Speyer/Otterstadt HNO-Ärzte-Streik: Psychologe warnt vor Folgen

Wer nicht behandelt wird, leidet unter Hörproblemen.
Wer nicht behandelt wird, leidet unter Hörproblemen.

Die Debatte um den Streik von Hals-Nasen-Ohren-Ärzten und damit verbundene lange Wartezeiten auf Mandel-Operationen und Paukenröhrchen-Eingriffen geht weiter. Ein Psychologe warnt vor den Folgen, wenn Kinder nicht schnell behandelt werden.

Hören spiele eine entscheidende Rolle in der sozialen, emotionalen und kognitiven Entwicklung. „Vergrößerte Rachenmandeln können Hörminderungen zur Folge haben, die, falls unbehandelt, erhebliche Auswirkungen auf die Psyche der Kinder haben können. Eine eingeschränkte Hörfähigkeit im Kindesalter kann in einer gestörten Sprachentwicklung resultieren, die wiederum weitreichende Konsequenzen mit sich trägt“, sagt Dominique Sattel. Er ist Vorsitzender des Verbands der praktischen Sportpsychologie.

Der Sportpsychologe weist darauf hin, dass durch die beeinträchtigte Kommunikation soziale Herausforderungen entstehen, die sich in Schwierigkeiten in Kitas oder Schulen manifestieren. „Ein sozialer Rückzug wäre eine logische Reaktion, insbesondere wenn Kinder in sozialen Situationen nicht angemessen interagieren können, was im schlimmsten Fall zu sozialer Isolation führen könnte“, sagt Sattel.

Speyerer machte auf Problem aufmerksam

Kinder warten derzeit trotz Beschwerden bis zu ein Jahr auf eine Mandel-OP oder einen Paukenröhrchen-Eingriff, weil immer weniger HNO-Ärzte diese Behandlungen vornehmen. Hintergrund ist ein Streik der Ärzte aufgrund der Bezahlung. Der Speyerer Benjamin Adam, der in Otterstadt eine Physiotherapie-Praxis betreibt, hat Anfang des Jahres gegenüber der RHEINPFALZ auf das Problem hingewiesen und Bundestagsabgeordnete zu Hilfe gerufen.

Sportpsychologe Sattel macht darauf aufmerksam, dass das Risiko für Lernschwierigkeiten bestehe und das Selbstwertgefühl der Kinder beeinträchtigt werde, wenn sie nicht behandelt würden. Darüber hinaus steigen Angst, Frustration und Unsicherheit, was letztlich einen Vertrauensverlust in das Gesundheitssystem zur Folge hat. „Alles in allem führt dies zu einem Verlust an Lebensqualität bei Kindern“, verdeutlicht der Sportpsychologe.

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