Pirmasens Zum Glück keine Wunderkinder

Das war schon bemerkenswert, was die Zwillingsschwestern Lara-Sophie und Marie-Celestine Cronhardt-Lück-Giessen auf Einladung der Stadtbücherei Pirmasens am Dienstagabend im gut besuchten Carolinensaal präsentiert haben. Die Poesie und Musik unter dem Titel „Auf den Flügeln der Zeit“ von zwei Mädchen, die gerade noch 13 Jahre alt sind, sind ein ermutigendes Beispiel dafür, seine musischen Begabungen so früh wie möglich auszuleben – auch und gerade auf der Bühne.

Die Stadtbücherei Pirmasens – aktuell geleitet von Ulrike Weil – hat eine lange Tradition in der Förderung des künstlerischen Nachwuchses der Stadt. Schon Ernst Teubner hatte Mitte der 70er-Jahre den Jung-Poeten von „Von uns für euch“ eine erste öffentliche Plattform gegeben. Viele andere folgten. Lara-Sophie und Marie-Celestine Cronhardt-Lück-Giessen haben hier in gewisser Weise den Staffelstab aufgenommen. Die Zwillingsschwestern sind musische Multitalente: Sie malen, musizieren, komponieren, dichten, waren beim „Song für Pirmasens“ dabei, heimsen einen Preis nach dem anderen ein; Marie-Celestines Komposition „Lied an die Meerjungfrauen“ wurde 2012 in London mit dem Tenor Rolando Villazón eingespielt. Für ihre Komposition „Sommerregen“ gewann sie den Bundeskompositionspreis. Ihre Schwester Lara-Sophie gewann beim bundesweiten Gedichtwettbewerb „lyrix“ den ersten Preis. Und man ist auch auf dem Privatsender-Boulevard unterwegs: Der König der „Shopping Queens“, Mode-Designer Guido Maria Kretschmer, hat Marie-Celestine als Kandidatin der Casting-Show „Das Supertalent“ ein Kleid geschenkt, das am Dienstag ebenfalls seinen Auftritt hatte. Lara-Sophie und Marie-Celestine sind tatsächlich große Talente, die in ihrer Familie durch die Eltern Michael und Ellen Cronhardt-Lück-Giessen offensichtlich maximale Förderung erfahren – auch als Partner beim Auftritt am Dienstag. „Wunderkinder“ sind sie aber nicht. Zum Glück muss man sagen. Keine dressierte Tanzbären, die von überambitionierten, oft mediengeilen Eltern ihrer Kindheit beraubt werden. Die beiden Mädchen haben Spaß bei dem, was sie tun. Und was sie tun, tun sie mit beachtlicher Güte. Die Lyrik von Lara-Sophie zeugt von beträchtlichem Formwillen; sie stellt Fragen an die Welt, oft in assoziativen Wortfeld-Reihungen und gibt sehr wohl selbstbewusste Antworten. Schön auch, dass Lesefrüchte ihre Spuren hinterlassen: „Traumzeit“ nimmt die gerade unter jungen Mädchen populären Vampir-Geschichten auf. Lara-Sophie lässt poetisch bereits jetzt ihre Mutter hinter sich, die mit der kurzen Geschichte „Weihnachten 1966“ und einigen Liedtexten ebenfalls zu diesem Abend beitrug. Marie-Celestine lebt ihre künstlerischen Ambitionen hauptsächlich in der Musik aus, sowohl als Pianistin und, weit bedeutender, auch als Komponistin eigener Lieder. Das sind sehr konkurrenzfähige Arbeiten, sehr reife Pop-Songs, sehr atmosphärisch, mit Einsprengseln von Romantik und Spät-Romantik und ebenfalls großem Gespür für Formen und Abläufe gesegnet.

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