Rhein-Pfalz Kreis Dialog ja, aber anders

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14. April 2015. Gegen 18 Uhr bricht im Besprechungsraum des Polizeipräsidiums Ludwigshafen in der Wittelsbachstraße Jubel aus. Gefeiert werden die ersten neun Nutzer, die sich auf der wenige Minuten vorher freigeschalteten Internetplattform registriert haben und nun den gewünschten Dialog mit der Polizei beginnen. Initiator des bundesweit einmaligen Projekts war der damalige Polizeipräsident Jürgen Schmitt, der seit Sommer 2015 als Inspekteur der Polizei in Mainz arbeitet. Er wollte die Polizei „erlebbarer und offener machen“. Daher sollte „Polizei im Dialog“ (PiD) etwas ganz Neues bieten: Informationen zu Sachthemen wurden von Experten lesefreundlich den Nutzern zur Verfügung gestellt, es gab die Möglichkeit zu Rückfragen und – ganz wichtig – regelmäßig Live-Chats zwischen Bürgern und Polizei. „Das ist eine tolle Idee, von der wir alle überzeugt waren“, sagt der neue Ludwigshafener Polizeichef Thomas Ebling (56), der im Juni 2015 auf Schmitt folgte. Und doch muss er nach Auswertung aller Daten nach einjähriger Projektzeit eingestehen: „Eine Fortführung von ,PiD’ ergibt keinen Sinn.“ Am Ende der Projektphase hätten sich lediglich 208 Nutzer registriert. „Davon muss man noch alle abziehen, die bei der Polizei arbeiten und sich aus Eigeninteresse angemeldet haben“, verdeutlicht Ebling. Wie gering die Resonanz gewesen sei, lasse sich an der Zahl der Bürgerbeiträge erkennen: nur 29 in einem ganzen Jahr. „In dem Projekt hängt so viel Herzblut, und die Kollegen haben hier so viel Zeit investiert. Daher fällt es schwer, eine solche Sache aufzugeben“, sagt Ebling. Aber die Zahlen seien eben eindeutig. Ziel sei ja gewesen, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen, und „jetzt müssen wir uns eingestehen: Es war der falsche Weg“. Viele Kollegen aus dem Präsidium hätten sich ehrenamtlich um die PiD-Arbeit gekümmert. Doch habe der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ertrag gestanden. Man habe während der zwölf Monate an allen möglichen Schrauben gedreht, um das Projekt zum Erfolg zu führen. Man habe Chats – 14 gab es insgesamt – zu allen möglichen Uhrzeiten angeboten und die Hürden für die Registrierung verkleinert. Auch die Themen habe man bewusst breit gestreut: Fahrradfahrer, Legal High, Einbruchschutz, Fasnacht. Dass der Grundgedanke, als Polizei mit den Bürgern in Kontakt zu kommen, nicht falsch sei, „können wir an unseren Erfahrungen bei Twitter und Facebook sehen, die stehen in krassem Gegensatz zu PiD“, sagt Ebling. Sein Referent Thomas Weishaar verdeutlicht dies: „Das Präsidium hat bei Facebook 40.000 Fans und bei Twitter über 3000 Follower.“ Alleine die Inspektion Frankenthal habe seit ihrem Twitter-Start im Februar 850 Follower und 440.000 Tweet-Impressions (so oft wurde ein Eintrag bei Twitter gesehen). „Das zeigt, über die Kanäle klappt der Dialog super.“ Daher wolle die Polizei künftig über Facebook und Twitter Informationen aufbereiten und den Austausch mit Bürgern suchen. Weishaar ergänzt, dass für viele Bürger die Polizei ohnehin oft präsent sei und über Twitter und Facebook stets erreichbar. Deshalb hätten viele kein Interesse an einer PiD-Registrierung gehabt.

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