Pirmasens Gänsehautgefühl in der „Heimat“

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Traditionell spielt die saarländische Heavy-Metal-Coverband „Srained“ jedes Jahr am zweiten Weihnachtsfeiertag in der Pirmasenser Rockkneipe Schwemme. Hatte man in der Vergangenheit jeweils eine Vorgruppe im Schlepptau, so servierte das Quintett in diesem Jahr den zahlreich erschienenen Fans stattdessen zwei Konzertabschnitte inklusive kurzer Pause mit insgesamt sage und schreibe 27 Szene-Klassikern.

Man kann es vorwegnehmen: Dieses Konzert war ein Fest für jeden Genre-Freund. Als um 22 Uhr das obligatorische Intro ertönte, lag eine knisternde Spannung in der Luft, die Leute standen dicht gedrängt vor der Bühne und es schien so, als hätte das Engagement von „Srained“-Sänger Frank Beck bei der deutschen Metal-Institution „Gamma Ray“ und deren kürzlich zu Ende gegangener Europa-Tournee noch mehr Fans auf die vorzügliche Coverband aufmerksam gemacht. „Srained“ startete mit einem furiosen Eröffnungs-Tripple, das auch aufgrund der ungeheuren Spielfreude von Beck, Müller, Lautemann & Co. Seinesgleichen sucht: „Princess Of The Night“ („Saxon“), das treibende „Creeping Death“ aus den glorreichen Zeiten von „Metallica“ sowie „Electric Eye“ der Briten „Judas Priest“ ließen so manchem Zuschauer, der diese fünf Saarländer noch nie zuvor gesehen hat, die Kinnlade runterklappen. Alle Eingeweihten hingegen schüttelten sich genüsslich die Weihnachtslethargie aus den Gliedmaßen. Nun begrüßte Frontmann Beck das schon mächtig in Fahrt gekommene Publikum standesgemäß sympathisch und konnte es sich nicht verkneifen, die Schwemme als Heimat zu bezeichnen. Dies sah das Publikum ebenso und feierte „Srained“ im Laufe des Abends bis zum Abwinken. Der neue Bassist Franky R. (Ex-„Michael Schenker Group“) gab sein Schwemme-Debüt und überzeugte auf ganzer Linie. Zwar hielt er sich auf der Bühne optisch im Hintergrund, doch spielerisch stellten selbst anspruchsvolle „Iron Maiden“-Songs inklusive Lead-Bass-Parts wie „Two Minutes To Midnight“ oder „The Trooper“, welches den zweiten Teil des Konzerts einläutete, kein Problem dar. Der Mann hat alles top gespielt. War Teil eins schon erste Sahne, legte „Srained“ von der Songauswahl, der Spielfreude und dem immensen Enthusiasmus im zweiten Teil sogar noch einige Schippen drauf. Bei der unübertrefflichen Hymne „Fear Of The Dark“ („Iron Maiden“) band Frank Beck die Fans gekonnt ins Geschehen mit ein. Viele sangen schon bei den ersten Tönen des Songs die Eröffnungsmelodie lautstark ganz alleine - Gänsehaut-Feeling pur! Was diese Formation auf die Bühne brachte, war vom punktgenauen dynamischen Drumming eines Norman Steißlinger über Franky R. bis hin zum exzellenten, teils furios agierendem Gitarrentandem Michael Müller/Christian Lautemann, absolut top. Bei so hochklassigen Originalsängern wie Ronnie James Dio, Rob Halford, Bruce Dickinson, Biff Byford, Udo Dirkschneider oder James Hetfield steht der Frontmann einer Coverband vor einer großen Aufgabe. Doch dies war für Frank Beck keine wirkliche Hürde, er verfügt über eine dermaßen wandlungsfähige und überragende Stimme, dass er allen gespielten Songs seinen eigenen Stempel aufzudrücken vermochte. Eine umwerfend gespielte Version von „Ace Of Spades“ („Motörhead“) mit jaulender Leadgitarre wie beim britischen Trio um Lemmy Kilmister und der Jahrhundertsong „Number Of The Beast“ („Iron Maiden“) plus Original-Intro beendeten dann ein dreistündiges Konzert, das absolut keine Wünsche offen ließ. Was „Srained“ am Samstagabend in der Schwemme ablieferte, war von vorne bis hinten absolut professionell und für jeden Anhänger des sogenannten traditionellen Heavy Metal eine Offenbarung. In dieser Form gehört „Srained“ zweifellos zur Elite deutscher Coverbands.

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