben bescheren.

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