Rhein-Pfalz Kreis Land und Leute:

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Spätestens bei der Haushaltsrede von Stefan Scheil (AfD) versteht am Montag keiner mehr etwas im Kreissaal. Entnervte Blicke. Leises Stöhnen. Vielleicht ist die Stimmung im Kreistag aber ohnehin schon etwas gereizt. Was da zu fortgeschrittener Zeit wohl so manchem Kreistagsmitglied durch den Kopf geschossen ist? Eine Gedankenreise: Von wegen das bisschen Haushalt macht sich ganz allein ... mir brummt der Kopf. Wer ist denn jetzt an der Reihe? Ach der Scheil ... Hä? Von was erzählt der? Von einem Raumschiff? Ist der komplett verrückt? Obwohl – vielleicht wäre so ein kleines Raumschiff ja gar nicht schlecht – so losgelöst von der Erde ... Einsteigen. Anschnallen. Und ab geht’s. Ah, ein schöner Anblick – der Sitzungssaal von oben. Die ganzen Dösköppe. Hi, hi. Moment mal – bekommt der Landrat tatsächlich lichtes Haar? Jetzt ab durch die Decke. Das Kreishaus aus der Ferne. Und dann gaaaanz weit weg. Äh, darf ein Raumschiff überhaupt bei Nebel starten? Nebel??? Wo kommt der denn so plötzlich her? Na klar, aus der FDP-Ecke. Jürgen Creutzmann, dieser Spielverderber. Erst macht er hier mit Matthias Claudius einen auf Poet. Und dann tut er so – wenn alle im Dunst hocken – als kenne er sich mit Haushalt aus. Streber. Der Mond ist aufgegangen. Ja, ja. Wenn das hier halt auch kein Ende findet. Wie geht das Liedchen eigentlich weiter? „Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel; wir spinnen Luftgespinste und suchen viele Künste und kommen weiter von dem Ziel.“ So, so. (btw) Diese Woche hat Landrat Clemens Körner die besten Umweltschützer im Kreis geehrt. Bei der Preisverleihung verlief jedoch dem Anschein nach einiges anders als geplant. So standen für die drei Gewinner drei Weinpräsente bereit. Wein. Landrat. Passt. Doch schon beim Überreichen der Urkunden an die Drittplatzierten merkte Körner, dass etwas nicht stimmt. Denn die Naturranger aus Bobenheim-Roxheim waren mit Kindern und Jugendlichen angereist. Denen Alkohol schenken? Nein, das geht dann doch nicht. Die fleißigen Helferlein des Landrats improvisierten und holten flugs naturtrüben Apfelsaft aus dem Saftmobil des Saftla…, hust, der Kreisverwaltung. Der Wein, der sich kurzfristig wundersam vermehrt hatte, ging wenig später schon wieder aus. Oh Schreck! Beim Projekt Breitenweg Mechtersheim engagieren sich nämlich der BUND, die Lokale Agenda und die Jägerschaft – und alle drei Gruppierungen hatten auch Vertreter entsandt. BUND und Lokale Agenda überreichte Körner mal eben geschwind die Flaschen. Doch als nur noch ein Präsent neben dem Rednerpult lag, dämmerte ihm: Gibt er das jetzt den Jägern, geht der Gewinner des Umweltschutzpreises leer aus. Da aber kein erneutes Wunder geschah – musste sich die Jägerschaft mit einer Urkunde begnügen. Die Missgeschicke überspielte der Landrat in seiner gewohnt charmanten, hemdsärmeligen Art. Dabei vergaß er jedoch die Laudatio des vorherigen Preisträgers einzuplanen und zeichnete den neuen, Volker Schlie, schon mal aus. So musste Laudator Walter Gramlich seine Rede auf den Freund von der Nabu-Gruppe Heidewald nach der Preisverleihung halten. Das tue er nun einfach ebenfalls in freier Rede, erklärte Gramlich in Anspielung auf die offensichtlich – zumindest teilweise – improvisierten Redebeiträge Clemens Körners. Reden kann er ja, der Landrat. Das mit dem Weinvermehren muss er allerdings noch üben. (mamü)

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