Pirmasens Expertinnen in Sachen Barockmusik

Spielte mit großer Lebendigkeit auf der Bühne der Alten Post: das „Trio Vivente“, das um weitere Musiker ergänzt wurde.
Spielte mit großer Lebendigkeit auf der Bühne der Alten Post: das »Trio Vivente«, das um weitere Musiker ergänzt wurde.

Es ist bemerkenswert, wie rührig der Förderverein Hospiz Haus Magdalena ein Konzert nach dem anderen organisiert, um die riesige Summe von 900.000 Euro für den Neubau des Hospizhauses aufzubringen. Der ärztliche Direktor Carsten Henn und Pflegedirektor Erwin Merz des Krankenhauses Pirmasens stehen dem Förderverein vor. Sie dankten den drei Künstlerinnen des „Trio Vivente“, die in diesem Benefizkonzert in der Alten Post komplett auf ihre Gage verzichteten.

Leider blieben die hinteren Stuhlreihen leer und auch die Bühne sah recht öde aus mit dem Beleuchtungsgestell, dem schwarzen Tuch und ohne jeden Schmuck. Aber die Musik ließ dies bald vergessen, denn das „Trio Vivente“ machte seinem Namen alle Ehre und spielte mit großer Lebendigkeit. Es erklangen im Konzert Trios von Mozart, Saint-Saens und Ravel. Obwohl diese Werke zu gänzlich anderen Zeiten entstanden sind, spürte man doch, dass die Streicherinnen Expertinnen in Sachen Barockmusik sind. Die Geigerin Anne Katharina Schreiber und die Cellistin Kristin von der Goltz waren viele Jahre Mitglieder im Freiburger Barockorchester und bei den Berliner Barock Solisten, beides international bekannte Ensembles. Dass die historische Aufführungspraxis für sie alltäglich ist, zeigten sie auch bei diesem Programm auf modernen Instrumenten. Ihr Spiel war fein, schlank, transparent und mit verhältnismäßig wenig Vibrato. Zu ihnen gesellte sich die in Saarbrücken wirkende Pianistin Jutta Ernst und machte das Trio komplett. Sofort war zu merken, dass sich hier drei Künstlerinnen gefunden hatten, die gleiches Niveau, Temperament und Stilgefühl verband. Alle drei waren stets auf perfektes Zusammenspiel bedacht. Man sah ihnen förmlich an, wie sie aufeinander achteten. Mit einem typischen Werk von Mozart wurde das Konzert eröffnet. In allen drei Sätzen begegneten dem Zuhörer Stellen, die wie Zitate aus den Opern „Don Giovanni“ oder „Die Hochzeit des Figaro“ klingen. Bei den Tuttistellen hatten es die Streicherinnen hier mitunter nicht ganz leicht, sich gegen den Flügel durchzusetzen. Dies lag aber sicher nicht am rücksichtsvollen Spiel der Pianistin, sondern eher an der etwas indifferenten Akustik des Konzertsaals. Als Brücke zwischen Mozart und Ravel diente Camille Saint-Saens, dessen kammermusikalische Werke zu seinen Lebzeiten kaum Wertschätzung erfuhren, wie Jutta Ernst erklärte. Der Zeitgeschmack war damals in Frankreich in Richtung Oper ausgerichtet. Das Werk strahlt aber Fröhlichkeit im ersten Satz, Zartheit im zweiten und Humor im dritten Satz aus und ist absolut hörenswert. Im zweiten Teil des Konzerts widmete sich das „Trio Vivente“ dem „Trio pour Piano, Violon et Violoncello“ von Maurice Ravel. Es entstand kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Nach eigenem Bekunden arbeitete Ravel „…mit Sicherheit und Klarheit eines Verrückten am Trio“, das er noch vollenden und sich anschließend freiwillig für den Kriegsdienst melden wollte. Ravel nutzte das Klangspektrum der jeweiligen Instrumente voll aus, setzte für seine interessanten Klangfarben häufig das Tremolo, Glissando und Arpeggio ein und führte Cello und Violine oft in Oktavparallelen. Durch die technische Leistung und Leidenschaft der drei Musikerinnen wurde dieses Werk so emotional, dass die Pulsfrequenz deutlich stieg und sich die Spannung am Ende bei einem stürmischen Applaus entlud. Für die Zugabe hatte sich das Trio eine ganz besondere impressionistische Perle ausgesucht, das Lied „Soiree“ der weitgehend unbekannten französischen Komponistin Mel Bonis.

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