Rückblick 2023 Jüdisches Gedenken in Lambsheim

Diese Stolpersteine in der Lambsheimer Hauptstraße erinnern an die jüdische Familie Lang.
Diese Stolpersteine in der Lambsheimer Hauptstraße erinnern an die jüdische Familie Lang.

Wozu Ehrgeiz und Durchhaltevermögen führen, stellen Lambsheimer Hobbyhistoriker mehrfach unter Beweis. 2023 geht es ihnen vor allem um die Erinnerung an jüdisches Leben im Ort.

Gunter Demnig ist sicher kein Mann vieler Worte. Die Verlegung der Stolpersteine für während der Nazidiktatur deportierte Lambsheimer Juden erledigt er am 22. September, ohne viel Zeit zu verlieren. Dann hört er den Darstellern des Vereins Theater am Türmchen zu, die in die Rollen der jüdischen Familie Lang schlüpfen, zu deren Gedenken Demnig gerade die glänzenden Stolpersteine verlegt hat. Mit feuchten Augen bedankt er sich anschließend bei den Darstellern und richtet noch ein paar wenige Worte an Organisator Jochen Glatt: „Alle Achtung.“

Es ist das Verdienst des Vereins Lambsheimer Heimatfreunde rund um Glatt und der Archivpflegerin Renate Young, die sich tief in die jüdische Geschichte Lambsheims eingearbeitet haben und Ereignisse wie dieses möglich machen. Das Ergebnis von Youngs intensiver Spurensuche können Bürger auch im neuen Jahr noch im Haus der Vereine begutachten. 42 Schautafeln informieren dort seit Ende 2022 über das Schicksal der Lambsheimer Juden in der Nazizeit.

Besuch aus den USA

Die Arbeit mündet in ein weiteres emotionales Treffen. Die Nachkommen von Julius Salmon, der im Dezember 1927 starb und dessen Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Lambsheim lange kaputt war, statten der Ortsgemeinde im September einen Besuch ab, der alle Teilnehmer tief bewegt. Unter kräftiger Mithilfe von Renate Young organisiert die in den USA lebende Familie einen neuen Gedenkstein und weiht ihn zusammen mit vielen Gästen ein. Der 72-jährige Steven Seltzer, Enkel von Julius Salmon, bringt für diesen Anlass seine eigenen Kinder und Enkel mit. Tränen fließen, Menschen umarmen sich. Es wird gebetet.

Einen großen Anteil an diesem deutsch-amerikanischen Treffen hat auch der Frankenthaler Autor und Lokalhistoriker Paul Theobald, der die Familie in den USA aufspüren konnte. Auch er ist an diesem Nachmittag auf dem jüdischen Friedhof in Lambsheim dabei.

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