Pirmasens Pirmasens: Neujahrsrede zu Stadtentwicklung

800 Gäste waren gestern Abend zum Neujahrsempfang in die Festhalle gekommen.
800 Gäste waren gestern Abend zum Neujahrsempfang in die Festhalle gekommen.

Oberbürgermeister Bernhard Matheis hat gestern Abend in der Festhalle seinen Neujahrsempfang dazu genutzt, auf seine Erfolge hinzuweisen und den begonnenen Stadtumbau zu erklären. Seine Rede hatte er unter das Motto „nachhaltige Stadtentwicklung“ gestellt. Das war Rückschau und Ausblick zugleich.

Explizit gesagt hat er es nicht, in der Luft aber lag es: Oberbürgermeister Bernhard Matheis will es am 28. Oktober noch einmal wissen und strebt eine nächste Amtszeit als Oberbürgermeister an. Seine Rede hatte, ganz anders als in den Vorjahren, nicht das große Ganze im Blick, sondern stellte gezielt heraus, was er bislang zumindest auf die Spur gesetzt hat – das neue Pirmasens. In der Festhalle, die als Veranstaltungsort von ganz, ganz vielen gelobt wurde, war es feierlich. Am Flügel begeisterte der erst 14-jährige Pianist Zeyang Jin, den spätestens beim Radetzky-Marsch alle ins Herz schlossen. Das war ein Applaus! Der CDU-Politiker Matheis ließ die Stadtentwicklung Revue passieren, zählte auf: Viele ehemalige Schuhfabriken seien heute Dienstleistungs- und Bürozentren, werden als Wohnraum genutzt. Die Alte Post sei zum überregional erfolgreichen Kulturforum umgebaut worden, das Dynamikum erwarte den Millionsten Besucher, die ehemalige Hauptpost werde eine hochmoderne Jugendherberge. An vielen Stellen in der Stadt entstünden hochwertige Wohnprojekte, in Kürze werde die 100. Straße generalsaniert. Auf der Husterhöhe seien viele neue Arbeitsplätze angesiedelt worden, die Wirtschaft sei nicht mehr wie zu Zeiten der Schuhindustrie monostrukturell geprägt, sondern deutlich stabiler. Das war die Bilanz. Was jetzt kommen muss, erklärte Matheis. „Ziel ist eine nachhaltige Stadtentwicklung.“ Dazu müsse bei Entscheidungen stets überlegt werden, wie Bauwerke, Organisationen und Strukturen an zukünftige Entwicklungen angepasst werden können, um Bestand zu haben. Das setze bei der Entscheidungsfindung Qualität und Sorgfalt voraus. „Alle Veränderungen müssen darauf überprüft werden, was langfristig tragfähig ist.“ Das gelte auch für Schulstandorte, die Innenstadtentwicklung. Das sei zwar zunächst zeitaufwendiger und teurer, auf lange Sicht aber preiswerter, „im wahrsten Sinne des Wortes“. „Zum großen Glück für unsere Stadt sind mittlerweile viele in Pirmasens diesem Maßstab verpflichtet“, befand Matheis. Als Beispiel führte er Unternehmen an, auch das Prüf- und Forschungsinstitut, das im Energiepark an einer weltweit neuen Technologie arbeite, um Windstrom in Gas umzuwandeln. Oder die städtische Wohnungsbaugesellschaft Bauhilfe, die neue Wohnformen ausprobiere. Matheis nannte auch private Initiativen wie die Regenbogen-Kinderhilfe oder den von der Stadt aus der Taufe gehobenen Pakt, die sich zum Wohl der Gemeinschaft engagieren, immer die Zukunft im Blick. Der OB versuchte, alle mitzunehmen. Wer genau hinhörte vernahm, dass jeder in der Festhalle irgendwie gelobt wurde. Auch die Lehrer, die Erzieher. Nachhaltigkeit sei in vielen Bereichen angekommen, bilanzierte der 61-Jährige. Als Beispiel nannte er das Sonnendiplom. Dafür hat die Stadt gerade den Nachhaltigkeitspreis gewonnen. 800 Kinder seien damit „Nachhaltigkeitsbotschafter“ und für einen bewussten Umgang mit Energie geschult worden, erläuterte der OB. Matheis hat aber nicht nur über das Gute und Angestoßene gesprochen, sondern auch von Herausforderungen – über den überproportional hohen Zuzug von anerkannten Flüchtlingen in die Stadt beispielsweise, die Unterfinanzierung der Städte, die hohe Anzahl an Langzeitarbeitslosen. Letzterem wolle er mit einem dritten Arbeitsmarkt begegnen, für den Bürgermeister Markus Zwick beim Land eintrete. Beim Flüchtlingszuzug sei ebenfalls das Land gefordert, das sich nicht länger wegducken dürfe. Die positive Entwicklung der letzten Jahre sei flankiert durch Millioneninvestitionen, eine rege Bautätigkeit. Dies bestärke ihn in der Überzeugung, „dass es eine Renaissance von Mittelstädten gibt“. Eine hervorragend funktionierende Infrastruktur mit Schulen, Kindergärten, ärztlicher Versorgung, Schwimmbad und guten Freizeitangeboten veranlasse mehr und mehr Menschen dazu, hier ihren Lebensmittelpunkt zu suchen. Am Ende seiner 40-minütigen Rede – im Vorjahr waren es nur 30 Minuten – appellierte Matheis an das Wir-Gefühl: „Pirmasens befindet sich in einem Wandlungsprozess, der mit Belastungen und Risiken verbunden ist, aber auch mit Aufbruch und Chancen.“ Dafür sei es wichtig, „dass alle zusammenwirken“.

Appellierte an das Wir-Gefühl: OB Bernhard Matheis.
Appellierte an das Wir-Gefühl: OB Bernhard Matheis.
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