Rhein-Pfalz Kreis Dromedar, Guanakos und Grzimek

Birkenheide. Promi-Big-Brother mal anders: In seiner 50-jährigen Geschichte hat der Vogel- und Tierpark Birkenheide schon eine Reihe ausgefallener Bewohner beherbergt. Das Dromedar Leo zum Beispiel. Oder das Guanako-Pärchen Emil und Emilie. Inzwischen gibt es diese Besonderheiten nicht mehr. Aber auch mit seinen immerhin rund 300 Vögeln, Ziegen und Hirschen sowie Rehen zieht der Park auch heute noch viele Besucher an. Am Sonntag, 21. September, lädt der Betreiber-Verein des Parks zu einem Kinderspieltag ein. Die Zusammensetzung der Bewohner hat sich im vergangenen halben Jahrhundert öfter verändert. Begonnen hatte der Park mit Vögeln. Schließlich waren die Kanarienzüchter die ursprünglichen Gründer. Der Verein für Kanarienzucht und Vogelliebhaber hob am 17. Januar 1964 den Vogel- und Tierparkverein Birkenheide aus der Taufe. Sie erhielten Unterstützung vom Birkenheider Kaninchenzuchtverein, der sich dem Antrag an die Gemeinde anschloss, den Vereinen ein Gelände zur Verfügung zu stellen. Im April 1965 erhielten die Antragsteller das gemeindeeigene Gelände östlich der Weisenheimer Landstraße: knapp 4000 Quadratmeter für den Kanarienzuchtverein und 1750 Quadratmeter für die Kaninchenzüchter. Der Tierpark war zwar beschlossene Sache, doch die Tiere fehlten noch, heißt es in der Vereinschronik. Erst 1966, zwei Jahre nach Vereinsgründung, wuchs der Bestand an Vögeln allmählich an. Ein Rehbock kam als Schenkung dazu. In die neu gebauten Volieren zogen Sittiche und exotische Vogelarten ein. Sogar Affen lebten einige Zeit in dem Birkenheider Park. Doch für den ehrenamtlichen Betrieb war die aufwendige Versorgung der Affen nicht zu leisten. „Die Besucher warfen alle möglichen Lebensmittel in das Gehege, und das sah abends immer fürchterlich aus“, erklärt Rainer Storzum, der heutige Vorsitzende, warum der Verein seinerzeit das Affenhaus aufgab. Auch Leo, das Dromedar, musste den Park verlassen, da es sich aggressiv gegenüber den Mitarbeitern zeigte. Aber auch das Damwild, die Ziegen und die vielen verschiedenen Vögel, darunter auch farbenprächtige Flamingos, Jungfernkraniche, Heilige Ibisse und Seidenreiher ziehen im Sommer täglich rund 100 Besucher an, berichtet Rainer Storzum. Der Eintritt ist nach wie vor kostenlos. Die Gäste können sich jedoch mit einer Spende erkenntlich zeigen und Futter kaufen – eine von mehreren Einnahmequellen des Vereins. Vor allem Familien mit Kindern gefällt der kleine, beschauliche Park mit dem Spielplatz und der Gaststätte vor der Tür. „Ein schönes Ausflugsziel“, sagt der Vorsitzende. Und das ist der Park nicht nur für die Birkenheider. „Besucher kommen von nah und fern, aus Alzey, Würzburg, Mannheim, Frankenthal“, zählt Storzum auf. Auch einen prominenten Gast konnte der Verein im Lauf seiner fünf Jahrzehnte währenden Geschichte willkommen heißen: Bernhard Grzimek höchstpersönlich kam nach Birkenheide, als er dort ein neues Zuhause für seine Guanakos suchte. Dass die Anlage so gepflegt und sauber bleibt, darum kümmern sich heute Rainer Storzum und sein kleines Team aus ehrenamtlichen Helfern. Ihr Ziel für die Zukunft ist es, die Anlage gut zu erhalten und „dass es so weiterläuft“, meint Storzum. Er hat vor sieben Jahren das Amt des Vorsitzenden von Oswald Guhmann übernommen, der über 20 Jahre lang, verteilt auf mehrere Amtsperioden, den Verein mit seinem Team führte. Das Problem der Überalterung, das viele Vereine drückt, belastet auch den Vogel- und Tierpark-Verein. „70 Prozent der Mitglieder sind über 60 Jahr und älter“, berichtet der Vorsitzende. Die Pflege des Parks läuft daher mittlerweile quasi als Familienbetrieb. Oswald Guhmanns Sohn Frank, der vom Kleinkindalter an mit seinem Vater im Park dabei war, und seine Frau Sibylle sowie deren erwachsene Töchter Nina und Lisa und ihre Partner engagieren sich im Park. Sie versorgen die Tiere mit Futter, reinigen die Ställe und Gehege und arbeiten an der Instandhaltung. Die Arbeitsstunden, die sie im Park leisten, zählen sie gar nicht mehr, sagt Sibylle Guhmann. Jüngere Mitstreiter – das bräuchte der Verein dringend, klagt Storzum. Für ihn und sein Team ist die ehrenamtliche Mitarbeit mehr als ein Hobby: „Die Tiere sind uns ans Herz gewachsen“, sagt der Vorsitzende. Um ihnen optimal zu helfen, pflegt das Team auch den Kontakt zu Kollegen aus anderen Tierparks. „Man kennt sich, denn man muss kooperieren“, betont der 54-Jährige. Die Urenkelinnen von Oswald Guhmann, die fünfjährige Leonie und die dreijährige Emily, gehören auf jeden Fall auch schon zu begeisterten Parkbesuchern und helfen auch schon mit, wo sie können. „Leonie passt auf alles auf“, erklärt Oma Sibylle Guhmann. Aber auch das Futter teilen die beiden kleinen Mädchen gerne aus. An die Kinder hat der Verein auch gedacht, als die Jubiläumsfeierlichkeiten geplant wurden. Am Samstag, 20. September, ist in der Gaststätte des Tierparks eine Feier für geladene Gäste. Am Sonntag ist die Öffentlichkeit eingeladen, wenn das Spielmobil der Verbandsgemeinde mit Hüpfburg zum Kinderspieltag von 10 bis 15 Uhr in den Park kommt.

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