Pirmasens Gebissen und Töpfe geworfen
Wegen sieben Anklagepunkten mit jeweils mehreren Delikten muss sich ein 20-jähriger Pirmasenser vorm Jugendschöffengericht am Pirmasenser Amtsgericht verantworten. In zahlreichen Fällen soll er im Jahr 2013 auf Betreuer und Bewohner vor allem in einer Pflegeeinrichtung losgegangen sein, sie geschlagen, gebissen und derb beleidigt haben.
Einige Punkte gab der junge Mann zu, auch dass er drei Päckchen Tabak gestohlen hat, an den Rest könne er sich nicht erinnern. Im Fortsetzungstermin am Montag werden weitere Zeugen gehört. „Haben Sie eine Vorstellung davon, wie es mit ihnen weitergehen soll?“, richtete sich der Vorsitzende Richter Mark Edrich nach den Eindrücken des ersten Verhandlungstags an den verwirrt und planlos wirkenden Angeklagten. Das habe er nicht, er wisse selbst nicht, wie er sein Leben in den Griff kriegen kann. „Wir müssen im ersten Schritt auf jeden Fall mal ihre Aggression in den Griff kriegen“, fügte die Staatsanwältin hinzu, die von sechs weiteren Anzeigen wisse, da er während seiner Unterbringung in der Psychiatrie des städtischen Krankenhauses zuletzt erneut randaliert und Personen verletzt habe. Zudem läuft ein weiteres Verfahren wegen Körperverletzungen, das aber noch nicht mit dem aktuellen verbunden werden konnte. Wie sein Anwalt in einer Verhandlungspause berichtete, habe er auch ihn angegangen. Der 20-Jährige sei unangekündigt in die Kanzlei gekommen, als der Anwalt im Gespräch mit einem Mandanten war. Auch da habe er nicht akzeptieren können, dass er noch kurz zu warten hat, sei aber zum Glück nur verbal auf ihn losgegangen. Die Gutachter wurden noch nicht gehört, womit auch die psychische und geistige Verfassung des Angeklagten auch in Verbindung mit Beruhigungs- und eventuell Betäubungsmitteln noch nicht eruiert worden ist. Die Aussetzer respektive Ausraster in den vorliegenden Fällen zeigten immer das gleiche Muster. Er habe ein Problem damit, eingeschränkt zu werden, sei gleich aggressiv und aufbrausend - was generell dem Naturell des „sehr gewalttätigen“ 20-Jährigen entspreche, wie Betreuerinnen aussagten. Zwei von ihnen bewarf er mit bepflanzten Blumentöpfen und verwüstete die Einrichtung, indem er unter anderem mit einem Feuerlöscher sprühte und eine Tür eintrat. In einem weiteren Fall versetzte der Angeklagte einem Betreuer, der ihn lediglich aufforderte, sich beim Reinemachen nicht mit dem Handy zu beschäftigen, eine tiefe Bisswunde am Arm, nachdem er auch in diesem Fall auf eine Glastür eingeschlagen hatte. Der Betreuer berichtete, dass der Angeklagte in eine geschlossene Einrichtung kommen sollte, das sei damals geplant gewesen. Bewohner der Heime habe er immer wieder beleidigt, so der Betreuer, der berichtete, dass der 20-Jährige einen vollen Mülleimer nach einer jungen Frau geworfen habe, die er unter anderem „Hure“ nannte. Mehrfach beleidigte er eine Bewohnerin, schlug sie und fügte ihr eine blutende Wunde zu durch einen harten Tritt gegen ihr Schienbein. Auf seine Schwester schlug und trat er ein, da sie ihm kein Handy kaufen wollte. Er fügte der Frau, die kurz das Bewusstsein verlor, unter anderem ein Schädel-Hirn-Trauma zu. (mrk)