Rhein-Pfalz Kreis Eine Alternative zur Trauerhalle?

Schifferstadt. Eigentlich finden Trauerfeiern auf dem Waldfriedhof in der Friedhofshalle statt. Bei Urnenbegräbnissen und für weniger gut betuchte Angehörige sollte es jedoch die Möglichkeit geben, sich in kleinerem Rahmen würdig von einem verstorbenen Menschen zu verabschieden, finden die Freien Wähler (FWG). Inwiefern das möglich ist, soll die Stadtverwaltung prüfen.

„Wir stellen uns einen sogenannten Verabschiedungsraum vor“, erklärte Roswitha Leydecker für die Freie Wählergruppe am Mittwoch in der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Partnerschaft und Bestattungswesen. Das Angebot solle vor allem kleinen beziehungsweise sozial schwachen Familien die Möglichkeit geben, sich angemessen von verstorbenen Angehörigen zu verabschieden. Denn nicht jeder könne sich 320 Euro für eine Zeremonie in der großen Trauerhalle leisten. „Wir sehen das nicht als Konkurrenz, sondern als Alternative“, sagte Leydecker. Zumal auch die Nutzung eines kleineren Verabschiedungsraums, etwa im Nebengebäude der Friedhofshalle, nicht kostenlos sein solle, sondern nur günstiger. „Ich würde die Trauerhalle gerne jedem freigeben, aber gewisse Kosten sind leider unvermeidbar“, bemerkte Bürgermeister Ilona Volk (Grüne) hierzu. CDU-Ausschussmitglied Hans Pruschina stand einer entsprechenden Prüfung durch die Stadtverwaltung aufgeschlossen gegenüber, hielt es jedoch für angebracht, sich über das Thema weitergehende Gedanken zu machen. So bleibe die Frage, wie mit der Trauerhalle weiter verfahren wird. Denn die Kosten würden auf die Benutzer umgelegt. Kämen die einen günstiger weg, gehe das zu Lasten der anderen. Außerdem hätten arme Menschen nicht nur das Recht auf ein Urnenbegräbnis, sondern auch auf eine Sargbestattung. „Die Idee der FWG klingt charmant. Sie wirft aber auch viele Aspekte auf, die bedacht werden müssen“, erklärte Pruschina. Hier zeige sich einmal mehr, wie komplex und umfangreich Friedhof-Themen seien. Deshalb sprach sich der Christdemokrat dafür aus, einen eigenen Friedhofausschuss zu gründen, in dem solche Angelegenheiten öfter und daher ausführlicher behandelt werden könnten. Dafür sah Bürgermeisterin Volk keinen Anlass. Am Ende stimmten sämtliche Ausschussmitglieder für den Prüfantrag der FWG. Daneben stellte Archivpfleger Gerhard Sellinger den Jahresbericht vor. Demnach gab es in den vergangenen zwölf Monaten 60 Anfragen zu Rentenzwecken. Außerdem hätten sich erneut viele US-Familien mit Fragen zu ihren Schifferstadter Vorfahren an das Stadtarchiv gewandt. Sechs seien bei einem Deutschlandaufenthalt persönlich vorbeigekommen, daneben habe es 15 schriftliche Anfragen gegeben. Auch das Übersetzen alter Dokumente in Sütterlinschrift stelle einen Arbeitsschwerpunkt dar. Als Höhepunkt bezeichnete Sellinger die mit großem Aufwand vorbereitete Ausstellung zum Ersten Weltkrieg. Lob bekamen er und sein Kollege Johann Benedom von Volk und den Ausschussmitgliedern für ihren enormen ehrenamtlichen Einsatz, da sie auch außerhalb der Öffnungszeiten des Archivs fast immer anzutreffen seien oder kurzfristig Termine wahrnähmen, zum Beispiel beim Besuch von US-Familien. (mamü)

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