Pirmasens „Sieben geile Jahre“

Abgang: Peter Tretter war nach dem Abpfiff noch bei den treuen Fans, dann ging’s zur letzten Pressekonferenz.
Abgang: Peter Tretter war nach dem Abpfiff noch bei den treuen Fans, dann ging’s zur letzten Pressekonferenz.

«PIRMASENS.»„Noch mal vielen Dank für sieben geile Jahre“: Es sind die letzten Worte, die Peter Tretter als Trainer des Fußball-Regionalligisten FK Pirmasens spricht. Punkt 16.25 zeigt die Uhr am Samstag, als eine Ära endet. Soeben hat der 52-Jährige seine allerletzte Amtshandlung hinter sich gemacht, locker die Pflichtübung Pressekonferenz bewältigt. Auch dieser Auftritt, bei dem Stadionsprecher Peter Edrich nach jedem Heimspiel beide Trainer im Klub-Treff unterm Stadiondach zu Wort kommen lässt, läuft an diesem letzten Spieltag der Regionalliga-Saison 2018/19 etwas anders als sonst. „Ich mache nicht viele Worte. Heute ist der Peter dran“, zollt Horst Steffen dem Kollegen Respekt. Und natürlich vergisst der Coach der SV Elversberg nicht, den Gastgebern – und allen voran ihrem Trainer – noch mal ein dickes Kompliment zu machen. Platz neun unter diesen Umständen sei phänomenal, wie Steffen betont. Über das Spiel selbst fällt kaum ein Wort. Das war an diesem Samstagnachmittag ausnahmsweise zweitrangig; die Heimniederlage scheint niemanden sonderlich zu wurmen. Zumindest nach dem Schlusspfiff nicht mehr. Der FKP-Trainer läuft auf den Platz, steuert auf seine Spieler zu, Manuel Grünnagel ist der erste heim Handshake. Es folgen weitere Schützlinge, die Gegner. Ein paar Worte mehr wechselt Tretter mit dem Pirmasenser im SVE-Trikot, Kai Merk. Dann steuert Tretter den Fanblock an. Daumen hoch Die Anhänger danken’s ihrem Trainer mit einem Spruchband, skandieren den Namen, als Tretter vor sie tritt und den Daumen hebt. Das Häuflein, das dort steht, war auch schon mal kleiner, der Block sogar ab und ab leer. Zum Rundenschluss sind gerade mal 689 Zuschauer gekommen. Der oft maue Besuch veranlasst denn Tretter auch, ein paar Wermutstropfen in den Freudenkelch zu gießen. „Ich hätte meinen Spielern manchmal mehr Unterstützung gewünscht“, sagt Tretter, der künftig beim FKP als Koordinator im Hintergrund arbeitet. Ein Schnitt von 800 sei für Regionalliga-Verhältnisse ja nicht eben überragend. Als die letzte Minute einer ebenso aufreibenden wie erfolgreichen Saison abgelaufen ist, hat Tretter schon ein Andenken im Kapuzenpulli. Das hat er genau vier Minuten zuvor einkassiert und rasch in die Tasche gestopft. 15.43 Uhr: Patrick Freyer hat soeben den Platz verlassen. Lauter Beifall und Rufe für den scheidenden Stürmer. Von vornherein war schon klar, dass Tretter „Padde“, den er schon als D-Jugendlichen im Stützpunkt trainierte, einen Solo-Abgang spendiert. Der Stürmer wird mit lautem Applaus verabschiedet, streift noch im Gehen das Trikot ab. Darunter kommt ein anderes zum Vorschein. „Danke für alles“ steht unter einem in ein rotes Herz gefassten FKP-Emblem zu lesen. Tretter umarmt den am Samstag wieder bärenstarken Freyer, und dieser übergibt seinem Trainer sein Trikot, der es umgehend verschwinden lässt – so rasch, dass es kaum jemand registriert. „Ja, er hat es haben wollen, hat er vorher schon gesagt“, sollte „Padde“ später bestätigen. Die Niederlage in Tretters (mutmaßlich) letztem Spiel als FKP-Chefcoach hat nur statistischen Wert. Es überwiegt die Freude über den neunten Tabellenplatz. „Wir sind Spitzenreiter der unteren Tabellenhälfte“, frohlockt Edrich. Stimmt nicht ganz: wenn schon, dann Schlusslicht der oberen Hälfte. Letzte Pausenansprache Dass die Statistik nicht im letzten Spiel eine Niederlage aufweist, diese Hoffnung hat noch in Tretter um 15.13 Uhr gekeimt. Freyer flankt, Christopher Ludy steigt hoch und köpft das 1:2. Tretter springt auf, klatscht. Keine zwei Minuten später klatscht er wieder, als Yannick Grieß hochsteigt, sein Kopfball-Kracher aber über die Latte saust. Die Mannschaft beherzigt, was der Trainer um 14.55 Uhr in der Halbzeitpause gefordert hat: „Ich hab’ keine Lust, wieder fünf zu kriegen wie in Homburg.“ Das Team solle noch mal so auftreten, wie es sich in der Saison so oft gezeigt hat. Um 15.59 Uhr geht Tretter als Letzter Richtung Bank, biegt um die Ecke zur Haupttribüne, als eben der Wiederanpfiff ertönt. Zu Spielbeginn war er schneller da. Wie einige seiner Spieler, ist auch er vor aller Augen offiziell verabschiedet worden. Mit Beifall, mit Rufen. Ein bewegender Moment. Jede Wette: Dem Mann wird künftig etwas fehlen. Keiner schüttelt mal eben die Erlebnisse aus „sieben geilen Jahren“ ab.

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