Pirmasens Schreibschrift soll bleiben

In Zukunft wird immer mehr auf Tastatur geschrieben – und folglich immer weniger mit der Hand. In Finnland soll deswegen künftig anstatt Schreibschrift nur noch Druckschrift unterrichtet werden. Die Grundschulen in Pirmasens und im Umkreis halten weiter an der Schreibschrift fest, wie eine Umfrage der RHEINPFALZ ergab.

„Mit der Abschaffung der Schreibschrift wird eine Kulturtechnik aufgegeben“, bedauert Doris Fox, Schulleiterin der Dahner Grundschule, die Entscheidung in Finnland. An ihrer Schule werde weiterhin die Schreibschrift gelehrt. „Um lesen zu lernen ist das Zusammenziehen der Buchstaben bei der Schreibschrift sehr wichtig, da durch die zusammengezogenen Silben das Lesen erleichtert wird. Wenn alle Buchstaben einzeln stehen, ist das viel schwieriger“, begründet sie ihre Entscheidung. Auch die Schulleiterin der Grundschule Ruhbank-Erlenbrunn, Birgit Lösch, sieht einige Vorteile in der Schreibschrift, die die Druckschrift nicht leisten kann. „Durch die Schreibschrift entstehen Verknüpfungen im Gehirn und diese Elemente führen zu einer Verbesserung der Motorik“, erklärt die Schulleiterin und fügt hinzu: „Die Buchstabenverbindungen der Schreibschrift enthalten Elemente, die auch bei der Ergotherapie vorkommen.“ Viele Kinder müssten heute schon zur Ergotherapie. Werde die Schreibschrift abgeschafft, hätte dies eventuell zur Folge, dass noch mehr Kinder mit Problemen zu kämpfen haben. Außerdem entstehe durch die Schreibschrift ein schöneres Schriftbild. Dieser Meinung ist auch Dorothee Emig, Rektorin der Robert-Schuman-Grundschule Pirmasens: „Druckschrift wird mit der Zeit unleserlich. Schreibschrift hingegen geht schneller und flüssiger und sie prägt die eigene Handschrift.“ Sollte ein Kind Probleme mit der Schreibschrift haben, könne es länger in der Druckschrift verbleiben. „Wir machen dann immer wieder Übungen mit dem Kind, bis es die Schreibschrift beherrscht“, erläutert Emig die Situation. Sollte ein Kind trotz stetigem Üben die Schwierigkeiten mit der Schreibschrift nicht in den Griff bekommen, dürfe es sogar bis zum Ende der vierten Klasse Druckschrift schreiben, sagt Elke Kipfstuhl, Schulleiterin der Grundschule Hauenstein. In der Regel werde aber zum Ende der ersten Klasse beziehungsweise Anfang der zweiten Klasse zur Schreibschrift gewechselt, informiert die stellvertretende Schulleiterin der Grundschule Heidelsburg in Waldfischbach-Burgalben, Ilona Bettenstedt. Es werde aber selbstverständlich individuell auf jedes Kind eingegangen, „denn die einen lernen schneller, die anderen eben langsamer“. An der Grundschule Thaleischweiler-Fröschen hält man ebenfalls an der Schreibschrift fest, allerdings wurde laut Lehrerin Anja Breuer die lateinische Ausgangsschrift auf die vereinfachte Schreibschrift umgestellt. „Den Schülern fällt das leichter. Wir sind eine Schwerpunktschule, daher versuchen wir den Kindern das Lernen so angenehm wie möglich zu machen“, erklärt sie. „Die Handschrift entwickelt sich nicht durch die Druckschrift, da bedarf es der Schreibschrift.“ Ob die Handschrift zukünftig noch Verwendung finden wird, ist fraglich. Birgit Lösch befürchtet, dass das Schreiben mit Tastatur immer mehr kommen wird. „Und irgendwann ist ein handgeschriebener Brief eine regelrechte Besonderheit, obwohl er das ja heutzutage schon irgendwie ist.“ (iam)

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