Pirmasens Apokalyptische Feiertage

Kabarettist Stephan Bauer sieht sich selbst in der Rolle des „Weihnachts-Taliban“.
Kabarettist Stephan Bauer sieht sich selbst in der Rolle des »Weihnachts-Taliban«.

Möchte man mit Stephan Bauer Weihnachten verbringen? Er selbst würde das wohl nur bedingt für eine gute Idee halten. Weil es ihm gerade nicht so gut gehe, verriet er am Donnerstag im Bürgerhaus in Waldfischbach-Burgalben. Verlassen, genervt vom schlechten Wetter und die Aussicht auf ein Weihnachtsfest mit einer offensichtlich neurotischen Familie. Und doch würden wohl fast alle 250 Besucher von Bauers Programm „Weihnachten fällt aus! Josef gesteht alles!“ mit ihm Weihnachten verbringen wollen, weil lustige Feiertage garantiert wären.

Die apokalyptischen Seiten von Weihnachten, Familienbande, das komplizierte Verhältnis von Mann und Frau beleuchtete Bauer mal locker mit wenig tiefgründigem Ansatz als Comedian, mal mit philosophisch-kabarettistischem Ansatz. Eine Mischung, die beim Publikum ankam. Sein Versprechen, in der hektischen Adventszeit für ordentlich was zu Lachen zu sorgen, hielt Bauer über zwei Stunden lang ein. Die funktionierende Beziehung zum Publikum stellte er bereits in der ersten Minute mit dem Lamentieren über seinen bedrückten Zustand her. Die Zuschauer heuchelten sofort und fortan immer wieder, gemischt mit vielen Lachern, Mitleid mit ihm und seinem Alltag als verlassener Mann, dessen Suche nach einer neuen Partnerin in Kneipen für Gott sicher eine unterhaltsame Folge von „Bauer sucht Frau“ sei. Er bekannte, dass ihn durchaus die Angst vor Einsamkeit plage und er deshalb jedes Jahr – das kleinere Übel – Weihnachten mit seiner Familie feiere. Mit Papa, dem Beamten, der nicht stirbt, „weil Beamte langsam versteinern“, mit Mama, die Papa komplett unter der Fuchtel hat mit Oma, mit Opa, ökologisch angehauchten Schwestern und Nichten und Neffen mit Waldorf-Erziehung. Reichlich Potenzial für weihnachtliche Reibereien und nervige Rituale, wie das gemeinsame Familiensingen an Heiligabend, das vielen im Publikum bekannt zu sein schien. Was werde an Weihnachten eigentlich gefeiert, fragte Bauer. Nichts Außergewöhnliches, stellte er fest. Ein Mann, der sich für Gott hält, werde jeden Tag geboren. „Feiern wir deshalb den Geburtstag von Donald Trump?“, fragte er. Er beleuchtete die Geschichte der Unbefleckten Empfängnis. Möglich, denn Wunder wie die, dass man von 500 Gramm Schokolade zwei Kilo zunehme, gebe es auch. Die Unbefleckte Empfängnis sei nicht das Wunder in der Weihnachtsgeschichte, ließ Bauer die Besucher wissen. Das eigentliche Wunder sei, dass Josef die Füße still gehalten habe. Wie der sich wohl gefühlt habe, als er die Heiligen Drei Könige an der Krippe gesehen habe. „Das einzige, was er wusste, der Schwarze kann es nicht gewesen sein.“ Er erzählt von den drei weihnachtlichen Stufen eines Mannes – „als Kind glaubt man an den Nikolaus, als Jugendlicher glaubt man nicht mehr an den Nikolaus und als Mann ist man der Nikolaus“ – oder wie er sich selbst in dieser Rolle sieht: der Weihnachts-Taliban. Bauer gesteht, dass er Weihnachtsmärkte nicht mag und stellt nach dem Hinweis aus dem Publikum, dass es in Waldfischbach-Burgalben drei Weihnachtsmärkte gebe, fest: „Oh, für jeden Einwohner einen.“ Er empfiehlt Englisch-Kurse mit Sprachknoten- und Lachgarantie für unter den Weihnachtsbaum. Bitte übersetzen: Drei Schweizer geschlechtsumgewandelte Hexen betrachten drei Swatches. In Bauer-Englisch: Three swiss switched witches watch three swatches. Längstens jetzt ist klar, dass es sicher Spaß machen würde, mit Stephan Bauer Zeit unterm Weihnachtsbaum zu verbringen. Sollte das nicht möglich sein, würden sich wohl viele Besucher freuen, wenn er irgendwann vor Weihnachten mal wieder vorbeischauen würde, um gemeinsam über die wichtigen Fragen zur Weihnachtszeit zu philosophieren, wie: „Wenn ein Zuckerkranker vom Blitz getroffen wird, entsteht dann Karamell“ oder „Ist das gebrochenes Deutsch, wenn ich Buchstabensuppe wieder auskotze“.

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