Pirmasens Mit dem Atem verbunden

Pirmin Grehl beim Spiel auf seiner Flöte: Der Rodalber ist Professor an der Musikhochschule in Karlsruhe.
Pirmin Grehl beim Spiel auf seiner Flöte: Der Rodalber ist Professor an der Musikhochschule in Karlsruhe.
Sie spielten in Speyer Kammermusik. Welche Bedeutung hat die Kammermusik in Ihrer Arbeit – im Vergleich zum Spiel im Orchester, den solistischen Auftritten und dem Unterrichten?

Neben dem Unterrichten ist die Kammermusik der wichtigste Pfeiler meiner künstlerischen Arbeit. Im Orchester habe ich 15 Jahre lang als Soloflötist gespielt, nun spiele ich nur noch gerne gelegentlich als Gast in verschiedenen Orchestern, es ist aber aus Zeitgründen eher selten möglich. Solistische Auftritte mit Orchester sind natürlich immer eine besonders reizvolle und auch herausfordernde Aufgabe, aber der intime Rahmen der Kammermusik ermöglicht das beweglichste Musizieren. Daher versuche ich, möglichst viele Einladungen zur Mitwirkung in Kammermusikkonzerten oder -festivals anzunehmen. Können Sie uns etwas zu den Perspektiven Ihrer Arbeit an der Karlsruher Musikhochschule sagen? Was wollen Sie dort erreichen? Für das Unterrichten habe ich schon lange eine ausgeprägte Leidenschaft. Ich empfinde es als eine wunderbare Aufgabe, im direkten Kontakt mit den Studenten neben der intensiven Vermittlung von handwerklichem instrumentalen Können Verständnis für Analyse, Emotion und Psychologie von Musik wecken und vertiefen zu dürfen. Es ist mein Anspruch, in der Arbeit mit meiner Klasse über die handwerkliche Ausbildung hinaus zu gehen und letztendlich die Entwicklung der Persönlichkeiten der Studenten zu begleiten und hoffentlich zu bereichern. Worin liegt für Sie denn der besondere Reiz der Flöte als Musikinstrument? Der Reiz der Flöte als Instrument liegt für mich in ihrer Unmittelbarkeit. Ich halte die Flöte für das Instrument, das hinsichtlich der Tonproduktion am direktesten mit dem Atem verbunden ist, da es keine Mundstücke, Rohrblätter oder Windkanäle zwischen dem Atem und dem entstehenden Ton gibt. Die Flöte ist ein Stück weit ein „ineffizientes“ Instrument, da ein Teil der Atemluft über das Instrument hinweggeht und keine direkte Verwendung findet. In diesem Vorgang alleine kann viel Poesie liegen, nur die menschliche Stimme ist noch unmittelbarer. Würden Sie junge Menschen dazu ermutigen, Flöte zu lernen? Selbstverständlich kann ich junge Menschen ermutigen, das Instrument zu erlernen. Die Aussicht auf beruflichen Erfolg mit dem Instrument wird schwerer und schwerer, da die Qualität in der Breite alleine in der letzten Generation junger Flötisten enorm gestiegen ist, die Zahl der Stellen für Berufsflötisten aber keinesfalls wächst. Aber diese Überlegungen sollen ja hoffentlich nicht am Anfang einer Entscheidung stehen, ein Instrument zu lernen.

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