Rhein-Pfalz Kreis Bunter Strauß an Bio-Ideen

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„Manchmal gibt es glückliche Fügungen“, sagt Landwirt und CDU-Landtagsabgeordneter Johannes Zehfuß auf RHEINPFALZ-Nachfrage. Wie berichtet, hatte das Land Ende Oktober 5,8 Millionen Euro für die Erweiterung der zentralen Beregnung auf ein Gebiet nördlich der A6 zwischen Beindersheim, Großniedesheim und Bobenheim-Roxheim in Aussicht gestellt. Dass nicht nur 15 Prozent Basisförderung, sondern sogar die Hälfte des auf 10 Millionen Euro geschätzten Projekts bezuschusst werden sollen, ließ den Gordischen Knoten platzen. „Dadurch kommen wir unter die magische Grenze von 3000 Euro pro Hektar, die die Landwirte beitragen müssen und die schockierte“, sagt Zehfuß. Zuletzt hatte nämlich – wie berichtet – die Finanzierung des Großprojekts noch Kopfzerbrechen bereitet. Zumal die Bauern im südlichen Rhein-Pfalz-Kreis in den Anfangsjahren der Zentralberegnung deutlich weniger zur Kasse gebeten worden waren. Auch der Beregnungsverband will dem Vernehmen nach mit einem Beitrag aus den Rücklagen entgegenkommen. „Die genauen Zahlen müssen noch ausgerechnet werden. Aber es ist deutlich weniger als 3000 Euro“, sagt eine Sprecherin des Verbands. Denn auch die Größe des Gebiets, das um die 750 Hektar umfasst, muss jetzt erst genauer ermittelt werden. Flächen mit Straßen müssen beispielsweise herausgerechnet werden. Der Ausbau könne nur etappenweise angegangen werden. Einen Zeitplan gebe es noch nicht. Allein die europaweite Ausschreibung der Planung und das Planen selbst dauerten. „Das schafft man nicht in ein oder zwei Jahren“, heißt es. Im Beregnungsverband freut man sich über das Signal, dass das Land mit dem großzügigen Zuschuss ausgesendet hat: „Wir sehen darin eine Wertschätzung des regionalen Gemüseanbaus.“ Vorab haben die Beteiligten im Oktober in Mainz eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet und ein Paket an ökologischen Projekten geschnürt. „Das sind freiwillige Auflagen, die wir gerne erfüllen“, sagt der Böhl-Iggelheimer Landwirt Johannes Zehfuß. „Es ist ein bunter Strauß. Jeder Landwirt macht, was realisierbar ist und wo es in den Betrieb passt. Da werden keine Wolkenschlösser gebaut.“ So sollen die ökologischen Anbauflächen von 150 Hektar „um rund 50 Hektar in absehbarer Zeit“ erweitert werden, präzisiert die Pressestelle des Umweltministeriums auf Nachfrage. Einer der Landwirte, der auf Bio-Qualität setzt und erweitern will, ist der Bobenheim-Roxheimer Rainer Knies. In einer Gemeinschaft mit den Kollegen Markus Voll und Ulrich Hack liefert er zu 80 Prozent Bio-Ware an den Tiefkühlkosthersteller Frosta. „Frosta hat einen unendlichen Bedarf an Bio-Produkten“, sagt Knies. „Wir bauen beispielsweise Spinat, Kräuter, Basilikum, Kerbel an.“ So habe man mit 30 Hektar angefangen und die Fläche bereits auf 60 Hektar verdoppelt. „Das funktioniert sehr gut. Und wir wollen ausbauen, aber nicht von heute auf morgen. Es ist noch nicht konkret“, sagt Knies. Noch werde Bio nach EU-Norm produziert; gern würde man Bioland- oder Naturland-Kriterien erfüllen, aber das sei schwieriger, solange man noch einen konventionellen Zweig im Betrieb habe. Auf weiteren 45 Hektar in dem Gebiet baut Tobias Mattern ökologisch an und spielt mit dem Gedanken zu erweitern. Die zentrale Beregnung bringe für den Ökoanbau Vorteile, erläutert er. „Es ist besser, die ganze Fläche auf einmal zu beregnen, weil die Pflanzen dann weniger Pilzprobleme bekommen. Mit landwirtschaftlichen Brunnen muss über zwei bis drei Tage beregnet werden, sodass die Pflanzen länger nass sind.“ In Zusammenarbeit mit den Bauern sollen außerdem Gewässerrandstreifen angelegt werden, die Nähr- und Schadstoffe aus den Feldern zurückhalten sollen, nennt das Ministerium weitere geplante ökologische Verbesserungen. Für mehr Farbtupfer in der Landschaft werden Blühflächen sorgen, die die Betriebe auf denselben oder jährliche wechselnden Ackerflächen anlegen sollen, um die Artenvielfalt zu unterstützen. An den Blüten der bunten Wildblumenmischungen können sich Bienen, Hummeln und Schmetterlinge laben. Wurzeln und Stoppelreste fallen nach der Ernte an und stellen ein Problem dar, weil sie zu viel Nitrat in den Boden eintragen. Deshalb wird nach einer umweltfreundlicheren Entsorgung der rund 600.000 Tonnen auf den Feldern im Kreisgebiet gesucht – auch das ist ein Teil der Vereinbarung. „Wie man die Rückstände besser verwertet, zum Beispiel thermisch, sind wir noch am Studieren in Zusammenarbeit mit der BASF“, berichtet Zehfuß. Das Ministerium spricht von mehreren Versuchen, die in der Vorderpfalz laufen, um Ernterückstände zu vergären. Eine Möglichkeit, um Grundwasser vor Nitrateinträgen zu schützen, wird derzeit mit der Stadt Frankenthal auf den Weg gebracht, berichtet Bio-Landwirt Knies von einem weiteren Projekt, das in die Vereinbarung einfließt. Dazu werden Fangpflanzen angebaut, die Nitrat binden. Sie werden im Oberboden untergepflügt, so dass der Stickstoff nicht ins Grundwasser wegsickern kann, sondern den Ackerkulturen später wieder zur Verfügung steht. Auch mehr Stickstoffproben sollen gezogen werden, sagt Knies. „Dadurch weiß man genau, wie viel Stickstoff die Pflanze braucht und kann ihn ihr gezielt ins Maul tun“, sagt Knies. „Frosta-Bauern machen das schon immer, weil man möchte, dass im Spinat so wenig Nitrat wie möglich ist.“

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