Rhein-Pfalz Kreis Auch ein Schwede rollt das Fass

Bei hochsommerlichen Temperaturen haben sich am Wochenende die Besucher des Großkarlbacher Kändelgassenfests nicht nur über die entspannte Atmosphäre, „super Musik“ und kulinarische Genüsse gefreut. Neben dem Fassrollen und Entenrennen gab’s am Sonntag erstmals einen Bauernmarkt in der Rheinmühle. Viele Beschicker fühlten sich jedoch „zu weit weg vom Fenster“.

Die elf Stände des Markts in und vor der Rheinmühle boten Getöpfertes, Gestricktes, Eingekochtes und Geflochtenes. Man konnte Pestos und Dressings probieren, Äpfel, Säfte und italienisches Gebäck kaufen und Tiroler Spezialitäten mit nach Hause nehmen. Es gab Kunsthandwerk, Schmuck, Kleidung und Flechttaschen aus Recyclingmaterial zu kaufen. Die Idee, das Kändelgassenfest so aufzuwerten, hatte Bürgermeister Ralf-Peter Riegel (SPD), der Vereinsring übernahm die Organisation. Der Markt sollte helfen, die Lücke im Angebot zu schließen, weil seit einigen Jahren mehrere Höfe zum Fest nicht mehr geöffnet sind. Die Meinung des Besuchers Klaus Menke aus Großkarlbach teilten auch andere: „Das Fest hat sich fast halbiert, weil viele Höfe nicht mehr mitmachen.“ Dafür sei die Atmosphäre heute erheblich entspannter, während früher beispielsweise samstagabends ein „riesiges Gedrängel“ geherrscht habe. Etwa 4000 Gäste seien am Freitag und Samstag in der Kändelgasse unterwegs gewesen, schätzte Heinfried Schreier vom Skiclub. Er ist der Ansprechpartner für den Vereinsring, der das Fest ausrichtet. Alles sei friedlich geblieben, es habe keine unangenehmen Zwischenfälle gegeben. Und der Freiwilligen Feuerwehr sei es zu verdanken, dass der Verkehr gesichert worden sei, ohne dass die Durchgangsstraße habe gesperrt werden müssen. Die entspannte Stimmung sei wohl auch der „gut gemischten“ Altersstruktur des Publikums geschuldet. Hans-Werner Stang, Vorsitzender des TuS Großkarlbach, führte die Stimmung auch auf den gemäßigten Alkoholkonsum der Besucher zurück: „Wir verkaufen genauso viel Wasser wie Wein, weil die Leute noch fahren müssen.“ Die Karlbacher Buben mit ihrem Getränke- und Schaschlikstand neben der großen Bühne waren mit dem Umsatz zufrieden. Der Freitag sei „eher durchwachsen“, Samstag und Sonntag seien aber gut gewesen. Ebenfalls guter Dinge war Hans-Jürgen Dietrich vom Weingut Dietrich, Vorsitzender der Bauern und Winzerschaft, der sich über das „im Vergleich zu den beiden letzten Jahren sehr gute Geschäft“ freute. Der Umsatz beim Bauernmarkt fiel, so die Meinung der Betreiber der Stände, dagegen eher mager aus. Sie waren von der Atmosphäre der Rheinmühle zwar angetan, fühlten sich aber „zu weit weg vom Festgeschehen“. Der Tenor: Man hätte den Markt im Vorfeld früher und intensiver bewerben sollen. Darüber hinaus hätte ein Schild in der Kändelgasse auf den Markt in der Rheinmühle hinweisen können. In der Dorfmühle verkaufte Gemeinderatsmitglied Ulla Keller (SPD) mit ihrem Verlobten René Paul Kaffee und Kuchen. Sie hatte diese Tradition vom Landfrauenverein übernommen, der sie wie andere Freiwillige mit vielen Torten und Kuchen unterstützte. Der Erlös des Verkaufs wird dem Kinderhospiz Sterntaler in Mannheim sowie dem Kindergarten Grashüpfer Großkarlbach/Laumersheim zugutekommen. Neben Gästen aus der Region, aus Heidelberg und Mannheim waren auch Besucher aus Wuppertal, dem Münsterland oder Wien gekommen. Am Fassrennen nahmen sogar ein Engländer und ein Schwede teil. Gegen die Großkarlbacher hatten sie jedoch keine Chance. Es siegten Gabi Brüggmann (Damen), Dennis Wolf (Herren, Vorjahressieger) und Franz Matuschek (Kinder). Die Besucher Magnus Moritz und Pernilla Wistad aus der schwedischen Stadt Karlskrona lobten die Atmosphäre und freuten sich darüber, dass junge und ältere Menschen miteinander auf den Bänken säßen und feierten. Vom Miteinander von Alt und Jung war auch Heinfried Schreier begeistert: „Wir sind dankbar, dass die Jungen engagiert sind. Die freuen sich da drauf.“ Er blickt optimistisch in die Zukunft des Kändelgassenfests. Es werde ein Straßenfest bleiben, aber es gebe Hoffnung, dass nächstes Jahr wieder zwei Höfe mehr ihre Tore öffneten. (khö)

x