Pirmasens Musikgeschichte(n): Leadsängerin Karin Bieg wildert mit Linus im Fundus von Jahrzehnten

Leadsängerin Karin Bieg: Nach 25 Jahren kehrt sie zu der Band Linus zurück, um mit vertrauten Leuten Musik zu machen - aus Spaß
Leadsängerin Karin Bieg: Nach 25 Jahren kehrt sie zu der Band Linus zurück, um mit vertrauten Leuten Musik zu machen - aus Spaß an der Freud.

Karin Bieg ist eine Pirmasenser „Musikgeschichte“: Sie sang beim Osterrock, den Z1-X-Mas-Jams und in Bands wie 8 P.M. und Tumbleweed. Die Rheinpfalz sprach mit der Frontfrau über ihre alte, neue Band und wie es nach Corona bei ihr weitergeht.

Seit wann singen Sie und wie hieß Ihre erste feste Band?
Meine ersten Gesangserfahrungen machte ich beim zweistimmigen Singen mit meiner Mama. Sie hatte eine sehr schöne Altstimme und ich sang Sopran dazu. An Geburtstagen in der Familie wurde immer gesungen. Meine erste „Band“ war dann der Kirchenchor in meiner alten Heimat Aßweiler. Die erste richtige Formation, in der ich sang, hieß Brass Injection, beheimatet in Frankfurt und Mainz. Da wurden eigene Songs gespielt. Mein erster Auftritt mit der Band war das Unifest in Mainz als Vorgruppe von Die Toten Hosen im Jahr 1985. Das ist lange her...

Wann stiegen Sie bei Tumbleweed ein?
Tatsächlich war ich da schon älteres Semester. Tumbleweed hatte ein hohes musikalisches Niveau – es hat Spaß gemacht, die Songauswahl hatte mir gefallen.

Was reizte Sie als Leadsängerin? Und: Kamen Ihnen Ihre Erfahrungen aus Kabarett und Theater zugute?
Leadgesang ist immer auch Performance und Entertainment. Man muss sich vor dem Konzert schon Sätze überlegen, damit man nicht jedes Mal sagt: „Der nächste Titel heißt… und ist von...“. Da hilft es, wenn man vorher schon mal auf Bühnen gestanden hat und nicht alles so bierernst wirkt. Also Witzigkeit muss her und ich bin ja weithin bekannt für die schlechte Gags.

Von 2016 bis 2017 teilten Sie sich den Gesang mit dem stimmgewaltigen Hünen Michael Tangermann („Superior“, „X-Change“). Kannten Sie ihn von einer seiner früheren Bands? Und: Wie verlief die Aufteilung der Lieder?
Nein, ich kannte Michael vorher nicht, aber er ist ein toller Sänger. Er gab mal „Child in Time“ von Deep Purple mit diesem „Aaaaaaah“-Schreien zum Besten… Respekt! Und bei meinen Herzenswunsch, mal den Frauenpart von „I Would Do Anything For Love„ (Meat Loaf) zu singen, hat er auch mitgemacht!

2018 spielte Limerick im Pirmasenser Musikclub Z1 ein Konzert zum 40-jährigen Jubiläum. Sie gestalteten mit Tumbleweed das Vorprogramm. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen Abend?
Soweit ich mich erinnere, war das ein richtig schöner Abend bei „Tumbleweed“ und vollem Haus sowie Sängerin Steffi Empel (Jan-Luca Ernst & Band) als Gast. Das hat gefunkt, wir hatten Spaß uff de Gass. Ich habe erst gesungen und dann an der Theke geholfen. Dass das Z1 geschlossen ist, macht Pirmasens um eine kulturelle Attraktion ärmer. Das war eine ziemlich coole Location mit wirklich guten Bands und total engagierten Ehrenamtlichen. Ich hoffe, dass sie eine adäquate Alternative finden, denn Corona sorgt dafür, dass es eh schon wenig Auftrittsmöglichkeiten für lokale Bands gibt.

Welche Konzerte mit Tumbleweed sind Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Die schönsten Konzerte fanden immer im Z1 statt, das war Heimat pur. Und super waren auch immer die Weihnachtskonzerte mit den verschiedenen Formationen.

Bezüglich ihrer Auftritte mit Tumbleweed gibt es doch bestimmt die eine oder andere lustige Anekdote. Bitte lassen Sie uns teilhaben...
Ach, da gibt’s einige Geschichten. Beispielsweise bin ich zur ersten Tumbleweed-Probe nach Nünschweiler statt nach Münchweiler gefahren und hab mich gewundert, dass ich den Proberaum nicht finde… Wir haben auch mal in Pforzheim gespielt, da ist mir beim Aufbauen unserer Anlage die Hose gerissen und ich hatte keine andere dabei. Kurz vor dem Auftritt musste ich mir dann noch schnell eine neue kaufen...

Und bei einer Silvesterveranstaltung vor vollem Haus war irgendetwas an der Bassgitarre von Gunnar Henges kaputt und er musste nach Hause fahren, um einen anderen Bass zu holen. Wir konnten nicht so lange Pause machen, hatten aber einen Gast-Keyboarder dabei, der aus dem Stand so ziemlich alles spielen konnte. Also spielten wir auf die Schnelle „Let It Rain“ (Eric Clapton), einen Song, der gut ohne Bass funktionierte, den wir aber nicht im Programm hatten. Wir haben ziemlich viele Soli eingebaut und viel Publikumsgesang. Das Lied dauerte dann bestimmt zwanzig Minuten und Gunnar schaffte es bis zum Ende des Songs wieder zurück, stöpselte den Bass ein und wir wechselten übergangslos in ein neues Lied. Das war echt Maßarbeit!

Erzählen Sie uns bitte mehr über ihre aktuelle Band Linus. In welchem Genre ist die Gruppe aktiv?
Bei Linus war ich schon vor fünfundzwanzig Jahren dabei. Dort sind vertraute Leute und jetzt machen wir Musik aus Spaß an der Freud und wildern in den Jahrzehnten - von „Heart“ bis „Rihanna“...

Sind nach der Corona-Krise wieder Konzerte für Sie denkbar?
Auf dem Altar von Corona ist viel kulturelles Engagement und auch Raum für Bands weggebrochen. Wir haben seit Winter 2020 nichts mehr gemacht. Wieder live zu spielen wäre cool. Bis dahin proben wir fleißig und sind guter Dinge. Irgendwann ist jede Krise mal vorbei!

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