Rhein-Pfalz Kreis Kristallklar und konturenscharf

Unter der Leitung von Leo Kraemer sind das Palatinaklassik-Vokalensemble und Brassensemble aufgetreten.
Unter der Leitung von Leo Kraemer sind das Palatinaklassik-Vokalensemble und Brassensemble aufgetreten.

«Fussgönheim.»Es war ein bemerkenswertes Konzert, das den Besuchern in der Fußgönheimer Schlosskirche am Sonntagabend geboten wurde. Das Palatinaklassik-Vokalensemble und das Palatinaklassik Brassensemble musizierten unter der Leitung von Leo Kraemer weltliche wie sakrale Werke von der Renaissance bis zur Hochromantik. Eine Orgelimprovisation Kraemers über das Notturno aus Felix Mendelssohns „Sommernachtstraum“ brachte dann auch zeitgenössische Tonsprache zu Gehör.

Die im Hallbergschen Schloss untergebrachte katholische Pfarrkirche St. Jakobus ist ein sakrales wie architektonisches Kleinod, das der Musik der Vokalisten und Bläser des Palatinaklassik-Vokalensembles und des Palatinaklassik Brassensembles das würdige Ambiente bot. Zum Auftakt intonierte das Blechbläserensemble eine dreisätzige Suite von Tilman Susasto. Da strahlte die Musik der Renaissance im erhabenen Ton des Blechs, ließ die Akustik der Kirche die Eigenheiten und Klangfarben von Trompeten, Horn, Posaune und Tuba schön zur Geltung kommen und in vielfältigen Klangfarbenmischungen erklingen. Das klassische Blechbläserquintett setzt sich aus hervorragenden Musikern verschiedener Orchester der Region und des Saarlands zusammen. Im weiteren Programm erwiesen sich die Bläser als kongeniale Partner des Vokalensembles und bereicherten deren Chorsätze in edlem Wohlklang. Die im Vorfeld angekündigte Musik von Claudio Monteverdi und Franz Liszt fand sich zwar im Programm des Abends nicht wieder. Den Musikgenuss beeinträchtige dies aber in keiner Weise. Unter der Leitung des einst langjährigen Domkapellmeisters und Organisten am Dom zu Speyer, Professor Leo Kraemer, erklangen Chorsätze des Venezianers Giovanni Croce und Motetten aus der Feder von Giovanni Gabrieli. Der kristallklare Chorklang des Ensembles, in allen Registern ausgewogen und konturenscharf, verwob sich unter dem Dirigat Kraemers zu einem wohlklingenden Ganzen, gewann durch den barocken Sakralraum eine weitere Steigerung seiner unwiderstehlichen Strahlkraft. Im Kyrie und Sanctus aus Anton Bruckners Messe in d-Moll entfaltete sich eine grandiose Polyphonie. Kraemer dirigierte vom Klavier aus und inszenierte die Musik des eigenwilligen Meisters, der hier vieles der späteren Musikentwicklung schon andeutete, in überwältigender Ausdruckskraft. Der zweite Teil des Konzertes war Felix Mendelssohn vorbehalten. Leo Kraemers faszinierende Improvisation an der Kirchenorgel über das Notturno des „Sommernachtstraums“ verzauberte das Publikum, ließ vor dem inneren Auge Vöglein singen und den Zauberwald erklingen. Ganz warm ums Herz wurde dem Zuhörer als Hornistin Laurance Mahady in das Spiel einstimmte. Mit Auszügen aus dem 42. Psalm „Wie der Hirsch schreit“, gab es dann ein ergreifendes Finale alle beteiligten Künstler. Dass solch ein Kunstgenuss für einen relativ kleinen Kreis von rund 100 Musikfreunden möglich wird, ist dem Engagement und Elan vieler Idealisten zu danken. Da ist zunächst der Verein PalatinaKlassik der unter dem Motto „Kultur braucht Engagement“ große Musikereignisse in die Region bringt. Und dies ist nicht selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass die Künstler und Ensembles um Leo Kraemer auf Bühnen und Kathedralen in Rom, Chartres, Verdun und St. Petersburg singen und musizieren. Kraemer selbst ist neben Europa in Amerika und Asien künstlerisch unterwegs. Immer dabei sind auch die rührigen, kulturbeflissenen Initiativen vor Ort, in diesem Falle der Fußgönheimer Cäcilienverein der die Bewirtung übernahm.

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