Rhein-Pfalz Kreis Bald nur noch Ortsgemeinde

Als zweitgrößte Kommune im Frankenthaler Umland (7000 Einwohner, Tendenz wachsend) und einem Status als Grundzentrum hat Lambsheim eine Bedeutung. Von der Infrastruktur her gibt es kaum etwas zu meckern. Das Nahversorgungsangebot sowie die ärztliche Versorgung inklusive Apotheken sind in Ordnung, außerdem ist das noch besser ausgestattete Maxdorf nur einen Katzensprung entfernt. In Lambsheim gibt es außerdem ein Seniorenheim, Betreutes Wohnen, vier (kirchliche) Kindergärten, eine Grundschule und, wenn auch nur „auf halbem Bein“, eine Realschule plus. Ein schöner Badeweiher mit attraktiver Gastronomie, ein Hallenbad, zwei Sportanlagen sowie ein Bahnanschluss runden die Lebensqualität in der etwas Weinbau treibenden Gemeinde ab. Und mit rund 930 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen am Ort hat Lambsheim auch ein gewisses Arbeitsplatzpotenzial. Zu den Mankos zählt eindeutig die städtebauliche Struktur des Dorfs: langgezogen und in mehrere Siedlungsgebiete aufgeteilt. Um vom einen Ende zum anderen zu kommen, brauchen die Einwohner mindestens ein Fahrrad. Und so liegt die Zahl der Kraftfahrzeuge über dem Durchschnitt vergleichbarer Gemeinden. Die bis vor einem halben Jahr noch viel befahrene Durchgangsstraße verbindet und zerschneidet zugleich, eine Dorfmitte ist für den auswärtigen Besucher schwer auszumachen, die historische Bausubstanz steht optisch im Hintergrund. Stark in Anspruch genommen hat die Gemeindeverwaltung in den letzten zehn Jahren die Bauleitplanung, denn Lambsheim ist auf Wachstum ausgerichtet und hat laut Verwaltung noch zirka sieben Hektar Wohnbauflächen im Flächennutzungsplan. Große und für die Schuldenentwicklung folgenreiche Investitionsprojekte waren die Aufstockung des Feuerwehrhauses und Kita-Erweiterungen. Ein energiepolitisches Signal war das Knüpfen eines Nahwärmenetzes, das ursprünglich öffentliche Gebäude und ein paar umliegende Haushalte durch ein Holzhackschnitzel-Heizwerk „befeuern“ sollte und dann auf mögliche 120 Anschlüsse ausgeweitet wurde, von denen aktuell etwas über 60 genutzt werden. Das Heizwerk wurde auf Bürgerprotest hin relativ weit weg gebaut, was mit ein Grund dafür ist, dass es noch längere Zeit dauern wird, bis der Netzbetrieb schwarze Zahlen schreibt. Mit diesem Projekt verbunden ist das Sorgenkind namens E-Werk, über dessen Zukunft der neue Gemeinderat entscheiden muss. Für Aufregung im Dorf sorgte in den letzten Jahren mal wieder das ehemalige Freibad. Was mit dem Gelände passieren soll, ist ja die unbeantwortete Frage, seit die Freizeiteinrichtung vor Jahren aufgegeben wurde. Ein bürgerschaftlicher Arbeitskreis hat sich damit lange befasst, aber ein Nutzungskonzept wurde vom 2010 gewählten Bürgermeister Herbert Knoll (CDU) nicht verfolgt. Umso erzürnter waren jene politischen Kräfte, die für eine Nutzung als Freizeitstätte waren – allen voran die SPD –, als 2012 ein Investor auftauchte, der die grüne Wiese oder einen Teil davon zu Bauzwecken kaufen wollte. CDU, FWG und FDP waren dafür, SPD und Grüne dagegen. Eine Bürgerbefragung ging schließlich pro Verkauf aus, woran sich im Rat auch alle Fraktionen hielten. Jedoch: Die Bedingungen, zu denen der Investor kaufen wollte, warfen plötzlich Fragen auf, und er sprang angesichts der folgenden Debatten ab. Die SPD konnte dann im Herbst 2013 mit Hilfe von Grünen und FWG im Gemeinderat ein Bauverbot durchbringen: Als es um die Frage ging, welche Gebiete noch kurz vor der Verwaltungsreform im Flächennutzungsplan als Bauland ausgewiesen werden sollen, wurde das Freibadgelände mit knapper Mehrheit abgelehnt. Der neue Gemeinderat muss also endlich die Frage klären, was mit der Fläche und den noch stehenden Gebäuden passieren soll. Im Moment sind dort Asylbewerber untergebracht. Emotionen waren auch im Spiel, als es für Lambsheim hieß: Abschied nehmen von der Eigenständigkeit. Hatte sich Herbert Knoll im Bürgermeisterwahlkampf und bei der Amtseinführung noch kämpferisch gegeben, so fügte er sich bald danach ziemlich still in sein Schicksal. Nachdem ein Gutachten bestätigt hatte, dass Lambsheim Fusionsbedarf hat, ging es Anfang 2012 nur noch darum, ob man mit der Verbandsgemeinde Heßheim oder der viel näheren VG Maxdorf zusammengehen sollte. Im Gemeinderat war man lange und heftig unterschiedlicher Meinung, bis man ebenfalls ein Bürgervotum einholte. Und das fiel für Heßheim aus. Die Vorbereitung der am 1. Juli zu vollziehenden Fusion kostete (und kostet noch) viel Arbeit. Das Trostpflaster für die Herabstufung zur Ortsgemeinde und den Verlust von Hoheitsgebieten wie Schule, Feuerwehr und Kanalnetz ist, dass Lambsheim Sitz der neuen VG und des ebenfalls am 25. Mai zu wählenden Verbandsbürgermeisters sein wird. Für den neuen Ortsgemeinderat bedeutet der Zusammenschluss: Er kann einige Aufgaben in die Hände des Verbandsgemeinderats abgeben, er muss sich aber auch damit anfreunden, Teil einer Solidargemeinschaft zu sein. Was die städtebauliche Erneuerung angeht, die wohl größte Herausforderung der kommenden Wahlperiode, steht der Rat allerdings alleine da. Der Wunsch nach Verkehrsentlastung durch eine Umgehungsstraße ist seit Dezember Wirklichkeit, doch was passiert jetzt im Dorfkern und auf seiner langen Hauptstraße? Dafür hat ein Arbeitskreis Vorschläge entwickelt, sie umzusetzen bedarf allerdings (nicht vorhandener) finanzieller Mittel und Überzeugungskraft. Die Durchfahrt zur Einbahnstraße zu machen, um Gestaltungsspielraum zu bekommen, ist auf Bürgerprotest hin erst einmal ad acta gelegt worden. Derzeit sorgt ein Verkehrsversuch mit Tempo 30 und rechts vor links für heiße Diskussionen. Die erwartete Entlastung ist der Verkehrszählung zufolge noch nicht eingetreten, aber der Einzelhandel spürt schon negative Folgen, weil die einstige Verkehrsader des Dorfs nicht mehr so belebt ist.

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