Pirmasens Fast-WM-Teilnehmer in Kabine vergessen

PIRMASENS. Koen Casteels ist Besseres gewohnt. „Es kann nicht sein, dass man auf so einem Platz spielen muss“, sagte der Belgier, bis zu seinem Schienbeinbruch im April die Nummer 1 des Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim, zur Qualität des Rasens im Stadion Husterhöhe, wo er auf seinem Weg zum Comeback in den großen Stadien Spielpraxis im Regionalligateam des Dietmar-Hopp-Vereins sammelte. Dass Casteels dies tat, war ein Grund dafür, dass der FK Pirmasens sein letztes Ligaspiel vor der Winterpause mit 0:1 (0:0) verlor – RHEINPFALZ am SONNTAG informierte.

Denn der belgische U21-Nationaltorhüter, der durch diesen Beinbruch um seine Teilnahme an der WM in Brasilien gebracht wurde, war in zwei entscheidenden Szenen zur Stelle und parierte Großchancen von Felix Bürger in der 36. und 80. Minute im Stil eines Klassemanns. Casteels machte aber noch mal auf sich aufmerksam: Nach der Halbzeitpause warteten beide Mannschaften und das Schiedsrichtergespann etwa zwei Minuten auf dem Platz, bis der in der Umkleidekabine sitzende Keeper von Hoffenheim II wieder zwischen seinen Pfosten stand. „Die Feldspieler gehen bei uns in der Halbzeit zur Aktivierung wieder früher auf den Platz. Ich muss da nicht mit. Dass es dann mit dem Spiel weiterging, habe ich erst mitbekommen, als ich gerufen wurde“, erzählte Casteels schmunzelnd. Besagte Aktivierung war ein vom Co-Trainer geleitetes Aufwärmen, bei dem die TSG-Kicker – wie an einer Perlenschnur aufgereiht – mit ihren Übungen an eine Gardetanzgruppe beim Fasching erinnerten. Doch es lag beileibe nicht nur am Klassekeeper des Gegners, dass der FKP im fünften Spiel hintereinander kein Tor erzielte. „Es fehlt uns auch das Glück im Abschluss“, klagte der wieder sehr gute Innenverteidiger Alexander Heinze. Aber auch das ist nur ein Teil der Wahrheit, denn es mangelt dem Aufsteiger mit dem kleinen Budget eindeutig an Qualität im Sturm. Der fleißige, schmächtige Robin Mertinitz, der seine Qualitäten als Vorbereiter besitzt, war als Mittelstürmer-Notlösung einmal mehr eine Fehlbesetzung. Rechtsaußen Bürger war noch der gefährlichste Offensivspieler der Pirmasenser, die nach Patrick Freyer (mit fünf Treffern in 19 Saison-Einsätzen bester FKP-Torschütze) kurzfristig auch noch den wieder am Fuß verletzten Angreifer Dennis Gerlinger ersetzen mussten. Nach dem 0:1-Rückstand (74.) durch den Treffer von Lucas Röser – Hoffenheims Coach Marco Wildersinn hatte seinen besten Torschützen erst vier Minuten zuvor eingewechselt – versuchte es FKP-Trainer Peter Tretter gar mit Abwehrchef Marco Steil als Mittelstürmer. Dabei saß auf der Tribüne ein früherer Zweitliga-Torschützenkönig, der im Sommer ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, seinen fußballerischen Ruhestand zu beenden und beim FKP einzusteigen: Benjamin Auer (33), in Pirmasens Mitinhaber eines Fitness-Studios. „Wir flachsen alle zwei Wochen darüber, ob er bei uns anfängt“, erzählte FKP-Präsident und Steuerberater Karsten Volberg, der zu Auer einen guten Draht hat. Volberg geht nicht davon aus, dass es sich der topfit wirkende Ex-Bundesligastürmer anders überlegt, betont aber: „Wir würden ihn mit Handkuss nehmen. Es hängt an ihm.“ Der am Samstag ebenfalls zuschauende, aus Rodalben stammende frühere Junioren-Nationalspieler Felix Müller – derzeit beim Drittbundesligisten Mainz 05 II nur zweite Wahl und bis zur B-Jugend beim FKP, wo sein Onkel Manfred Hoffmann dem Präsidium angehört – kann nach Volbergs Worten ein Thema für die nächste Saison werden: „Er spielt die Runde bei Mainz 05 auf jeden Fall zu Ende, auch weil er in Mainz studiert. Wenn wir in der Regionalliga bleiben, werden wir das aber im Sommer mit Sicherheit angehen. Er würde genau in unser Konzept passen.“

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