Pirmasens Ein Spiegel für jede Generation

Wer kennt sie nicht, die Geschichte des Piloten, der in der Wüste notlanden muss und dort den kleinen Prinzen trifft? Ein modernes Märchen von Antoine de Saint-Exupéry, das fast jedem schon einmal gelesen wurde. Madeleine Giese und Rainer Furch haben am Donnerstagabend im Pirmasenser Carolinensaal aus diesem Stück vorgelesen – auf ihre ganz eigene Art und Weise.

Der kleine Prinz, ein Reisender, dessen Reise eher einer Flucht gleicht, ausgelöst durch die unglückliche Beziehung zu einer Rose. Er wandert von Planet zu Planet, von Mensch zu Mensch und von Situation zu Situation. Dabei lernt er sehr viel, tut sich aber mit manchen Dingen schwer, da er sie einfach nicht versteht. Die Erwachsenen handeln oft so, dass der kleine Prinz keinen Sinn darin sieht. Das kleine Männchen ist Suchender und Angekommener, es fragt, beobachtet und zieht seine Schlüsse. Dieses Werk setzt das moralische Denken auf literarische Weise um und ist ein Plädoyer für Menschlichkeit und Freundschaft. In ihrer szenischen Lesung ließen die Autorin Madeleine Giese und der Schauspieler Rainer Furch dieses Märchen lebendig werden. Mit den ungewöhnlichen Mitteln eines Schattentheaters nahmen die beiden Künstler ihr Publikum mit auf eine visuelle Reise zu den Sternen und ihren Bewohnern. Mit den Worten „als ich sechs Jahre alt war, sah ich einmal in einem Buch über den Urwald, das ,Erlebte Geschichten’ hieß, ein prächtiges Bild“, begann Furch in der Rolle des Erzählers die Erlebnisse des kleinen Prinzen wiederzugeben. Er berichtete davon, wie er einst ein Bild malte, dass eine Riesenschlange darstellte, die einen Elefanten verdaute. Dem Publikum zeigte „der Erzähler“ dazu ein Bild, auf dem eine schwarze Form zu erkennen ist, die eher einem schwarzen Hut als einer Schlange mit einem Elefanten im Bauch ähnelt. Sehr zum Vergnügen des Publikums. Nur der kleine Prinz, gesprochen von Madeleine Giese, lacht nicht darüber, denn er erkennt sofort das gefährliche Reptil. Mit beeindruckender Mimik und Gestik stellten die beiden Künstler auch den weiteren Verlauf der Geschichte dar und schlüpften abwechselnd in die verschiedenen Rollen. So berichteten sie auch von der Reise des kleinen Prinzen zu den Planeten. Veranschaulicht wurde dieses Abenteuer den Gästen mit Hilfe einer Schattenwand hinter der nicht nur der König eines fiktiven Reiches, sondern auch der Geschäftsmann, der die Sterne zählt, der Eitle, der bewundert werden will, der Alkoholiker und der Geograf zum Leben erweckt wurden. Im ausverkauften Carolinensaal sorgte besonders diese Schattenwand für Entzücken. Das wohl bekannteste Zitat aus diesem literarischen Werk durfte Furch in der Rolle des Fuchses aussprechen: „ Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Und so ist der kleine Prinz auch heute noch ein Spiegel, den jede Generation neu vor ihre Wirklichkeit hält, um mit Spannung zu erfahren, was sich darin zeigt. Dem begeisterten Publikum bot sich im Anschluss noch die Möglichkeit, sich mit den beiden Künstlern auszutauschen. Das Angebot wurde rege genutzt.

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