Pirmasens Zwei Künstlerwelten prallen aufeinander

Stefan Forler hat für seine Kunst auch Fundstücke aus der väterlichen Kunstschlosserei verarbeitet.
Stefan Forler hat für seine Kunst auch Fundstücke aus der väterlichen Kunstschlosserei verarbeitet.

Im Bestreben, den Blick immer mal auf ungewöhnliche Künstler zu lenken, hat sich der Pirmasenser Kunstverein für seine Herbstausstellung den Landauer Bildhauer Stefan Forler und den in Wiesbaden lebenden Objektkünstler Heiner Thiel ausgesucht. Am Sonntag eröffnet die Ausstellung in einem Teil der ehemaligen Kopp-Schuhfabrik in Pirmasens, der bisher noch nicht für Ausstellungen genutzt wurde.

Die Räume sind ideal für diese Ausstellung. Die Arbeiten von Forler passen in das Ambiente der nicht restaurierten Fabrikhalle, wo an den Wänden noch allerlei Kabel, Rohre und Stromkästen hängen. „Kleines Feuer II“ nennt der 1940 geborene Bildhauer eine Arbeit, bei der die für ihn typischen Rundeisen auf einem Fass so gebogen und arrangiert wurden, dass es auch tatsächlich an ein Fassfeuer erinnern könnte. Wobei die Anordnung der Eisen nicht zwingend sein muss. „Es darf gespielt werden“, fordert der Künstler die Besucher auf, ihre eigene Version von in Eisen erstarrtem Feuer zu gruppieren. Stefan Forlers Vater war Kunstschmied und er selbst erlernte auch das Handwerk, bevor er sich der Kunst zuwandte. Aus der väterlichen Kunstschmiede sind auch Arbeiten zu sehen, die durch die Anordnung in anderem Kontext zur Kunst werden. So hat Forler beispielsweise eine große Kupferkugel mitgebracht, die wohl früher als Kirchturmspitze gedient hat. Diverse Namen, wahrscheinlich Dachdecker, die sich einen Spaß gemacht hatten, stehen auf der Kugel mitsamt Ortsbezeichnung „Hauenstein“ und „Dahn“. Und Schützen dürften die Kugel auch mal als Ziel genutzt haben, wie Einschusslöcher verraten. Gefunden hat Forler die Kugel sowie andere Objekte der Ausstellung im offenbar reichhaltig bestückten Keller des väterlichen Betriebs. Die eigentliche Kunst Forlers sind aber die gebogenen Eisenrundstäbe, die mal als „Armbeuge“ oder raumgreifend in verschiedenen Anordnungen mit der früheren Fabrikhalle interagieren. Und ab Sonntag agieren sie zusätzlich mit den hellbunten Aluminiumplatten von Heiner Thiel. „Zwei Welten treffen da aufeinander“, meint Matthias Strugalla vom Vorstand des Kunstvereins. Der aus der Kunstschlosserei mit bodenständig handwerklichem Hintergrund kommende Forler wird in der Ausstellung mit Arbeiten von Thiel konfrontiert, der großteils am Computer seine Objekte ausarbeitet, von Firmen fertigen lässt und nur beim aufwändigen Schleifen des Aluminiums selbst Hand anlegt. Der 1957 in Bernkastel-Kues geborene Thiel hat Kunstgeschichte in Mainz studiert und ein Kunststudium in Frankfurt an der renommierten Städelschule folgen lassen. Heute lebt er in Wiesbaden. Für seine Kunst nimmt Thiel Aluminiumbleche, die mit Lasertechnik zugeschnitten und von Spezialfirmen auf Kugelradien gepresst werden. Die Radien sind unterschiedlich. Mal ist es ein Radius von einem Meter, mal mehr oder weniger. Dann folgt das Schleifen der Oberfläche, was er lieber selbst macht, da dadurch der für ihn wichtige Grad der Reflexion entsteht. Zum Schluss kommt die gebogene Aluplatte zum Eloxieren zu einer Spezialfirma und hier kommt auch die Farbe ins Spiel. Die Platten sind monochrom, wirken aber im Raum verschieden getönt wegen der Lichtbrechung. Öffnungszeiten Die Ausstellung wird am Sonntag, 21. Oktober, 11 Uhr, in der Koppschen Schuhfabrik, Bahnhofstraße, eröffnet. Matthias Strugalla wird mit den Künstlern ein Gespräch statt einer Einführungsrede führen. Anschließend ist bis 17. November mittwochs, samstags und sonntags von 14.30 bis 16.30 Uhr geöffnet.

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