Rhein-Pfalz Kreis Heiliger Petrus statt Hänge-Peters

Quizfrage: Nach wem ist die Peterstraße in Bobenheim-Roxheim benannt? Die Menge der Menschen, die das wissen, dürfte überschaubar sein. Einer, der es weiß, ist Klaus Graber. Der Heimatforscher, der bis Mitte des Jahres CDU-Mitglied des Bobenheim-Roxheimer Gemeinderats war, schafft es immer wieder, Punkte zu finden, an denen sich die Geschichte seines Heimatorts mit der Weltgeschichte kreuzt. Ob er dabei auf den Spuren von Karl dem Großen oder des römischen Kaisers Augustus wandelt: Der Vorsitzende der Pollichia Grünstadt-Frankenthal und Aktive des örtlichen Naturschutz- und Heimatpflegevereins ist immer für ein heimatkundliches Aha-Erlebnis gut. Doch zurück zur Peterstraße in Roxheim. Die hieß früher einmal Gänsgass, bis die Gemeindeverwaltung 1901 beschloss, sie nach dem deutschen Afrikaforscher Carl Peters zu benennen. Einen lokalen Bezug gibt es da nicht, und Klaus Graber möchte ausnahmsweise auch nicht, dass da einer hergestellt wird. Denn Carl Peters war schon 1897, vier Jahre vor der Straßenumbenennung, nicht mehr der Kolonialheld, für den ihn vorher viele gehalten hatten. In einem Brief an die heutige Gemeindeverwaltung schreibt Klaus Graber, dass Peters „außerordentlich roh mit der afrikanischen Bevölkerung umsprang, die aus Angst vor ihm zitterte. Aus nichtigen Anlässen ließ er immer wieder Schwarze prügeln oder am Galgen sterben. Als deutscher Reichskommissar für das Kilimandscharo-Gebiet hat er sogar einen langwierigen blutigen Aufstand provoziert.“ Graber erspart uns Einzelheiten, stellt aber fest, „dass bei diesem Mann brutaler Rassismus und egomanische Triebhaftigkeit Hand in Hand gingen“. Und: „Sein Spitzname Hänge-Peters lässt tief blicken.“ Für seine Taten musste sich Hänge-Peters im deutschen Kaiserreich verantworten. Er wurde unehrenhaft aus dem Dienst entlassen und verlor seine Pensionsansprüche. Auch wenn der Roxheimer Straße ein S fehlt (Peterstraße statt Petersstraße), was den Namensgeber verschleiert, möchte Klaus Graber, dass seine Gemeinde politisch korrekt ist. Und er hat auch schon eine Idee, wie sie das ohne großen Aufwand sein kann: Einfach dokumentieren, dass mit dem Peter im Straßennamen der Heilige Petrus gemeint ist. Schließlich sei der Schlüssel im Gemeindewappen ein Symbol für den berühmten Apostel, der überdies von Beruf Fischer war, wozu das zweite Symbol im Wappen, der Hecht, sehr gut passe. Und für alle, die noch einen weiteren lokalen Bezug brauchen: Die künftige, sieben Dörfer umfassende Großpfarrei Roxheim wird wie berichtet nach dem Heiligen Petrus benannt. Wie die Gemeinde mit dem Anliegen von Klaus Graber umgehen wird, ist noch offen. Beigeordneter Frank Sommer (SPD) will das Thema demnächst im Bauausschuss diskutieren lassen. Dieses Gremium und alle, die jetzt vielleicht den Kopf über Grabers Ansinnen schütteln, seien gewarnt. Hänge-Peters hat schon in etlichen Kommunen für viel Empörung gesorgt. In Neustadt an der Weinstraße beispielsweise war vor einigen Jahren der öffentliche und politische Druck so hoch, dass die Carl-Peters-Straße umbenannt wurde. Sie heißt heute – mit Rücksicht auf die Bewohner, die sich keine neuen Pässe und Visitenkarten machen lassen wollten – Karl-Peters-Straße. Benannt nach dem 1998 verstorbenen Rechtswissenschaftler und Experten für Strafrecht.

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