Schifferstadt Freches Liedgut und Gedichte im Schreiwer-Hais’l

Irgendwo zwischen Mittelaltermarkt und Trachten-Look: das Duo Doris und Alexander im Schreiwer-Hais’l.
Irgendwo zwischen Mittelaltermarkt und Trachten-Look: das Duo Doris und Alexander im Schreiwer-Hais’l.

Im Garten des Schreiwer-Hais’l in Schifferstadt ging es an diesem Sonntag um „Altertümliche Balladen und Trinklieder“, gesungen vom Duo Doris und Alexander zur Gitarre, dazwischen trug Gisela Eisenhauer pfälzische Gedichte vor.

So ein Sonntagmorgen im Schreiwer-Hais’l hat seine ganz eigene Atmosphäre, die ein bisschen an eine Pfälzerwaldhütte erinnert: Es geht sehr pfälzisch und unkompliziert zu, Künstler und Publikum sind sich sehr nah, beide sind zum großen Teil in dem Alter, das man gerne als „das beste Alter“ bezeichnet. Am Ende geht man in bester Laune nach Hause und wartet viel optimistischer als zuvor auf das, was die neue Woche bringen mag.

Das Duo Doris und Alexander, gewandet in einem Stil zwischen Mittelaltermarkt, Tracht und Landhaus, wartete auf mit Liedern, die manchmal erstaunlich frech waren, aber immer mit einem Augenzwinkern. Die Senioren im Publikum lachten herzlich über Ehemänner, die ihren Seitensprung mit einem treffsicheren Schuss der Gattin mit der Schrotflinte bezahlten, und jungen Ehefrauen alter Männer, deren Feuer für mehr als einen Mann ausreichte.

Von Rittern und Jungfrauen

Auch das Lied von der Frau Wirtin, deren altes Bett nach Mitternacht unter der Belastung zusammenbrach, war dabei. Ambrosius Graf von Zickenfeld hieß der, der mit 70 Jahren zur Jungfer Kunigunde schlich und sie schwängerte, wonach die Gräfin das Ganze treffsicher mit dem Jagdgewehr beendete. Dann gab es noch die Geschichte über den Ritter, der nicht lesen und schreiben konnte und starb, weil er die Etiketten auf den Flaschen nicht lesen konnte. Manches war wohlbekannt und wurde leise mitgesungen, etwa die Moritat „Sabinchen war ein Frauenzimmer“ oder das Lied vom „Harung jung und schlank“, in den sich die alte Flunder verliebte.

Gisela Eisenhauer, die selbst keine Dichterin ist, die aber durch ihre Kunst des Vortrags jedes Gedicht einzigartig macht, hielt sich vorrangig an die Balladen. Da gab es das heitere Werk von Karl Räder über den Webergesellen aus Seebach, der beim Kaiser in Wien landet, weil der die Pfalz so gerne mag, aber auch das Gedichtchen von Waltraud Meißner über die „Schlumplbobb“, die voller Liebe von der Mutter für die Tochter selbstgenähte Lumpenpuppe.

Heiteres und Erschütterndes

Tröstliches gab es für die Zeit, ab der man als „Senior“ gilt: „Morgens zerknittert, aber man hat dann ja den ganzen Tag zur Entfaltung“. Das heitere Gedicht „Die Kräuterhochzeit“ von Gerd Runck feierte die Hochzeit von Schnittlauch und Petersilie, getraut vom Majoran und mit vielen grünen Gästen. Aber auch Klassiker hatte Eisenhauer im Repertoire: das Gedicht vom „Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“, das jeder Schüler mal auswendig gelernt hat, und, in ihrem Vortrag tief erschütternd, die Ballade „Des Sängers Fluch“ von Ludwig Uhland.

Es kann kein Pfälzer Gedichtvortrag ohne wenigstens ein Loblied auf die Schönheit der Pfalz auskommen. Dieses Mal war es das „Dankgebet eines Pfälzers“ von Waltraud Meißner. Mit einem Klassiker von der schrägen Sorte schloss Eisenhauer ihren Vortrag: das Gedicht von Joachim Ringelnatz vom eisernen Nagel, der in einem Stück Holz saß und sehr stolz auf seine Frau war. Die trug nämlich eine goldene Haube und war eine Messingschraube. Doris und Alexander verabschiedeten sich mit dem Dampfnudelblues – den gibt’s nämlich als echten Pfälzer Blues-Song, nicht zu verwechseln mit dem bayerischen Krimi.

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