Rhein-Pfalz Kreis Kleine Bilder, große Rätsel

Manche Dorfwappen änderten sich mit der Zeit. Maximilian Barz untersucht, was die Gründe dafür waren.
Manche Dorfwappen änderten sich mit der Zeit. Maximilian Barz untersucht, was die Gründe dafür waren.

«Schifferstadt.»Der Schifferstadter Maximilian Barz möchte Deutsch, Geschichte und Ethik am Gymnasium unterrichten. Dafür hat er ein Lehramtsstudium an der Universität Würzburg absolviert. In seiner Abschlussarbeit setzte sich der 26-Jährige mit den Wappen von Gemeinden im Rhein-Pfalz-Kreis und Umgebung auseinander.

Wie kommt ein Mittzwanziger dazu, sich mit Dorfwappen zu beschäftigen? Noch dazu derart intensiv, wie es für eine Uni-Abschlussarbeit erforderlich ist? „Ich fand Wappen schon immer interessant“, gesteht Maximilian Barz, grenzt jedoch gleich ein: „Als Thema für meine Abschlussarbeit war das nicht geplant. Dazu kam es auf einem Umweg.“ Und der ging so: Der Schifferstadter studierte Deutsch, Geschichte und Ethik. Dass er seine finale Arbeit im Fach Geschichte machen würde, war klar, sagt er. Betreuen musste ihn ein Lehrstuhlinhaber. Von den möglichen Kandidaten habe er sich für den sympathischsten entschieden. Dessen bevorzugter Schwerpunkt war Landesgeschichte – allerdings die fränkische. „Mit der war ich natürlich weniger vertraut. Doch ich hatte Glück“, erzählt Barz. Denn die Tochter des Professors hatte für eine Weile in der Pfalz gelebt und schlug vor, dass er darüber etwas macht. „Die Idee mit den Wappen kam von meiner Leistungskurs-Geschichtslehrerin, mit der ich noch immer recht viel Kontakt habe. Sie ist inzwischen Schulleiterin in Neustadt und hat selbst bereits wissenschaftliche Beiträge und Fachbücher veröffentlicht“, erläutert er, wie eins zum anderen führte. Nun hatte der Student ein übergeordnetes Thema. Doch der Findungsprozess war noch nicht zu Ende. „Ich brauchte noch einen Ansatzpunkt für meine Recherche und musste sie auf ein sinnvolles Maß begrenzen“, erläutert Barz. Also konzentrierte er sich auf Änderungen an kommunalen Wappen, für die in den beiden einzigen Publikationen zum Thema aus den Jahren 1928 und 1988 keine Gründe genannt wurden. Diese herauszufinden und zu erklären, wurde schließlich der Stoff, aus dem er seine Abschlussarbeit formte. „Dabei hatte ich erneut Glück. Sämtliche Quellen befanden sich im Landesarchiv Speyer. So konnte ich meine Nachforschungen an Wochenenden und in den Semesterferien anstellen und musste keine übermäßigen Fahrtkosten stemmen“, berichtet der 26-Jährige. Seine Recherchen waren von Erfolg: In allen 15 Fällen, die er aufgestöbert hatte, konnte er herausfinden, warum die Wappen geändert wurden. Die Gründe seien verschieden Art gewesen. „Es gibt in der Wappenkunde gewisse Regeln, die aber nicht immer so strikt befolgt wurden. Als das später auffiel, wurde es korrigiert“, nennt Barz ein Beispiel. Manche Gemeinde habe daneben zwar aus Gewohnheitsrecht ein Wappen genutzt, aber kein offizielles besessen. „Andere Kommunen wiederum wurden zusammengelegt und passten daher ihr Wappen an“, zählt er einen weiteren Grund auf. Manchmal hätten Unzufriedenheit mit dem vorhandenen Wappen beziehungsweise konfessionelle Gründe zur Überarbeitung geführt. Das Schifferstadter Wappen etwa zeige mindestens seit 1928 ein Segelschiff mit Segeln und Masten. Die Wappenkunde-Regeln zufolge sind jedoch möglichst simple, rudimentäre Abbildungen vorzuziehen. „Deshalb wurde das Wappen wieder geändert – so ähnlich wie es früher schon einmal war – und zeigt seit 1966 nur noch einen einfachen Kahn. Das Kreuz symbolisiert das Bistum Speyer“, erläutert Barz am Beispiel aus seiner Heimat. Zu insgesamt 15 solcher Wappenänderungen hat der Schifferstadter die Hintergründe aufgeklärt, neben Schifferstadt sind das Assenheim, Dannstadt, Neuhofen, Beindersheim, Heuchelheim, Otterstadt, Harthausen, Frankenthal, Ludwigshafen, Dudenhofen, Rödersheim, Oppau, Oggersheim und Mörsch. Für das neue Jahrbuch des Rhein-Pfalz-Kreises hat Barz einen Artikel über die Fusion der Verbandsgemeinden Dudenhofen und Römerberg zur neuen Verbandsgemeinde Römerberg-Dudenhofen beigesteuert. Ob er sich weiter mit Wappen befassen möchte? „Ich könnte mir durchaus vorstellen, zu dem Thema noch mal etwas zu machen. Aber nicht mehr wissenschaftlich. Ein Wappen ist ein kleines Bild, in dem viel drinsteckt, doch irgendwann ist Schluss“, antwortet der angehende Lehrer. Während des Studiums hat sich Barz in den Semesterferien bereits als Aushilfslehrer verdingt. Um die Zeit, bis er eine Stelle als Referendar findet, sinnvoll zu überbrücken, gibt er derzeit Deutsch-Nachhilfe für Schüler und Flüchtlinge. „Das erweitert den Horizont. Es ist echt interessant, wie viel man dabei lernt. Zum Beispiel darüber, wie sich Neuankömmlinge in Deutschland fühlen. Ich habe außerdem viel über andere Kulturen und ihre Gewohnheiten erfahren“, erzählt er. Viele Flüchtlinge falle es etwa schwer, Kontakt zu Deutschen zu knüpfen, da die so viel Zeit in ihren Häusern verbringen. „Das kennen sie aus ihren Heimatländern nicht, wo sich das Leben zum Großteil auf der Straße abspielt“, erläutert er. In seiner Freizeit geht Barz gerne mit seiner Frau ins Kino, liest oder unternimmt etwas mit Freunden. Darüber hinaus spielt er Tischtennis.

x